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Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition)

Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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jeden Nachmittag vorlesen. Mein Gott, ich könnte Ihnen sogar bei Ihrer Korrespondenz helfen, wenn Sie wollen! Es gibt bestimmt jemanden, der gerne von Ihnen hören würde. Ihre Offizierskameraden? Ihre Familie? Ihre Freunde in London?«
    »Warum ihnen die lieben Erinnerungen an mich verderben?«, fragte er spöttisch. »Wenn sie an mich denken, stellen sie sich mich mit Sicherheit lieber tot vor.«
    »Seien Sie nicht albern«, schalt sie ihn. »Ich bin mir ganz sicher, dass sie sich alle sehr über eine kurze Nachricht von Ihnen freuen würden, dass es Ihnen gut geht.«
    Gabriel lauschte verwundert ihren energischen Schritten, mit denen sie das Zimmer durchquerte. Bis er hörte, wie die Schublade des Schreibtisches aufgezogen wurde.
    Ohne lange nachzudenken, einzig seinem Instinkt gehorchend, warf er die Decke zur Seite und machte einen Satz in Richtung des Geräusches. Dieses Mal schärfte die Verzweiflung seine Sinne, anstatt sie zu beeinträchtigen. Seine Hand fand mit Leichtigkeit den Griff und stieß die Schublade zu. Er wollte gerade erleichtert aufatmen, als er merkte, dass das weiche Etwas, das da zwischen seinen ausgestreckten Armen gefangen war, niemand anderes als seine Pflegerin war.

7
Meine liebste Cecily,
jetzt, da ich mich erkühnt habe,
Sie mit Ihrem Vorna men anzusprechen,
darf ich mich nun der Hoffnung hingeben,
    dass Ihre vollen Lippen meinen Namen formen werden?
     
    Einen Augenblick war Samantha so verblüfft, dass sie beinahe zu atmen vergaß. Das hypnotisierende Prasseln des Regens, das gemütliche Dämmerlicht im Raum, die Wärme von Gabriels Atem in ihrem Haar, das alles verwob sich miteinander, hüllte sie ein wie in einen schützenden Kokon aus Nebel, in dem die Zeit jegliche Macht und Bedeutung verlor. Gabriel schien genauso darin gefangen wie sie. Sie hatte darauf bestanden, dass er heute Morgen ein Hemd anzog, aber nicht, dass er es auch zuknöpfte. Die breite Brust, die sich an ihren Rücken drückte, bewegte sich nicht. Seine Hände ruhten immer noch auf der Schreibtischschublade, die Muskeln und Sehnen an seinen Unterarmen traten hervor.
    Obwohl ihre seltsame Haltung keine Umarmung war, drängte sich Samantha der Gedanke auf, wie leicht es für ihn wäre, seine Arme von hinten um sie zu schlingen und sie an seinen heißen Körper zu ziehen, bis ihr nichts mehr anderes übrig blieb, als sich an ihn zu schmiegen und mit ihm zu verschmelzen.
    Sie machte sich steif. Sie war keine Debütantin mit weichen Knien und umflortem Blick, die nur darauf wartete, von dem ersten Gentleman verführt zu werden, der mit dem Finger schnippte.
    »Entschuldigen Sie, Mylord«, sagte sie fest und brach den gefährlichen Bann, der sie beide gefangen hielt. »Ich wollte nicht neugierig sein. Ich habe nur nach Tinte und Briefpapier gesucht.«
    Gabriel ließ seine Arme sinken, doch es war Samantha, die rasch einen Schritt zur Seite trat und somit Abstand zwischen sie beide zu legen versuchte. Ohne seine Wärme schien ihr die feuchte Kälte, die sie zuvor kaum wahrgenommen hatte, bis in die Knochen zu dringen, sodass sie sich alt und spröde anfühlten. Sie ließ sich wieder auf der Bank am Fenster nieder, zog die Beine an und schlang ihre Arme darum, einen Schauer unterdrückend.
    Gabriel stand still da, als sei er tief in Gedanken versunken. Dann jedoch, anstatt sie für ihre Einmischung zurechtzuweisen, wie sie es eigentlich erwartet hätte, zog er die Schublade auf. Seine Hände fanden, ohne überhaupt zu suchen, unverzüglich den Inhalt. Als er sich umdrehte und das dicke Bündel in ihre Richtung warf, war Samantha so erstaunt, dass sie es fast nicht aufgefangen hätte.
    »Wenn Sie etwas Lustiges lesen wollen, können Sie es gerne mit denen hier versuchen.« Obwohl Verachtung Gabriels Miene verdüsterte, spürte Samantha, dass nicht sie der Grund war. »Ich denke, Sie werden entdecken, dass diese Briefe all die Elemente enthalten, die man gewöhnlich in einer Farce findet – scharfsinnige Wortgefechte, eine heimliche Werbung, einen Mitleid erregenden Narr, der bereit ist, alles aufs Spiel zu setzen, um das Herz seiner Liebsten zu gewinnen – selbst sein Leben.«
    Sie blickte auf das mit einem Seidenband zusammengehaltene Bündel Briefe. Das Leinenbriefpapier war abgenutzt, aber dennoch gut erhalten, als ob die Briefe oft gelesen, aber mit großer Sorgfalt behandelt worden wären. Als Samantha sie von allen Seiten betrachtete, stieg ihr das Parfum einer Frau in die Nase, so betörend und süß wie die

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