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Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition)

Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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Sofa.
    Als Gabriel tonlos etwas von einem Minotaurus murmelnd das Ende des Labyrinths erreichte, stieß er auf Luft.
    Stirnrunzelnd beschrieb er mit dem Stock einen Bogen. »Wo, zum Teufel, ist der Davenport hin? Ich hätte schwören können, dass er vor ein paar Tagen noch hier stand.«
    Statt einer Antwort trat Samantha vor ihn und stieß die bis zum Boden reichenden französischen Fenster auf, sodass er auf die Terrasse treten konnte. Mit einem vor Begeisterung schrillen Bellen ließ Sam den Stiefel fallen und rannte an ihnen vorbei, um sich draußen an die Fährte eines imaginären Hasen zu heften. Eine milde, nach Flieder duftende Brise wehte ins Zimmer.
    »Da Sie nun sowohl den Empfangssalon als auch den Ballsaal gemeistert haben«, erläuterte sie, »dachte ich, es sei an der Zeit, heute Nachmittag einen kleinen Spaziergang durch die Gartenanlagen zu wagen.«
    »Nein, danke«, antwortete er ausdruckslos.
    Überrascht fragte sie: »Und warum nicht? Sie haben doch gerade selbst gesagt, der Salon langweile Sie. Ich dachte, Sie würden sich freuen, etwas Neues auszuprobieren und dabei ein bisschen frische Luft zu schnappen.«
    »Ich habe hier im Haus all die frische Luft, die ich benötige.«
    Verwirrt blickte Samantha nach unten. Er umklammerte den Gehstock mit weiß hervortretenden Knöcheln, als wäre er sein Rettungsanker. Sein ausdrucksvolles Gesicht war wie erstarrt, sein linker Mundwinkel nach unten gebogen. Der mühelose Charme von letzter Nacht war verschwunden, ersetzt durch eine düstere Maske.
    Der Atem stockte ihr, als sie begriff, dass Gabriel nicht verärgert war. Er hatte Angst. Rückblickend fiel ihr auf, dass sie seit ihrer Ankunft auf Fairchild Park nicht gesehen hatte, wie er sich dem Sonnenlicht stellte.
    Sanft befreite sie den Gehstock aus seinem Griff und lehnte ihn gegen die Wand. Kühn legte sie ihm die Hand auf den verkrampften Unterarm. »Ihre Lungen brauchen vielleicht keine frische Luft, Mylord, meine jedoch schon.
    Und Sie können kaum von einer Dame erwarten, dass sie an einem so herrlichen Frühlingstag einen Nachmittagsspaziergang ohne die Begleitung eines Gentlemans unternimmt.«
    Samantha wusste, dass es ein Wagnis war, an eine Ritterlichkeit zu appellieren, die er nicht mehr besaß. Aber zu ihrer Überraschung bedeckte er zögernd ihre Hand mit der seinen und senkte den Kopf, um eine spöttische Verbeugung anzudeuten. »Niemand soll sagen, Gabriel Fairchild könne einer Dame einen Wunsch abschlagen.«
    Er machte erst einen Schritt nach vorn, dann noch einen. Sonnenlicht ergoss sich wie geschmolzenes Gold über sein Gesicht. Als sie über die Schwelle schritten, blieb er jäh stehen. Sie fürchtete, er wolle doch noch ablehnen, aber es schien, als sei er bloß stehen geblieben, um tief einzuatmen. Samantha tat es ihm nach, genoss in vollen Zügen den Geruch der frisch umgegrabenen Erde und das betörende Parfum der prallen Glyzinienblüten an dem Spalier in der Nähe.
    Als Gabriel die Augen schloss, war sie in Versuchung geführt, auch die ihren zu schließen, ihre Sinne ganz auf die Liebkosung durch die sonnenwarme Brise und das empörte Zwitschern eines Rotkehlchens zu konzentrieren, das mit seinem Partner schimpfte, während die beiden ein Nest in den Zweigen eines nahen Weißdornes bauten. Doch wenn sie das getan hätte, hätte sie den Ausdruck puren sinnlichen Vergnügens auf Gabriels Gesicht verpasst.
    Ihre Lebensgeister hoben sich, und sie drängte ihn loszugehen, führte ihn zu dem Stück smaragdgrünen Rasens, das sich zu einem halb verfallenen, steinernen Gemäuer am Rand eines weitläufigen Waldes absenkte. Jede Einzelheit in dem sorgfältig geplanten Park, von den frisch gehauenen Felsen bis zu den sich dahinschlängelnden Bächen, war mit dem Ziel angelegt, den Eindruck unberührter Wildnis zu erwecken.
    Ohne seine Finger von den ihren zu nehmen, hielt Gabriel mühelos mit ihr Schritt, gewann mit jedem zurückgelegten Meter an Zuversicht und Anmut. »Wir sollten uns nicht zu weit vom Haus entfernen. Was, wenn mich jemand aus dem Dorf sieht? Ich will schließlich keine kleinen Kinder erschrecken.«
    Trotz seines trockenen Tonfalles wusste Samantha, dass seine Worte nur halb scherzhaft gemeint waren. »Kinder fürchten nur das Unbekannte, Mylord. Je länger Sie sich auf Fairchild Park einsperren, desto Furcht einflößender wird Ihr Ruf.«
    »Und wir wollen ja nun wirklich nicht, dass alle glauben, ich sei ein missgestaltetes Scheusal, das im Dunkeln herumlungert,

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