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Geheimnis des Verlangens

Geheimnis des Verlangens

Titel: Geheimnis des Verlangens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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Straße hin gelegen, und ihre Fenster lagen nur ein paar Fuß über dem schräg abfallenden Vordach. Dieses Dach war ihr wohlvertraut, da sie eine ganze Anzahl seiner Schindeln ausgewechselt hatte. Von diesem Dach aus wäre es ein Kinderspiel für sie, sich zu Boden gleiten zu lassen. Dann würde sie einfach verschwinden, bis diese vier Teufel des Wartens müde waren und davonzogen, um ein anderes armes Mädchen in die Falle zu locken.
    Als Kind hatte sie sich oft für ein paar Tage davongemacht — einmal sogar für eine ganze Woche —, wenn sie wusste , dass Dobbs mit seinem Stock nach ihr Ausschau hielt. Sie war allerdings jedesmal nach Hause zurückgekommen, und die Prügel, die sie dann bezog, waren weit schlimmer als die, vor denen sie weggelaufen war. Aber sie kehrte trotzdem immer wieder zurück, nicht weil sie in der Wildnis nicht überleben konnte, sondern weil sie sich ganz allein mit sich selbst zu einsam fühlte. Aber diesmal würde sie nicht lange wegbleiben müssen, höchstens ein paar Stunden. Selbst wenn sie sich für ein paar Tage versteckt halten musste — sie war jetzt älter und davon überzeugt, dass die Einsamkeit ihr nun nicht mehr so viel ausmachen würde.
    Einen kurzen Augenblick lang erwog sie, Dobbs von ihrem Dilemma zu erzählen. Doch sie tat den Gedanken schnell wieder ab. Selbst wenn er bereit war, ihr zu helfen, was konnte er schon tun in seiner augenblicklichen Verfassung? Und in der Tat war es auch viel wahrscheinlicher, dass er eher diesen fremden Teufeln als ihr helfen würde, wenn nur der Preis stimmte. Und sie hatte ja bereits gesehen, wie leichtfertig Stefan mit Geld um sich warf.
    Mit dem Messer in der Hand legte Tanya ihr Ohr an die Tür. Aber sie konnte nichts hören. Nach ihrer Schätzung blieben ihr noch etwa zwei Minuten, um sich aus dem Staub zu machen. Ob er wohl nach unten gegangen war, um auf sie zu warten?
    Sie hatte diese Tür eigentlich nur verstohlen ein Spalt weit öffnen wollen, um herauszufinden, ob ihr eigenes Fenster vielleicht trotzdem die bessere Lösung war. Aber die verdammten Scharniere ihrer Tür quietschten und ließen ihr damit keine andere Wahl, als die Tür mit einem Schwung aufzureißen. Falls Stefan tatsächlich dahinterstehen sollte, konnte sie sich wenigstens seine Überraschung zunutze machen.
    Er war nicht da. Aber sie hatte trotzdem nicht das Glück, die Diele leer zu finden. An Stefans Stelle stand jetzt der Mann vor ihrer Tür, der sich ihr als Lazar Dimitrieff vorgestellt hatte. Er stand jedoch mit dem Rücken zu ihr, und das war auch der erste Glücksfall in dieser ganzen lausigen Angelegenheit, der sich ihr bot. Schnell machte sie Gebrauch davon, indem sie ihm ihr Messer gegen den Leib preßte, bevor er sich umdrehen konnte.
    »Wenn Ihr Euch auch nur um einen Zoll bewegt, Mister, werden wir auf diesem Fußboden Blutflecken bekommen, und das würde mir gar nicht gefallen, da ich diejenige bin, die sie später aufwischen muss .«
    »Wenn das so ist«, sagte er liebenswürdig, »stehe ich voll und ganz zu Ihrer Verfügung Prinzessin.«
    Tanya krümmte sich. Sie hatte ihre Drohung im Flüsterton vorgebracht, seine Antwort klang dagegen wie ein Trompetenstoß, der mit Sicherheit die Kavallerie auf den Plan rufen würde — oder einen dunklen Teufel.
    »Ich entnehme daraus, dass Ihr Euch für entbehrlich haltet?« fragte sie und stach mit ihrem Messer ein wenig fester zu.
    Er verstand ihren Hinweis, beide Hinweise, um genau zu sein. Aber er klang noch immer nicht übermäßig beunruhigt, und das, obwohl ein schmaler Ring von leuchtendem Rot um das Loch herum auftauchte, das ihr Messer in seine Jacke bohrte.
    »Was genau hofft Ihr zu erreichen?« war alles, was er wissen wollte.
    »Ich verlasse das Haus.«
    »Ah! Dann habt Ihr also vor, mich mitzunehmen?«
    »Nicht weiter als ich unbedingt muss «, versicherte sie ihm. »Also dreht Euch einfach langsam um, wenn ich mich umdrehe, und haltet Euch mit dem Rücken zu mir.«
    »Unserem König wird es aber nicht gefallen ...«
    »Euer König kann mir den Buckel runterrutschen«, sagte sie mit zusammengebissenen Zähnen. »Es ist dieser dunkle Teufel Stefan, mit dem ich nichts mehr zu tun haben will — nie mehr«, stieß sie hervor.
    Bei diesen Worten brach er in schallendes Gelächter aus, so dass Tanya erschrocken die Zähne zusammenbiss . »Ich glaube, dass er gerade in diesem Augenblick genauso empfindet wie Ihr.«
    »Ich bin ausgesprochen erfreut, das zu hören«, gab sie zurück. »Und jetzt

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