Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition)
Hand vor den Mund, um ihren Entsetzensschrei zu unterdrücken.
Mrs. Philpot kniete neben ihm auf dem Boden und presste ein Taschentuch auf seinen Hals – ein Taschentuch, das sich bereits mit hellrotem Blut voll gesogen hatte. Es war nicht schwer zu erkennen, was geschehen war. Spitze Ton- und Glasscherben lagen um ihn verstreut auf dem Boden.
Samantha eilte durch den Raum und fiel neben ihm auf die Knie, ohne dem scharfen Schmerz Beachtung zu schenken, als sich ein Stück Glas durch ihre Röcke hindurch in ihr Knie bohrte. Als sie nach dem Taschentuch griff und es anhob, um den hässlichen Schnitt in Gabriels Hals zu betrachten, lehnte sich Mrs. Philpot zurück, nur zu bereit, ihre grimmige Pflicht an sie abzutreten.
Die Haushälterin wischte sich eine schlaffe Haarsträhne aus dem Gesicht, was einen Streifen von Gabriels Blut auf ihrer Wange hinterließ. »Wir haben ihn gefunden, als wir ihm seinen Nachmittagstee bringen wollten. Ich habe keine Ahnung, wie lange er hier schon so liegt.« Der scharfe Blick der Frau glitt über Samanthas Reisejacke und ihren Hut; es entging ihr nichts. Sie hielt Gabriels Glöckchen hoch. Blutige Fingerabdrücke verunzierten den Holzgriff. »Das hier habe ich direkt neben seiner Hand gefunden. Er muss versucht haben, um Hilfe zu läuten, aber niemand hat ihn gehört.«
Samantha schloss kurz die Augen, erinnerte sich an das leise Klingeln, das sie so kaltherzig ignoriert hatte. Sie öffnete sie wieder und entdeckte den händeringenden Beckwith in der Tür.
»Gibt es einen Arzt im Dorf?«, fragte sie.
Beckwith nickte.
»Holen Sie ihn sofort. Sagen Sie ihm, es geht um Leben und Tod.« Als der Butler einfach nur dastand, unfähig, den Blick von seinem gestürzten Herrn loszureißen, rief Samantha schließlich: »Los!«
Während Beckwith seine Erstarrung abschüttelte und sich in Bewegung setzte, erhob sich Mrs. Philpot, um eines der sauberen Halstücher zu holen, die über dem Ankleidespiegel hingen. Samantha riss es ihr aus der Hand, faltete es rasch und presste es Gabriel an den Hals. Obwohl aus der Wunde immer noch Blut sickerte, schien es weniger zu werden. Samantha konnte nur beten, dass es nicht deswegen war, weil er starb.
Sie winkte Mrs. Philpot zu sich; sie sollte das Halstuch halten. Dann fasste sie Gabriel an den Schultern, entschlossen herauszufinden, ob er nicht auch noch irgendwo anders blutete. Sie brauchte ihre ganze Kraft, aber mit der Hilfe der Haushälterin gelang es ihr dann doch, ihn umzudrehen und in ihre Arme zu ziehen. Von den paar blutigen Schrammen und der gezackten Narbe abgesehen, war sein Gesicht totenbleich.
»Du dummer, sturer Narr«, murmelte sie stockend. »Sieh dir nur an, was du jetzt wieder angestellt hast.«
Seine Augenlider flatterten, hoben sich einen Spalt und ließen seine faszinierend grünen Augen sehen. Als er den Kopf umdrehte, um sie mit gläserner Klarheit anzuschauen, stockte Samantha der Atem. Dann schlossen sie sich wieder, als hätte er entschieden, dass es die Mühe nicht wert war.
»Sind Sie es, Miss Wickersham?«, flüsterte er heiser. »Ich habe nach Ihnen geläutet.«
»Ich weiß.« Sie strich ihm eine Locke aus der Stirn. »Aber jetzt bin ich ja da und bleibe auch.«
Er runzelte die Stirn. »Ich wollte Ihnen nur sagen, dass Sie zum Teufel gehen sollen.«
Samantha lächelte durch einen Tränenschleier hindurch. »Ist das ein Befehl, Mylord?«
»In dem Fall würden Sie ja sowieso nicht gehorchen«, murmelte er. »Unverschämtes Frauenzimmer.«
Gabriel verlor wieder das Bewusstsein, und sein Kopf rollte an ihre Brust. Samantha kam zu dem Schluss, dass seine schwindende Kraft dafür verantwortlich war, wenn diese Beleidigung fast wie ein Kosename klang.
Als Dr. Thaddeus Greenjoy fast zwei Stunden später aus Gabriels Schlafzimmer kam, hatte sich vor der Tür fast der gesamte Haushalt versammelt und hielt Wache. Mrs. Philpot saß in einem Stuhl mit hoher Lehne, ein spitzengesäumtes Taschentuch an die zitternden Lippen gepresst. Ein elend aussehender Beckwith stand neben ihr, während die anderen Dienstboten am Treppenabsatz miteinander flüsterten.
Nur Samantha war alleine. Obwohl der Doktor den Stubenmädchen erlaubt hatte, das Blut und die Scherben vom Boden aufzuwischen, und den Lakaien, Gabriel aufs Bett zu legen und von seiner blutdurchtränkten Hose zu befreien, hatte er sich die Anwesenheit aller während seiner Untersuchung des Patienten verboten – die Pflegerin des Earls eingeschlossen.
Als er die Tür
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