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Geheimnis des Verlangens

Geheimnis des Verlangens

Titel: Geheimnis des Verlangens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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gewöhnlicher Ausbruch von Ungeduld. Sie befürchtete, wieder einen Nerv getroffen zu haben, unbeabsichtigt diesmal. Außerdem war es wohl keine ihrer besten Ideen, so etwas zu tun, während sie noch halb unter ihm auf dem Bett lag.
    Aber sie hätte keine Angst zu haben brauchen, wenigstens nicht in dieser Beziehung. Aus welchem Grund auch immer, seine Stimmung hatte sich tiefgreifend geändert. Mit einem letzten langen Blick aus seinen flammenden Augen verließ er sie und stürzte geradewegs auf die Tür zu.
    Tanya brauchte einen Augenblick, um ihr Glück zu erkennen — er hatte sich so schnell von ihr abgewandt, dass er nicht einmal mehr ihr Gesicht sehen konnte, als seine Hände es losließen. Hastig drehte sie sich zur Wand um, nur für den Fall, dass er seine Meinung ändern sollte und doch im Zimmer blieb. Aber er erteilte ihr lediglich einen Befehl. »Was auch immer Ihr gern mitnehmen möchtet, packt Ihr jetzt besser zusammen. Ihr werdet in dieses Haus nicht mehr zurückkehren.« Dann fiel die Tür krachend hinter ihm ins Schloss .
    Das hatte er sich so gedacht, dieser arrogante Teufel! Aber Tanya verschwendete keine Zeit damit, sich über diese knappe Anweisung zu erhitzen oder auch nur darüber nachzudenken, wie sie diesem Mann entkommen konnte. Das Wichtigste zuerst, war ihre Devise. Und nichts konnte im Augenblick wichtiger sein als der Schaden in ihrem Gesicht, den sein fester Griff dort angerichtet hatte. Gottlob würde sie nur ein oder zwei Minuten brauchen, um diesen Schaden wieder zu beheben.
    Sie rappelte sich vom Bett hoch und eilte zu ihrer Frisierkommode, die sie sich vor einigen Jahren aus alten Holzkisten zusammengebastelt hatte. Dort bewahrte sie ihr Kästchen mit bunten Cremes und Pudern auf und ihre kostbare Spiegelscherbe, die sie eines Tages im Müll ihrer Nachbarn gefunden hatte. Der Anblick dieses Spiegels, der aufrecht an der Wand lehnte, war mehr, als sie ertragen konnte. Ihre solchermaßen angestachelte Neugier siegte sogar über ihren Selbsterhaltungstrieb. Sie drehte sich vor dem Spiegel um und zog den hinteren Teil ihres Rockes hoch. Dann warf sie einen Blick über ihre Schulter — und spürte, wie eine Welle heißer Scham in ihr aufstieg und ihr Gesicht ein weiteres Mal an diesem Tag mit feuriger Röte überzog. Gütiger Himmel! So hatte er sie gesehen? Sie fühlte sich bis ins Innerste beschämt — und dann war da noch ein anderes Gefühl, etwas, dem sie in ihrer Naivität keinen Namen geben konnte.
    Tanya mochte zwar alles über Fortpflanzung wissen, da sie in einer Taverne aufgewachsen war, wo die Männer ihrer Ausdrucksweise ebensowenig Zügel anlegten wie den Themen ihrer Unterhaltung. Ein-oder zweimal hatte sie etwas in der Art sogar schon gesehen. Ein paar besonders dreiste Barmädchen, die sie im Lauf der Jahre beschäftigt hatten, hatten ihr diesen Einblick verschafft — eng um irgendeinen Mann geschlungen und an den unwahrscheinlichsten Orten, überall wo Dobbs sie nicht finden konnte. Eines dieser Mädchen war ihr sogar soweit behilflich gewesen, ihr die Lust zu beschreiben. Aus diesem Grund war sie auch in der Lage, das Gefühl zu erkennen, das sich ihrer bemächtigt hatte, als Stefan vorschlug, sie zu lieben: diesen wilden Strudel unbekannter Empfindungen. Aber ein flattern in den Eingeweiden, irgendwo in der Mitte< war alles, wovon sie wusste , und das unterschied sich beträchtlich von dem heißen Strom peinigenden Wohlgefühls, das sie jetzt an einer viel tieferen Stelle als ihrer Mitte spürte, während sie sich ausmalte, dass dieser dunkle Teufel sie so gesehen hatte, sie berührt hatte ...
    Ebenso wie Stefan kurz zuvor, vergaß auch Tanya für einen Augenblick, wonach sie suchte. Aber als sie endlich den kleinen Halbmond unter der sanften Rundung ihrer linken Hinterbacke erspähte, reagierte sie ganz anders als er. Eine neue Welle der Scham schlug über ihr zusammen, als es für sie zur Gewiss heit wurde, dass einer der Männer durch ihr Fenster hindurch sogar noch weit mehr zu Gesicht bekommen hatte als ihre bloße Kehrseite. Aber welcher? Stefan? Ihre Scham milderte sich ein wenig, und weil sie diesen Umstand bemerkte, kehrte das Gefühl mit voller Wucht zurück.
    Du sch w achsinnige Idiotin! Du kannst doch nicht allen Ernstes Gefallen daran finden, dass er gesehen haben könnte...
    »Was zur Hölle ist das?« blaffte er sie an, noch bevor die Tür gegen den Rahmen krachte — eine zu späte Warnung, dass der Teufel mit den goldenen Augen zurückgekehrt

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