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Geheimnis des Verlangens

Geheimnis des Verlangens

Titel: Geheimnis des Verlangens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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Er griff ihr unters Kinn, um ihr den Kopf erneut in den Nacken zu drücken.
    »Die Wahrheit, Weib! Malt Ihr Euer Gesicht an, um Euer Aussehen zu verbessern — oder um es zu verbergen?«
    Noch während er seine Frage stellte, entschieden seine forschend über ihr Gesicht gleitenden Augen bereits, welche Antwort die richtige war. Tanya versteifte sich und schlug seine Hand weg. Aber sie fiel nur auf ihre Schulter und machte es ihr unmöglich, sich von ihm abzuwenden. Jetzt hatte sie nichts mehr zu verlieren, daher fragte sie: »Also wollt Ihr die häßliche Wahrheit hören und mir damit auch noch den Rest von meinem Stolz nehmen? Ich habe nicht viel, was ich verbessern könnte, aber das habt Ihr wohl schon erraten. Ihr seid ein grausamer Teufel, dass Ihr mich zwingt, so etwas zuzugeben!«
    Ihr Versuch, nach verletztem Stolz zu klingen, während sie in Wirklichkeit nichts als Zorn empfand, war nicht besonders erfolgreich. Außerdem war sie sicher, dass das Gewissen, an das sie zu appellieren versucht hatte, ohnehin nicht existierte.
    Er beantwortete ihre Bemerkungen lediglich mit einem Grunzen, bevor er voller Hohn zu sprechen begann: »Ihr seid eine einzige Lüge, Mistress, von Kopf bis Fuß. Aber das hat jetzt eine Ende, sofort. Ich gebe Euch genau fünf Minuten, um aus diesem Zimmer als Euer eigenes, wahres Selbst zum Vorschein zu kommen. Widersetzt Euch meinem Befehl, und ich werde Euch eigenhändig abschrubben — und dann Eurer Kehrseite einheizen, dafür, dass ich solche Mühe damit hatte.«

Kapitel 11

    T anyas Augen waren immer noch ungläubig geweitet, als Stefan die Tür hinter sich Schloss , um sie ein zweites Mal in ihrem Zimmer allein zu lassen. Ihrer Kehrseite einheizen? Hatte das die Bedeutung, die sie vermutete? Sie würde gerne sehen, wie er das versuchte. Oder vielleicht auch lieber nicht, war ihr nächster Gedanke.
    Ihr Blick streifte die Waschschüssel, die er zu ihr hinübergeschoben hatte, bevor er das Zimmer verließ. Da er ihr Geheimnis bereits entdeckt hatte, gab es eigentlich keinen Grund für sie, sich nicht zu waschen — außer einem. Sie wollte es einfach nicht, und das war ihrer Meinung nach ein vorzüglicher Grund. Niemand hatte das Recht mehr, sie herumzukommandieren, und die Freiheit, die sie seit Dobbs' Krankheit zu schmecken bekommen hatte, war zu kostbar, um sie so leichtfertig aufzugeben. Dobbs mochte noch immer denken, er habe die Oberaufsicht über sein Haus, aber Tanya tat alles, was notwendig war, einfach weil es notwendig war. Und sie selbst bestimmte den Zeitpunkt, niemand sonst.
    Jetzt war dieser Teufel aufgetaucht, der sich benahm, als hätte er irgendeine Art von Recht, über ihr Leben zu bestimmen, ihr ihre Freiheit und ihre Wahlmöglichkeiten zu nehmen, sogar die Wahl, wie sie aussehen wollte. Und er drohte ihr mit gräßlichen Konsequenzen, falls sie ihm nicht auf der Stelle gehorchen sollte. Den Hintern wollte er ihr versohlen, wie einem Kind! Gütiger Gott, das war wirklich köstlich! Sie hatte in ihrem Leben schon Schläge einstecken müssen, die sie für Tage niedergestreckt hatten, manchmal war sie dann kaum noch in der Lage gewesen, sich zu rühren. Und sie sollte sich vor einer so lumpigen Kinderstrafe fürchten? Nicht mal ein winzig kleines bißchen! Aber sie wollte diesen Teufel trotzdem nicht noch einmal irgendwo in der Nähe ihrer Kehrseite haben, weder um sie zu versohlen noch um irgend etwas anderes damit zu machen.
    Nichtsdestoweniger zweifelte sie keinen Augenblick daran, dass der Mann genau das tun würde, was er gesagt hatte. Er hatte ja bereits unter Beweis gestellt, wie leicht seine Stärke sie seinem Willen unterwerfen konnte. Also musste sie einfach sicherstellen, dass er diese Möglichkeit nicht noch einmal bekam.
    Sie setzte sich in Bewegung. Als erstes holte sie sich ihr Messer zurück, dann steckte sie ihren Kopf aus dem Fenster, für den unwahrscheinlichen Fall, dass sich da draußen irgend etwas geändert haben könnte. Aber die Aussicht war ganz wie immer. Der Boden lag zu weit unten, um zu springen, und der Baum gerade eben außer Reichweite, selbst wenn sie sich aufs Fensterbrett schwingen würde, um von dort aus zu springen.
    Während sie langsam durchs Zimmer ging, sandte sie ein kleines Gebet gen Himmel, dass Stefan nicht auf der anderen Seite bereits auf sie wartete. Es gab nur eine einzige Treppe, die nach unten führte, aber neben Dobbs' Zimmer, auf der anderen Seite des Flures, befand sich ein weiterer Raum. Beide Zimmer waren zur

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