Geheimnis des italienische Grafen
dieses Treffen gebeten, weil sie mit ihm plaudern und ein bisschen flirten wollte. Stattdessen musste sie ihm mitteilen, was sie im Hinterhof des Queen’s Head Inn herausgefunden hatte.
In der letzten Nacht war sie stundenlang wach geblieben und hatte über das Gespräch zwischen Lady Riverton und dem Pharao nachgedacht, über gestohlene Frachten und verborgene Höhlen. Zweifellos würde Marco wissen, wie er vorgehen musste. War er denn nicht selber ein Dieb?
Sicher nicht vom gleichen Kaliber wie die Viscountess und ihr vernarbter Begleiter? Natürlich wusste sie noch nicht alles über Marcos schillernde Vergangenheit. Aber sie konnte sich nicht vorstellen, er würde aus reiner Habgier handeln.
Oder doch?
Zu viele Leute begegneten ihnen, nickten und begrüßten sie und lächelten. Gewiss würden sie tuscheln und gemeinsam mit ihren Freunden überlegen, warum Miss Chase so vertraut mit dem Conte di Fabrizzi verkehrte …
Thalia führte Marco um eine Ecke herum, auf einen ruhigeren Weg. Hier trafen sie nur wenige Menschen, und die waren zu sehr mit sich selber beschäftigt, um die anderen Spaziergänger zu beachten.
„Hast du schon herausgefunden, wo Lady Riverton das Silber versteckt?“, fragte sie leise.
Erstaunt hob Marco die Brauen. „Nicht ganz. Jemand hat mir erzählt …“
„Wer?“
„Einer meiner Londoner Kontaktmänner, der einen von Lady Rivertons Dienstboten im Hafen gesehen hat. Dort sprach dieser Mann mit einem Schiffskapitän, der – sagen wir mal, ziemlich verdächtig aussah. Mein Informant vermutet, dass die Viscountess demnächst eine bedeutsame Fracht erwartet.“
„Oh, die ist wahrscheinlich schon eingetroffen.“ Unfähig, ihre Aufregung zu zügeln, umklammerte sie seinen Arm etwas fester. „Letzte Nacht hörte ich Lady Riverton sagen …“
„Du hast sie belauscht?“ Marco blieb stehen, umfasste Thalias Schultern und schaute ihr eindringlich in die Augen. „Was meinst du? Bist du ihr gefolgt?“
„Nicht direkt … Zufällig sah ich gestern Abend, wie sie den Ballsaal verließ. Und dann schnappte ich ein oder zwei Sätze auf. Sie sprach mit dem Mann in diesem lächerlichen Pharaonenkostüm.“ Zu erwähnen, was die beiden sonst noch getan hatten … Nein, das fand sie überflüssig. Insbesondere, weil Marco sie entrüstet anstarrte.
„Das hättest du nicht tun dürfen, Thalia!“, warf er ihr vor. „Wenn sie dich erwischt hätten!“
„Ein bisschen was solltest du mir schon zutrauen, Marco!“, verteidigte sie sich. „Ich war sehr vorsichtig. Und ich gab keinen Laut von mir. Dich vorher zu suchen – dafür fehlte mir die Zeit, denn ich musste sofort entscheiden, wie ich vorgehen würde.“
„Diese Leute kennst du nicht, cara. Alles werden sie tun, um sich selbst und ihre illegalen Geschäfte zu schützen. Wärst du verletzt worden …“
„Mir ist nichts passiert. Übrigens, willst du denn gar nicht wissen, was ich gehört habe?“
Wehmütig schüttelte er den Kopf. „Habe ich eine Wahl?“
„Nein!“
„Dann erzähl es mir. Was hast du belauscht? Ein romantisches Rendezvous?“
„Nun ja, teilweise. Aber noch etwas mehr. Eine Fracht soll in eine der Kalksteinhöhlen außerhalb von Bath gebracht werden.“ Bei der Erinnerung an ihren auf so ärgerliche Weise abgekürzten Lauschangriff runzelte sie die Stirn. „Leider hörte ich nicht, in welche Höhle – oder wann der Transport stattfinden soll. Das finde ich sicher noch heraus.“
„Nein!“ Marco umklammerte ihre Schultern noch fester. „Darum werde ich mich kümmern. Keinesfalls wirst du ins Haus der Viscountess einbrechen – oder ihre Kutsche auf der Straße anhalten.“
Thalia lächelte belustigt. „Schon gut, ich werde keinen Straßenräuber spielen. Obwohl ich glaube, das wäre eine ausgezeichnete Idee … Aber das habe ich gut gemacht – und dir geholfen, nicht wahr?“
Da lachte er, und der Groll in seinen Augen löste sich auf wie die grauen Wolken am Himmel, die allmählich von der Morgensonne vertrieben wurden. „Ja, das hast du sogar sehr gut gemacht.“
„Also bin ich nicht völlig nutzlos“, murmelte sie.
„ Nutzlos, Thalia? So würde ich dich niemals bezeichnen. Bedauerlicherweise würde ich dich ebenso wenig vorsichtig nennen, wenn du auch das Gegenteil behauptet hast. Von jetzt an musst du dich besser in Acht nehmen, versprich es mir.“
„Ja, natürlich. Nur keine Bange, ich werde deine Mission nicht gefährden, Marco, das gelobe ich.“
„Deshalb sorge ich mich
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