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Geheimnis des Verlangens

Geheimnis des Verlangens

Titel: Geheimnis des Verlangens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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einem gezwungenen kleinen Lächeln an. »Ja, das wolltet Ihr, wenn auch aus keinem anderen Grunde, als dem, dass Ihr das Gefühl habt, ich müsste es wissen.«
    Sie wartete schweigend, während er sie mit diesen Teufelsaugen anstarrte. Als sich sein Blick dann langsam ein wenig abkühlte, wusste sie, er war zu dem Schluss gekommen, dass sie wenigstens dieses Thema mit dem gebührenden Ernst behandeln würde.

Kapitel 35

    E s begann mit der Exekution von Yuri Stamboloff. Er war der älteste Sohn eines sehr mächtigen Barons. Und das war vielleicht auch der Grund dafür, dass er das Gefühl hatte, über dem Gesetz zu stehen. Er tötete seine Mätresse, nur weil er den Verdacht hegte, sie sei ihm untreu gewesen. Und er verübte die Tat nicht in einem Anfall von Wut oder blinder Leidenschaft, sondern gelassen, kaltblütig — und törichterweise vor fünf Zeugen. Weil er der Sohn eines Barons war, brachte man ihn vor Euren Vater, König Leos. Er wurde rechtmäßig verurteilt und exekutiert. Man konnte gar nichts anderes tun, aber Yuris Vater, Janos Stamboloff, glaubte nicht, dass sein Sohn des Mordes schuldig war. Ihr müßt wissen, dass die tote Frau vorher die Mätresse Eures Bruders gewesen war.«
    »Ich hatte einen Bruder, der alt genug war, um eine Mätresse zu haben?« fragte Tanya überrascht. »War ich zu dieser Zeit nicht angeblich ein Baby?«
    »Ihr wart nicht einmal geboren, als es zu dem Mord kam«, erklärte Stefan. Dann fügte er hinzu: »Obwohl Ihr bereits unterwegs wart. Und Ihr hattet drei Brüder. Der älteste, der Kronprinz, war damals sechzehn Jahre alt.«
    Sie war nicht länger überrascht, sondern entsetzt. »Sechzehn Jahre alt und legt bereits Mätressen ab!«
    »Es gibt Frauen, die sogar ein Baby verführen würden, um ihre Ziele zu verfolgen. Bei Hofe spielt es keine Rolle, wen man benutzt, solange man ihn zu seinem Vorteil benutzt. Und ein sechzehnjähriger Junge gibt eine wunderbare Zielscheibe für alle möglichen Manipulationen ab.«
    »Ihr habt wahrscheinlich all diese weibliche Gewissenlosigkeit am eigenen Leibe erfahren?« fragte sie geradeheraus.
    Zum ersten Male an diesem Tag lächelte er. »Natürlich.«
    Tanya konnte selbst kaum glauben, wie wütend sie plötzlich war, als sie sich Horden von Frauen vorstellte, die um Stefan herumscharwenzelten und ihn verführten, nur um zu sehen, was sie aus ihm herausholen konnten. Und dieses verdammte Lächeln von ihm, als er hinzufügte, er habe jeden Augenblick davon genossen, unabhängig davon, ob nun die Frauen mit ihren Tricks Erfolg hatten oder nicht.
    Sie konnte sich nur mit Mühe davon abhalten, ihm finstere Blicke zuzuwerfen, und wagte es daher nicht, das Thema weiterzuverfolgen. »Die tote Frau war vorher also die Mätresse meines Bruders? Wieso hat das Janos auf die Idee gebracht, seinen eigenen Sohn für unschuldig zu halten?«
    »Weil er nicht glauben konnte, dass Yuri zu einer solchen Tat fähig war. Seiner Meinung nach musste ein anderer das .Verbrechen begangen haben, und Euer Bruder war der wahrscheinlichste Kandidat dafür. Janos behauptete, der Junge habe die Frau in einem Anfall eifersüchtiger Leidenschaft getötet, als sie sich weigerte, zu ihm zurückzukehren. Anschließend soll er Zeugen gekauft haben, deren Aufgabe es war, Yuri mit der Tat zu belasten. Er behauptete außerdem, Leos hätte Yuri exekutieren lassen, statt ihn in die Verbannung zu schicken, weil Yuri seine Unschuld hätte beweisen können. Leos schützte angeblich seinen eigenen Sohn.«
    »Ist es möglich, dass Yuri unschuldig war?«
    »Nein, einer der Zeugen war ein Bischof. Ein anderer Yuris eigener Diener. Nur ein aufgebrachter Vater würde ihr Wort bezweifeln. Außerdem konnte man genau nachweisen, wo sich Euer Bruder am Tage des Mordes aufgehalten hatte.«
    »Und was geschah dann?«
    »Janos ließ Euren Bruder töten.«
    »Wie?«
    »Das Wie spielt keine Rolle, Tanya. Es genügt wohl, wenn ich sage ...«
    »Wie?«
    Er sah sie einen langen Augenblick an, und seine Narben zitterten, als er die Zähne zusammenbiss , um gegen ihre Beharrlichkeit zu protestieren. Sie hätte die Frage beinahe zurückgenommen, aber da sie schon das Ende dieser Geschichte kannte, konnten die Einzelheiten sie nicht mehr schlimmer machen. Man hatte ihre ganze Familie ausgerottet. Das war eine bekannte Tatsache, und sie hielt sie für tragisch. Aber sie hatte bisher keine persönlichen Gefühle für diese Menschen. Sie waren einfach nicht wirklich für sie, weil sie keinerlei

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