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Geheimnis des Verlangens

Geheimnis des Verlangens

Titel: Geheimnis des Verlangens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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Gedanken einzudringen, selbst wenn sie ihn zu diesem Zweck in Wut bringen musste . Glücklicherweise waren die anderen nicht dabei, um sie davon abzuhalten. Lazar und Serge kümmerten sich um das Gepäck und würden in einer anderen Kutsche nachkommen. Vasili war noch damit beschäftigt, das Schiff wieder loszuwerden. Anscheinend hatte man es nur gekauft, um sie aus Amerika zu holen. Cardinia, das so weit im Binnenland lag, besaß keine eigene Marine und hatte daher keine Verwendung mehr für das Schiff.
    »Sind es die Kleider?« fragte sie hartnäckig, als Stefan immer noch nicht in ihre Richtung sah. »Fühlt Ihr Euch in ihnen mehr wie ein König und weniger wie ein — gewöhnlicher Bürger?« Keine Antwort. »Nun, Ihr hattet auf jeden Fall recht. Viel zu aufsehenerregend für Mississippi.«
    »Worüber redet Ihr eigentlich, Tanya?«
    Er sah sie immer noch nicht an. Der Versuch, ihn zur Weißglut zu bringen, machte sie langsam selbst fuchsteufelswild.
    »Oh, nichts von Bedeutung. Ich verstehe jetzt, warum Ihr die Kleider aus diesem zweiten Koffer nicht in Amerika getragen habt. Ihr hättet ganz schön Staub aufgewirbelt in Eurer fremden Tracht, nicht wahr?«
    In Wirklichkeit sah er großartig aus, ganz in Schwarz in diesem militärisch anmutenden Gewand. Die Hosenbeine steckten in glänzenden, kniehohen Stiefeln, die eng genug waren, um seine Beinmuskeln erkennen zu lassen. Die Samtjacke war mehr wie ein Waffenrock gearbeitet, mit silbergrauen Tressen und Schnurbesatz vom Nacken bis in die Taille. Eine durchbrochene Naht, ebenfalls mit Tressen besetzt, reichte ihm von der Taille bis etwa zur Mitte seiner Oberschenkel, wo der Waffenrock endete. Um die Taille trug er einen dicken, silbernen Gürtel mit einer prächtigen, ebenfalls silberbeschlagenen Lederscheide. In dieser Scheide steckte ein Schwert, das so übertrieben kunstvoll war, dass es wohl nur zur Zierde dienen konnte. Außerdem hatte er noch einen zobelgesäumten Samtmantel übergeworfen, der wie ein Cape über seine Schultern drapiert war und von einer silbernen Gliederkette mit Juwelenschließen an seinem Platz gehalten wurde. Als Krönung des Ganzen trug er einen Hut, der ebenfalls aus braunem Zobelpelz gemacht war und seinen Kopf fest umschloss , etwas, das Lazar als Kucsma bezeichnete.
    Obwohl ihre Frage ihn eigentlich hätte reizen sollen, kommentierte Stefan ihre Beobachtung nur mit einigen sachlichen Worten. »Seht erst einmal aus dem Fenster, bevor Ihr meine Kleider seltsam nennt.«
    Er hatte wie gewöhnlich recht. Sie konnte nicht leugnen, dass sie sich in einem fremden Land befand, wo die Menschen sich völlig anders kleideten, als sie es gewohnt war.
    Tanya hatte gehört, dass das Land, das sie im Augenblick bereisten, jetzt zu Preußen gehörte, jedoch früher einmal das Königreich Polen gewesen war. Dementsprechend waren die meisten seiner Bewohner immer noch Polen, besonders hier, in der alten Hafenstadt Danzig. Und diese Polen, Männer wie Frauen, schienen eine Vorliebe zu haben für extrem lange Mäntel mit den merkwürdigsten Ärmeln. Von der Schulter bis zum Ellbogen fielen sie weit und bauschig, waren dann jedoch bis zum Ende hin aufgeschlitzt. Es waren sehr lange Ärmel, viel länger als die Arme, die sie bedeckten, und die meisten wiesen keine Manschetten auf. Die Leute ließen sie einfach an sich herunterbaumeln oder warfen sie sich über die Schulter. Ein Mann, der wie ein Soldat aussah, hatte «ich seine im Nacken zusammengebunden. Auch die Hüte oder Kappen waren ausgesprochen merkwürdig, meistens flach, manche aber auch hoch und von seltsamem Schnitt. Die Männer trugen ihr Haar entweder schulterlang oder so extrem kurz geschnitten, dass kaum noch etwas davon übrigblieb.
    »Ich verstehe, was Ihr meint«, gestand Tanya ein und gab es auf, seine Kleider zu attackieren, die ihr nach diesem Blick aus dem Fenster sogar vergleichsweise schlicht erschienen. Sie versuchte es noch einmal mit der gleichen Methode. »Wißt Ihr, Stefan, ich habe auf dieser Reise so viel über Euch erfahren, dass ich das Gefühl habe, als wären wir jetzt alte Freunde.«
    Sein Gesichtsausdruck verhärtete sich beträchtlich. Er wusste nicht, worauf sie anspielte, und sie konnte deutlich erkennen, dass dieser Umstand ihn höllisch ärgerte. Gut. Sie lächelte innerlich und wechselte abermals abrupt das Thema.
    »Lazar konnte mir nicht viel über meinen Vater erzählen. Er sprach nur von der ungeheuren Bewunderung, die man ihm entgegenbrachte, weil es ihm

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