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Geheimnis des Verlangens

Geheimnis des Verlangens

Titel: Geheimnis des Verlangens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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so unwiderstehlich, dass sie sich ihm hingeben wollte. Ein widersinniger Impuls, und es kostete sie ein paar lange Augenblicke, um sich davon zu befreien. Aber dann biß sie fest zu, schmeckte Blut, hörte einen lauten Fluch und spürte, wie ihr Gesicht plötzlich von zwei starken Händen umklammert wurde.
    Es waren nicht diese glühenden Teufelsaugen, die sie in Angst versetzten, auch nicht die Erbitterung, mit der er jetzt auf sie herabstarrte. Es war das sichere Wissen, dass , wenn er ihr Gesicht losließe, ihre Tarnung, ihr schöpferisches Meisterwerk, völlig ruiniert wäre. Um diesen Augenblick hinauszuzögern, versuchte sie nicht einmal, ihn von sich wegzuschieben. Sie war sich allerdings auch nicht sicher, ob sie ihre Arme zu diesem Zweck überhaupt freibekommen konnte. »Huren sind im allgemeinen nicht so wählerisch«, knurrte er geringschätzig. »Warum seid Ihr es?«
    Sie hatte es langsam verdammt satt, dauernd eine Hure genannt zu werden, aber es hätte wohl nicht viel Sinn gehabt, es abzustreiten. Da er so darauf versessen war, irgendwelche Dinge zu beweisen, würde er höchstwahrscheinlich auch einen Beweis dafür verlangen, und sie konnte sich gut vorstellen, auf welche Weise er sich diesen Beweis beschaffen würde. Mit einer Beherztheit, die sie nicht wirklich empfand, bemerkte sie sarkastisch: »ich akzeptiere grundsätzlich keine Männer, die ich bei erster Gelegenheit umbringen möchte.«
    Er brach in schallendes Gelächter aus, und diesmal lag keine Spur von Hohn darin. Er war aufrichtig amüsiert. Und der Mann sah geradezu unverschämt gut aus, wenn seine Züge weicher wurden und sein Blick humorvoll — ein Umstand, den Tanya gerade in diesem besonderen Augenblick nur äußerst widerwillig bemerkte.
    Sein Lachen ebbte langsam zu einem leisen Kichern ab, das sich schließlich in ein Lächeln verwandelte. »Eine Bemerkung, die der künftigen Königin von Cardinia würdig ist! Ich bin beeindruckt, Tatiana.«
    Jetzt verspottete er sie also wieder. »Ihr könnt Eure Märchen anderswo verkaufen, Mister. Ich habe Euch schon gesagt, dass ich nicht daran glaube.«
    »Aber es ist jetzt zweifelsfrei erwiesen, dass Ihr Tatiana Janacek seid.«
    »Das einzige, was bewiesen ist, ist die Tatsache, dass einer von Euch weiß, wie man auf Bäume klettert und durch Fensterscheiben spioniert.«
    Sein Lächeln wurde breiter. »Eine interessante Theorie, nur leider falsch. Tja, wo waren wir doch gleich stehengeblieben?«
    Sie keuchte, als sie sah, wie sein Blick auf ihre Lippen fiel. »Wagt es nicht, mich noch einmal zu küssen!«
    »Ah, Weib!« Sein Bedauern war nicht gespielt. »Ihr werdet es langsam lernen, hoffe ich, mir keine so sinnlosen Forderungen aufzuerlegen.«
    Diesmal versuchte sie, ihn sofort zu beißen, als seine Lippen die ihren berührten. Aber er mied ihre Zähne fast eine volle Minute lang. Als er ihren sinnlichen Kampf beendete, fing er wieder an zu lachen. Dieser Teufel unterhielt sich offensichtlich bestens!
    »Ihr werdet mir wohl verzeihen müssen, Tatiana, aber Ihr müßt auch zugeben, dass ich nicht ganz allein schuld daran bin. Schließlich war es Euer Mangel an gewissen — Kleidungsstücken, der meine amourösen Neigungen wachgerufen hat. Wohlgemerkt, ich beklage mich absolut nicht darüber, im Gegenteil. Wenn wir Euch mit einer neuen Garderobe versorgen, werde ich daran denken, diese Kleinigkeiten ebenfalls zu übersehen.«
    Ihr kam plötzlich die lächerliche Idee, dass er sie lediglich neckte und es gar nicht darauf anlegte, sie erneut in Verlegenheit zu stürzen. Aber bei dem Gedanken, was er alles zu sehen bekommen hatte, schoß ihr dennoch glühende Hitze in die Wangen.
    »Warum macht Ihr nicht Schluß mit der Komödie?« fragte sie mit dünner, gepreßter Stimme. »Ich weiß doch, dass ich nicht diese Tatiana bin, die Ihr erfunden habt. Und ich weiß auch, dass Ihr mir keine neuen Kleider kaufen werdet. Und ganz bestimmt werdet Ihr mich nicht mit einem Mann verheiraten, der zu schön ist, um es mit Worten auszudrük-ken. Außerdem würde ich sowieso keine Kleider von Euch annehmen, weder Kleider noch irgend etwas anderes. Und ich werde nicht, ich wiederhole: nicht, mit Euch gehen. Nirgendwohin. Und redet mich nicht noch einmal mit diesem verdammten Namen an ...«
    »Genug!«

Kapitel 10

    T anya fragte sich, ob sie nicht etwas zu weit gegangen war, als sie ihm ihre lange Liste von Zweifeln und Forderungen aufgezählt hatte. Sein herrisches »Genug!« war ebenfalls mehr als nur ein

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