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Geheimnis des Verlangens

Geheimnis des Verlangens

Titel: Geheimnis des Verlangens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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Diesmal war der Grund dafür ihre Eifersucht gewesen, ein Gefühl, das Stefan seinerseits wieder einmal befremdet hatte. Und das ausgerechnet in dem Augenblick, als sie entdeckte, dass er ihr gegenüber nicht gleichgültig war. Nun, jetzt war er es jedenfalls, aber diese letzte Gemeinheit von ihm —dass es ihr egal sei, wer sie küsste oder berührte, wenn er einmal damit angefangen hatte — diese Gemeinheit hatte sie bei näherer Betrachtung wirklich gekränkt. Seiner Meinung nach protestierte sie also am Anfang, war jedoch leicht zu erobern, sobald sie erst einmal auf den Geschmack gekommen war.
    Es war eine Beleidigung, nicht ganz so schlimm wie seine Feststellung, dass es ihr egal sei, mit wem sie ihr Bett teilte, aber eine Beleidigung war es allemal. Aber woher sollte sie denn wissen, ob es nicht vielleicht der Wahrheit entsprach? Sie hatte niemals irgendeinem Mann die Chance gegeben, es auf die eine oder andere Art zu beweisen, denn sie hatte keinem erlaubt, sie so zu küssen, wie Stefan es tat. Was, wenn er recht hatte? Sie ivoll-te nicht, dass irgendein anderer Mann sie küßte. Es gab jetzt Dutzende von ihnen in ihrer Truppe, aber sie wollte keinen einzigen davon. Sie wollte nur Stefan, aber wenn einer von ihnen sie küssen würde, wirklich küssen ...
    Schließlich hatte sie beschlossen, es wenigstens für sich selbst herauszufinden. Wenn sie so liederlich und wankelmütig war, wie Stefan es von ihr behauptete, dann wollte sie das verdammt noch mal wissen. Und dass ihre Wahl für dieses Experiment auf Vasili gefallen war, war ausgesprochen logisch. Im Augenblick fühlte er sich wahrscheinlich in seiner früheren Meinung über sie bestätigt. Seit er ihre Unschuld als Tatsache akzeptiert hatte, hatte er deutlich Schuldgefühle gezeigt. Also würde er sich sicher darüber freuen, wenn er beweisen konnte, im Grunde doch recht damit zu haben, dass sie vielleicht keine wirkliche Hure war, die Sache aber doch in ihrer Natur lag.
    Außerdem war er der bestaussehende Mann, den sie je kennengelernt hatte, und wenn sie in diesem Experiment einen jenseits allen Zweifels stehenden Beweis erbringen wollte, konnte sie sozusagen auch gleich schweres Geschütz auffahren und sich dem härtesten Test unterziehen, der ihr einfiel. Wenn dieser Beweis zu ihren Gunsten ausfiel — und sie war zuversichtlich, dass es so ausgehen würde —, dann hätte sie neue Munition, mit der sie Stefan konfrontieren konnte. Aber sie wollte diese Sache hinter sich bringen, so oder so, bevor sie nach Cardinia kamen.
    Stefan sagte zwar, dass sie mit ihm leben wusste , aber sie hatte nicht vor, weiter wie bisher mit ihm zu leben, wenn sie nicht genau wusste , dass es wenigstens eine kleine Hoffnung gab, Stefan könnte sie irgendwann doch noch lieben; andernfalls wollte sie lieber verschwinden, bevor sie nach Cardinia kamen und das ganze Land von ihrer Existenz erfuhr.
    Jetzt sah sie Vasili direkt in die Augen und wiederholte ihre Frage in einem Ton, an dessen Ernsthaftigkeit er nicht zweifeln konnte: »Ich habe gefragt, ob es Euch etwas ausmachen würde, mich zu küssen?«
    »Es würde mir allerdings etwas ausmachen«, erwiderte er, immer noch entrüstet. Dann warf er einen schnellen Blick auf das Lager, das sie eine Stunde zuvor aufgebaut hatten, um nach Stefan zu suchen.
    Tanya erriet seine Gedanken. »Er ist mit Serge zu dem Dorf hinübergegangen, das einige Meilen von hier entfernt sein soll, jedenfalls hat Lazar das gesagt.«
    Vasili s Augen kehrten zu ihr zurück und wurden schmal. »Wenn er also nicht in der Nähe ist, was soll dann diese lächerliche Bitte? Es sollte ihn doch eifersüchtig machen, oder?«
    »Als ob das möglich wäre«, schnaubte sie verächtlich. »Nein, ich habe um meiner selbst willen gefragt, weil Stefan behauptet, dass es ganz egal sei, wer mich küßt. Ich würde auf jeden Mann gleich reagieren. Ich will wissen, ob das so ist.«
    »Das kann doch nur ein Scherz sein!« rief er aus.
    »Sehe ich so aus, als würde ich Witze machen?«
    »Aber ich habe ernstliche Zweifel, dass Stefan es wirklich so gemeint hat. Er war in letzter Zeit nicht gerade besonders guter Laune, für den Fall, dass Euch das entgangen sein sollte. Und in so einer Stimmung wird er...«
    »Er hat diese Beobachtung schon gemacht, bevor wir Danzig verlassen haben.«
    Nach dem Scheitern seines ersten Argumentes versuchte Vasili ein anderes, und in seiner Stimme schwang nun ein leiser Tadel mit. »Ihr könnt nicht einfach herumlaufen und irgendwelche

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