Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geheimnis des italienische Grafen

Geheimnis des italienische Grafen

Titel: Geheimnis des italienische Grafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A McCabe
Vom Netzwerk:
bedenkenlos zustürmte. Viel zu gut entsann er sich, was Maria zugestoßen war. Und er wollte verdammt sein, wenn Thalia das gleiche Schicksal erleiden würde.
    Wehmütig seufzte er und starrte zu dem Fenster hinauf. Oh, er war so oder so verdammt. Seit er sie in Santa Lucia zum ersten Mal gesehen hatte, war er rettungslos verloren.
    Plötzlich bewegten sich die Vorhänge, wurden beiseitegeschoben, und Thalia erschien hinter der Glasscheibe. Sie trug einen weißen Hausmantel. Locker fiel ihr das blonde Haar über ihre Schultern. Im Kerzenlicht, das hinter ihr flackerte, erschien sie ihm wie eine vergoldete antike Göttin.
    Auf das Fenstersims gestützt, schaute sie zur Straße hinab. Vermutlich sah sie ihn im Nebel nicht, fühlte sich verlassen und ungeschützt in ihrer Einsamkeit – und seltsam traurig?
    Er wollte wissen, was sie dachte und fühlte. So vieles wollte er über sie wissen.
    Nun presste sie ihre Fingerspitzen an die Fensterscheibe, als wollte sie die Barriere entfernen und befreit in die Nacht hinausfliegen.
    Marco zwang sich, ihr den Rücken zu kehren und davonzugehen. Obwohl er wie Romeo den brennenden Wunsch verspürte, nach oben zu klettern, in ihr Zimmer, und sie zu umarmen. Mit ihr vereint – im Kampf gegen alle Feinde …
    Ohne einen einzigen Blick zurückzuwerfen, eilte er zum Ende des Crescent.
    Thalia starrte zu den nebligen Crescent Fields hinüber. Grau und silbrig schimmerten sie im gedämpften Mondlicht. Diese Szenerie sah nicht wie Bath aus, eher wie ein Märchenreich, wo sich das Alltägliche verwandelte, wo der äußere Schein trog.
    Dann schweifte ihr Blick zum Himmel empor, wo nur wenige Sterne funkelten. Wie mochte es sein, dieses Haus zu verlassen, ihr ganzes Leben hinter sich zu lassen, befreit zu den Wolken hinaufzuschweben? Und von dort oben hinabzublicken, endlich alles klar und deutlich zu sehen?
    Sie wandte sich zu ihrem Schreibtisch, zu den Manuskriptseiten, die auf der glatten Holzfläche verstreut lagen. In diesem Moment fühlte sie sich ein bisschen wie die arme Isabella, gefangen in Graf Orlandos feuchtkaltem Schloss, wo man die Dinge nur undeutlich sah, im schwachen Licht der hohen, schmalen Fenster.
    Aber mit jedem Tag lernte sie, ebenso wie Isabella, etwas Neues – über die Männer in ihrem Leben, über sich selbst. Bald würde sie die ganze Wahrheit erkennen.
    Aus dem oberen Stockwerk drang ein schrilles Wimmern herab. Psyche war erwacht und heischte Aufmerksamkeit, wollte gehört und beachtet werden.
    „Glaub mir, Liebling“, flüsterte Thalia, „das verstehe ich.“
    Sie drehte sich wieder zum Fenster um, wollte die Vorhänge schließen, und da bemerkte sie eine Bewegung auf der Straße. Nur ein Schatten, ein Schemen in der Nacht. Die Augen zusammenkniffen, neigte sie sich vor. Und da sah sie eine hochgewachsene schwarz gekleidete Gestalt davongehen.
    Als der Mann das Ende des Crescent erreichte, erkannte sie Marco, da der Nebel sich etwas gelichtet hatte und der Mond hervorkam.
    Erstaunt hob sie eine Hand, öffnete den Mund, um nach ihm zu rufen. Doch er war bereits verschwunden.
    Hatte sie sich nur eingebildet, er wäre hierhergekommen, um dieses Haus zu beobachten? Weil er mit ihr zusammen sein wollte? Weil er sich nach ihr sehnte und ihre Gefühle erwiderte?
    Mochte er ein Traum gewesen sein oder auch nicht – jetzt war er verschwunden.
    Und ich bin wieder allein.
    Aber nicht mehr lange. Das würde sie ändern. Ja, dazu war sie fest entschlossen. Und wenn eine Chase-Muse eine Entscheidung getroffen hatte – nun, dann musste sich die Welt auf einiges gefasst machen.

16. KAPITEL
    Thalia kauerte hinter einem schmiedeeisernen Geländer und schaute zum Dienstboteneingang des White Heart Inn hinab. Vor ein paar Minuten hatten gähnende Küchenmädchen den Abfall des Abends herausgebracht. Hinter kleinen Fenstern brannte immer noch ein Licht.
    Vor Angst und Ungeduld konnte sie kaum atmen, und sie zwang sich zur Ruhe. Denn sie musste im Schatten bleiben, wo man ihre schwarze Kleidung nicht sah – die Wollbreeches, die Jacke, die Strickmütze.
    Natürlich war sie schon vorher in Häuser eingebrochen, die sie nicht hätte betreten dürfen. Während jener denkwürdigen Nacht in Santa Lucia hatte sie sich sogar in Marcos Haus geschlichen. Weil sie vermutet hatte, er wäre mit Clio durchgebrannt. Aber sie war noch nie in einen Gasthof eingedrungen, wo sich so viele Leute aufhielten, wo ein ständiges Kommen und Gehen herrschte. Wenn ihre Information nicht stimmte

Weitere Kostenlose Bücher