Geheimnis des italienische Grafen
– wenn sie ins falsche Zimmer ging …
Sie spähte über ihre Schulter, beinahe versucht, nach Hause zu laufen, ihren albernen Plan fallen zu lassen. Aber als sie die stille Straße betrachtete, besann sie sich anders. Nachdem sie sich bis hierher gewagt hatte, gab es kein Zurück mehr. Niemals würde Marco ihr die ganze Wahrheit erzählen und ihr erlauben, ihm wirklich zu helfen. Dafür war er zu sehr bestrebt, sie zu schützen, zu italienisch.
Deshalb musste sie die Sache in die eigene Hand nehmen, und zwar jetzt sofort. Bevor er wieder aus ihrem Leben verschwand.
Plötzlich sprang eine Katze auf das Geländer.
Thalia schrie auf. Hastig hielt sie sich den Mund zu. Wie rasend hämmerte ihr Herz gegen die Rippen.
Ja, jetzt musste es geschehen, sonst würde sie die Nerven verlieren.
Endlich erlosch das Licht, alles war still. Nach einem tiefen Atemzug rannte sie die Treppe hinab. Mit dem dünnen Draht – ein nützlicher Trick, von Clio erlernt – konnte sie das altersschwache Türschloss mühelos öffnen und huschte in die dunkle Küche. Für die Nacht war das Herdfeuer mit Asche bedeckt worden. Mittlerweile hatten sich alle Dienstboten in ihre Zimmer zurückgezogen.
Thalia rannte um Kisten und Tische herum. Auf dem Fliesenboden flüsterten die weichen Sohlen ihrer Schuhe. Sie hatte den Grundriss des Gasthauses gründlich studiert, und sie wusste, wie sie Marcos Zimmer vom hinteren Treppenhaus aus erreichen würde. Aber etwas zu studieren und zu planen – das war etwas ganz anderes, als es tatsächlich zu tun.
Lautlos eilte sie die Stufen hinauf und horchte vorsichtig an der Tür, öffnete sie und folgte dem schmalen Korridor. Hier brannten immer noch ein paar Lampen und wiesen ihr den Weg zur nächsten Treppe, zum nächsten Flur, bis sie den richtigen erreichte.
Hinter einigen Türen erklangen Stimmen, Menschen lachten, stritten, stöhnten lustvoll. Glücklicherweise ließ sich niemand im Gang blicken, und Thalia fand unbehelligt das Zimmer, das sie suchte.
Sie hielt den Atem an, presste das Ohr an das polierte Holz und horchte auf Geräusche, die ihr eine Bewegung verraten würden. Zunächst blieb es still, dann ertönte ein temperamentvoller italienischer Wortschwall. Verwirrt zuckte sie zurück.
„… niemals irgendwen von unserer rechtmäßigen Handlungsweise überzeugen!“ Obwohl die Worte, die Thalia mühelos übersetzte, nur gedämpft zu ihr drangen, spürte sie Marcos Zorn. „Gewiss, unsere Sache ist gut und richtig. Aber mit Gewaltaktionen würden wir bei den Leuten, deren Hilfe wir suchen, unsere Glaubwürdigkeit erschüttern. Sicher siehst du das ein!“
„Nur eins ist mir klar – du hast uns verlassen!“, erwiderte ein Mann, ebenfalls in schnellem Italienisch. Obwohl Thalia das Ohr fester an die Türritze drückte, verstand sie kaum, was er Marco verübelte. „Ausgerechnet du, unser stärkster Kamerad!“
„Unsinn, ich habe euch nicht verlassen“, protestierte Marco mit leiserer, gepresster Stimme. „Jeden Tag arbeite ich für unsere Sache. Warum würde ich mich denn sonst in Bath aufhalten, so weit von unserer Heimat entfernt? Das Tempelsilber …“
„Das Silber kann uns nicht befreien, es kann nicht zu den Waffen greifen und für uns kämpfen. Inzwischen sind solche Symbole nicht mehr zeitgemäß.“
„Auf keinen Fall werde ich meine Arbeit in Bath aufgeben. Nicht für überstürzte Aktionen, die zum Scheitern verurteilt sind.“
„Du meinst wahrscheinlich, dass du die hübsche Signorina Chase nicht verlassen willst.“
Plötzlich krachte es, als wäre eine Faust auf einem Tisch gelandet, und Geschirr klirrte. Nachdem ihr Name erwähnt worden war, rang Thalia krampfhaft nach Luft.
„Kümmere dich nicht um sie!“, stieß Marco hervor. „Mit alldem hat sie nichts zu tun.“
„Oh, ich denke schon. Wir wissen Bescheid über ihre Verwandten. In Santa Lucia haben sie sich ständig in Dinge eingemischt, die sie nichts angehen.“
„Nein, das stimmt nicht – sie interessieren sich nur für Antiquitäten, wie viele andere Leute auch. Eine sehr gebildete Familie.“
„Vor allem interessieren sie sich dafür, Antiquitäten zu stehlen, wie viele andere Leute. Und jetzt stellst du der puttana nach wie …
Jetzt krachte es noch lauter, ein Körper schien zu stürzen, und der Lärm gellte in ihren Ohren. Erschrocken geriet sie aus dem Gleichgewicht und taumelte nach hinten, fiel auf den Teppich des Korridors.
„Sprich nie wieder von ihr!“, befahl Marco in frostigem
Weitere Kostenlose Bücher