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Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition)

Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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es mir nie träumen lassen, dass der Verstand einer Frau so vielschichtig oder faszinierend sein könnte. Meine Mutter und meine Schwestern haben sich selten mit etwas Anspruchsvollerem beschäftigt als mit dem neusten Klatsch bei Almack's oder den jüngsten Modezeichnungen, die aus Paris zu uns geschmuggelt worden waren.«
    Samantha verkniff sich ein Lächeln. »Die Entdeckung muss ja ein ziemlicher Schock für Sie gewesen sein – dass eine Frau einen ebenso scharfen Verstand wie Sie selbst besitzen kann.«
    »Das war es in der Tat«, gestand er, und sein Tonfall verriet, dass ihm ihr Sarkasmus nicht ganz entgangen war. »Nach mehreren Monaten dieser köstlichen Qual habe ich ihr geschrieben und versucht, sie zu überreden, mit mir nach Gretna Green zu fliehen. Sie weigerte sich, war aber nicht so grausam, mich ganz ohne Hoffnung zu lassen. Sie schwor einzuwilligen, selbst gegen den Willen ihres Vaters meine Braut zu werden, wenn ich beweisen könnte, dass ich noch an etwas anderem in meinem Leben Interesse hätte als an meinem nächsten Gewinn beim Glücksspiel, wenn ich für etwas eine Leidenschaft an den Tag legte, das nichts mit Pferden zu tun hatte, Jagdhunden oder hübschen Operettentänzerinnen.«
    »Wie überaus großzügig«, murmelte Samantha.
    Gabriel runzelte die Stirn. »Sie traute meinen Gefühlen immer noch nicht ganz. Egal wie leidenschaftlich ich ihr meine Liebe schwor, ein Teil von ihr glaubte nur allzu gern, dass ich ein verantwortungsloser Wüstling sei, der alles geerbt hatte, was von Bedeutung war – Titel, Reichtum, gesellschaftliches Ansehen.« Er zog selbstironisch eine Augenbraue hoch, sodass sich die Haut um seine Narbe spannte. »Selbst mein gutes Aussehen.«
    In Samanthas Magen machte sich ein unangenehmes Brennen bemerkbar. »Also haben Sie beschlossen, ihr das Gegenteil zu beweisen.«
    Er nickte. »Ich bin in die Marine Seiner Majestät eingetreten.«
    »Warum die Marine? Ihr Vater hätte Ihnen ein Offizierspatent in einem prestigeträchtigen Regiment in der Armee kaufen können.«
    »Und was hätte das bewiesen? Dass sie in ihrer Einschätzung von mir Recht hatte? Dass ich unfähig war, etwas aus eigener Kraft zu erreichen, mit meinen Fertigkeiten? Wenn das mein Ziel gewesen wäre, hätte ich in die Armee gehen und die Rolle des Helden spielen können. Nichts ist mit einer gestärkten Uniform und einem Stück Goldtresse auf der Schulter eines Mannes zu vergleichen, wenn es darum geht, einer Frau den Kopf zu verdrehen.«
    Samantha sah ihn im Geiste einen überfüllten Ballsaal betreten, seinen Hut unter dem Arm, das goldbraune Haar im Licht der Kerzen schimmernd. Seine wohl geformte Gestalt hatte gewiss alle unverheirateten Damen im Raum erröten und hinter ihren Fächern seufzen lassen.
    »Aber Sie wussten, dass Ihrer Herzensdame der Kopf nicht so leicht zu verdrehen war«, riet sie.
    »Wie sie ja auch nicht leicht zu gewinnen war. Also bin ich unter Nelson zur See gefahren, zuversichtlich, dass sie bei meiner Rückkehr bereit wäre, meine Frau zu werden. Da ich wusste, dass wir mehrere Monate lang getrennt sein würden, habe ich ihr einen Brief zum Abschied geschrieben, sie gebeten, auf mich zu warten. Ich versprach ihr, dass ich entschlossen sei, der Mann zu werden – und der Held – , den sie verdiente.« Er setzte zu einem schiefen Lächeln an. »Und so endet der erste Akt. Es gibt eigentlich keinen Grund fortzufahren, nicht wahr? Sie wissen, wie die Geschichte ausgeht.«
    »Haben Sie sie je wiedergesehen?«
    »Nein«, antwortete er ohne jede Ironie. »Aber sie mich. Nachdem man mich zurück nach London gebracht hatte, kam sie ins Krankenhaus. Ich weiß nicht, wie lange ich schon dort war. Die Tage und Nächte ließen sich nicht unterscheiden, dehnten sich gleich endlos dahin.« Er berührte seine Narbe mit einem Finger. »Mit meinem zerstörten Gesicht und den blicklosen Augen muss ich scheußlich ausgesehen haben. Ich bezweifle, dass sie überhaupt ahnte, dass ich bei Bewusstsein war. Ich hatte noch nicht einmal genug Kraft, um zu sprechen. Trotzdem konnte ich ihr Parfum riechen – wie ein Frühlingshauch in dem höllischen Gestank nach Kampfer und fauligen Wunden.«
    »Was hat sie getan?«, erkundigte sich Samantha flüsternd.
    Gabriel legte sich eine Hand aufs Herz. »Hätte ein gefühlsduseliger Schriftsteller die Szene erdacht, hätte sie sich mir zweifellos an den Hals geworfen und mir ewige Liebe geschworen. Doch in Wahrheit ist sie einfach davongelaufen. Dabei war

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