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Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition)

Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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Zeitpunkt, da die letzten Noten von »Barbara Allen« verklangen, waren sie beide atemlos vor Gelächter. Als das Cembalo »Komm, leb mit mir«, anstimmte, eine gefällige Weise, die mehr zu einer Allemande passte als zu einem Walzer, blieben sie stehen. Gabriel hielt Samantha fest, wollte weder sie noch den Augenblick aufgeben.
    »Falls Sie versuchen wollen, mich damit zu beeindrucken, wie kultiviert Sie sind, dann werden Sie kläglich scheitern«, erklärte sie.
    »Vielleicht sind wir unter unseren geschliffenen Manieren und unserer feinen Seide im Herzen doch nur Barbaren.« Ihre Hand an seinen Mund hebend, drückte er einen Kuss auf die Handfläche, erlaubte seinen Lippen, länger auf ihrer zarten Haut zu verweilen, als es schicklich war. »Selbst Sie, meine prüde Miss Wickersham.«
    Das leise Zittern in ihrer Stimme war nicht zu überhören. »Wenn ich ein zynischeres Wesen hätte, Mylord, könnte mir der Verdacht kommen, dass Sie dieses Szenarium nicht für eine Entschuldigung aufgebaut haben, sondern für eine Verführung.«
    »Was wäre Ihnen lieber?« Nicht länger in der Lage, der Versuchung zu widerstehen, senkte Gabriel den Kopf und suchte die Antwort direkt auf ihren Lippen.
    Samantha schloss die Augen, als könnte sie so jede Mitschuld an dem, was gleich geschehen würde, leugnen. Aber sie vermochte den sehnsüchtigen Schauer nicht zu leugnen, der sie durchlief, als Gabriels Lippen die ihren in einer federleichten Liebkosung streiften. Das hier glich in nichts dem Kuss, den sie in der Bibliothek geteilt hatten. Es war ein leidenschaftlicher Angriff auf ihre Sinne gewesen. Dies hier dagegen war der Kuss eines Liebhabers – eine bedächtige Kostprobe all der Vergnügen, der Lust, die er ihr bereiten konnte. Was noch verführerischer und gefährlicher war für ihr einsames Herz.
    Er liebkoste ihre vollen Lippen, überredete sie, sie zu öffnen, das Eindringen seiner Zunge zu begrüßen. Als sie deren samtige Hitze in ihrem Mund spürte, fühlte Samantha, wie sie dahinschmolz, sich an ihn schmiegte und der letzte Rest ihres Widerstandes zu Asche verglühte. Plötzlich war sie Bettlerin bei einem Festmahl – einem Festmahl für ihre Sinne, die ihr Körper zu lange missachtet hatte. Sie wollte ihn verschlingen, jedes Verlangen in sich mit der herrlichen Leidenschaft seines Kusses stillen.
    Als ihre Zunge sich an dem uralten Tanz beteiligte, seinen Geschmack genoss, stöhnte er tief in der Kehle. Er musste nicht sehen können, um seine Hand in ihren Ausschnitt zu schieben und ihre weiche Brust unter dem Seidenhemd zu finden, um seinen Daumen leicht über die harte Brustwarze zu reiben, bis sie in seinen Mund stöhnte, von einer Sehnsucht überwältigt, die so durchdringend war wie verboten.
    Von dem hilflosen Stöhnen beschämt und voller Sorge, wo seine Finger als Nächstes hinwandern würden, riss Gabriel Hände und Lippen von Samantha.
    Um Atem ringend, lehnte er seine Stirn an die ihre. »Sie sind nicht ganz aufrichtig zu mir gewesen, nicht wahr, Miss Wickersham?«
    »Warum sagen Sie das?«
    Davon ausgehend, dass das Entsetzen in ihrer Stimme auf seine Vertraulichkeit von eben zurückzuführen war, brachte er seinen Mund dicht an ihr Ohr und wisperte: »Weil Sie, sehr zu meinem Missfallen, sehr wohl Unterwäsche tragen.«
    Das Lied hörte in diesem Moment auf, und die plötzliche Stille erinnerte sie beide daran, dass sie oben auf der Galerie Zuschauer hatten.
    »Soll ich noch ein Lied spielen, Mylord?« Beckwiths heitere, unbekümmerte Stimme klang über das vergoldete Geländer zu ihnen herab, gab ihnen Gewissheit, dass der Butler das Schauspiel auf der Tanzfläche nicht mitbekommen hatte.
    Es war Samantha, die schließlich die Kraft aufbrachte, sich aus seinen Armen zu lösen, Samantha, die nach oben rief: »Nein, danke, Beckwith. Lord Sheffield benötigt Ruhe. Morgen wird er pünktlich um zwei Uhr seine Stunden aufnehmen.« Ihre Stimme klang nicht weniger kühl, als sie sich wieder zu Gabriel umdrehte und artig sagte: »Danke für das Dinner, Mylord.«
    Von ihrer Verwandlung zurück in seine gestrenge Pflegerin amüsiert, machte er eine förmliche Verneigung.
    »Und danke Ihnen ebenfalls, Miss Wickersham … für den Tanz.«
    Mit schräg geneigtem Kopf lauschte er auf ihre fliehenden Schritte und fragte sich nicht zum ersten Mal, welche Geheimnisse seine Pflegerin wohl noch hüten mochte.
     
    Beckwith kehrte in die Gesindestube zurück, wo er Mrs. Philpot vorfand, die allein vor dem Feuer saß und

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