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Geheimnis des Feuers

Geheimnis des Feuers

Titel: Geheimnis des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Flammen erkennen zu können.
    Jetzt war dort auch Marias Gesicht. Maria, die jetzt unter den Toten war. Sofia war erleichtert, wenn sie daran dachte, dass Maria bei Muazena und Hapakatanda war.
    Es war, als ob sie Marias Stimme hörte. Sie sagte, dass nicht Sofia schuld an ihrem Tod war. Niemand konnte wissen, dass gerade dort, wo Sofia ihren rechten Fuß aufsetzte, eine Mine lag. Ihre Schuld war es nicht.
    Als Sofia endlich schlafen ging, war das Feuer bis auf die Glut erloschen. Vielleicht hatte sie hierher kommen müssen, um Marias Stimme in den Flammen zu hören? Wenn das so war, hatte sie richtig gehandelt. Dann würde Veronica nicht böse auf sie sein.
    Sofia brauchte sich keine Sorgen zu machen, wie sie das Geld für die Rückreise beschaffen sollte. José-Maria hatte erfahren, dass Sofia zu Besuch gekommen war, und er tauchte auf. Er hockte sich vor sie hin und lächelte. »Ich wusste, dass du gut damit fertig werden würdest«, sagte er. »Bald kommst du wieder nach Hause.« Dann sagte er das Beste von allem. »Heute Nachmittag muss ich in die Stadt. Dann kannst du mit mir fahren.«
    Am Nachmittag bekam Sofia einen Korb voller Gemüse von Lydia. José-Maria kam mit seinem Auto. Es war Zeit aufzubrechen. Sofia verabschiedete sich und schaute dann zu den schwarzen Resten des Feuers vom vorherigen Abend.
    »Ich komme bald wieder, Maria«, flüsterte sie vor sich hin.
    An diesem Abend, als sie wieder in ihrem einsamen Zimmer lag, dachte sie, dass es jetzt leichter werden würde, da sie wusste, dass sie bald für immer nach Hause zurückkehren konnte.
    Außerdem hatte sie mit Maria gesprochen. Maria war bei Muazena und Hapakatanda. Dort würde es ihr gut gehen. So gut, wie es einem eben gehen kann, wenn man tot ist. Sofia dachte, das Schlimmste sei vorbei. Alle Leiden, alle Einsamkeit. Sie streichelte Kukula und Xitsongo, die neben ihrem Bett lagen. Sie waren wirklich ihre besten Freunde geworden.
    9.
    Eines Tages hatte sie genug geübt.
    Sofia dachte, dass die Zeit, die merkwürdige, die es gab und doch nicht gab, sie wieder einmal überrumpelt hatte. Am Ende war sie so schnell vergangen, dass sie nicht einmal an die Zeit gedacht hatte.
    Mestre Emilio und Doktor Raul kamen in den Saal, in dem sie hin und her ging, während Benthino zuguckte.
    Sie sahen ihr zu und dann, als sie sich hinsetzte um auszuruhen, sagten sie, dass sie nicht mehr zu üben brauche. Jetzt könnte sie nach Hause gehen und musste nicht mehr wiederkommen.
    Sofia begriff es nicht. War das wirklich möglich? Dass die lange Einsamkeit vorbei war?
    »Deine Freunde kümmern sich schon sehr gut um dich«, sagte Doktor Raul und zeigte auf ihre Beine. »In ein paar Jahren musst du wiederkommen«, sagte Mestre Emilio. »Aber erst dann, wenn du so sehr gewachsen bist, dass du zwei neue Beine brauchst.« »Ich kann ihr nichts mehr beibringen«, sagte Benthino. »Bei mir gibt es schon viele in der Warteschlange, die wieder gehen lernen müssen.«
    »Ich fahr dich selbst nach Hause«, sagte Doktor Raul. » Morgen hol ich dich aus dem Heim ab, in dem du wohnst.«
    An diesem Tag kamen mehrere der Krankenschwestern, die sich in der ersten schweren Zeit um Sofia gekümmert hatten, und verabschiedeten sich von ihr. Es waren Marta und Celeste und Mariza. Sofia war die ganze Zeit verlegen und wusste nicht, was sie sagen sollte. Am Nachmittag, kurz bevor das Auto sie abholen würde, lief sie hinaus, hüpfte auf ihren Krücken zu den Frauen, die auf der Straße saßen und ihre Waren verkauften. Miranda war da und all die anderen. Als Sofia erzählte, dass sie nun nach Hause zurückkehren würde, brach ein gewaltiger Lärm los. Sie riefen und redeten durcheinander und wünschten ihr Glück. Wieder war Sofia verlegen. Als sie in das Heim für Alte und Kranke zurückkehrte, stand ihr das Schwerste bevor. Sie musste sich von Veronica verabschieden, die ihr so sehr geholfen hatte. Veronica, die ihr die ganze lange Zeit wie eine zweite Mama gewesen war. Sofia würde sie auf besondere Art vermissen, fast so wie jene, die in dem niedergebrannten Dorf zurückgeblieben waren, aus dem sie einmal geflohen waren. Aber Veronica schien sich darüber zu freuen, dass Sofia nun nach Hause fahren durfte. »Du kommst mich bestimmt mal besuchen«, sagte sie. Sofia nickte. Aber sie fragte sich, ob das je geschehen würde. Da sie die Stadt jetzt verließ, fiel es ihr schwer zu glauben, dass sie noch einmal zurückkehren werde. Sie hatte sich nie an die hohen Häuser gewöhnt, an die

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