Geheimnis des Verlangens
habt.«
Das konnte nur eins bedeuten. Er würde sie nicht im Zorn nehmen. Davor war sie — zumindest im Augenblick — sicher. Aber nicht vor der Strafe, die sie erwartet hatte. In diesem Moment wünschte sie, er wäre nicht zur Besinnung gekommen.
Jedenfalls würde sie nicht um Gnade flehen. Ihr Flehen hatte Dobbs niemals aufgehalten. Andererseits würde sie aber diese Strafe auch nicht einfach widerstandslos über sich ergehen lassen. Das konnte sie nicht. Um von diesem Schiff herunterzukommen, musste sie gesund und munter sein und nicht mit zerschundenen Gliedern ans Bett gefesselt.
Noch während er zu ihr hinüberrutschte, versuchte sie sich zu befreien. Ihre Füße standen bereits auf dem Boden, aber ihr Rock gab immer noch nicht nach, denn Stefan hielt ihn weiter fest. Sie versuchte, den Stoff seinem festen Griff zu entwinden, aber als sie sich umdrehte, sah sie, wie entschlossen er war — und wie außerordentlich wütend. Gott steh ihr bei, er würde sie wirklich verletzen!
Instinktiv wollte sie nach dem Messer an ihrer Hüfte greifen, aber bevor sie ihre Absicht verraten konnte, fiel ihr wieder ein, dass das Messer nicht mehr an seinem Platz war. Allerdings hatte sie noch ein anderes in ihrem Stiefel. Seine Klinge war zwar nicht so lang und beeindruckend wie die des anderen Messers, aber es war trotzdem besser als nichts. Und sie hatte nur eins im Sinn: Stefan von sich fernzuhalten, so lange, bis man wieder vernünftig mit ihm reden konnte. Als sie sich jedoch danach bückte, sah sie bereits seine Hand nach ihr greifen.
Unwillkürlich zuckte sie zurück und hob ihre Arme, um ihr Gesicht vor dem erwarteten Schlag zu schützen. Aber es kam kein Schlag. Satt dessen griff er nach ihrem Arm und zog sie auf seinen Schoß hinunter, in eine Position, die keiner weiteren Erklärung bedurfte.
Tanyas Augen flackerten erstaunt auf. Um Himmels willen, er würde ihr doch nicht wirklich den Hintern versohlen, oder? Unglaublich! War das alles, worum sie sich Sorgen machen musste ? Aber sie hatte ihren Rock vergessen und seine Drohung, dass er ihn zu diesem Anlaß wieder hochheben würde. Was er auch schnell und geschickt erledigte. Nein, nicht einmal das spielte jetzt eine Rolle, nicht mehr, nicht nach dem, was sie nach Vasili s Worten befürchtet hatte. Sie hatte das Schlimmste erwartet, und im Vergleich dazu bedeuteten diese Prügel überhaupt nichts.
Sie war so erleichtert, dass sie am liebsten laut gelacht hätte. Aber das einzige, was sie sich erlaubte, war ein leichtes Lächeln. Als der erste Schlag kam, zuckte sie ein wenig zusammen, dann lächelte sie wieder. Sie widerstand dem Drang, ihre Muskeln anzuspannen und entspannte sich statt dessen, um die Wucht seiner Schläge zu mildern. Ansonsten gab sie sich ganz der angenehmen Beschäftigung hin, sich eine Foltermethode für Vasili auszudenken — wie sie ihn ganz, ganz langsam martern würde für die schreckliche Angst, die er ihr mit voller Absicht eingejagt hatte. Ihre Sitzfläche wurde heiß, dann sehr schnell taub — Stefan nahm seine Aufgabe wirklich ernst und würde zweifellos erst aufhören, wenn er ein Gutteil seines Zorns auf diese Weise abreagiert hatte. Und es war immerhin weit besser, er tat es auf diese Weise als auf diese andere. Unvorstellbar, dass Zorn in ihm den Wunsch erweckte zu lieben. Was für eine Angewohnheit war das für einen Mann?
Kapitel 15
H eiße Flammen zehrten an Stefans Hand, und er hatte wahrscheinlich nicht einmal eine Vorstellung davon, wie sich erst die Kehrseite des Mädchens anfühlen musste . Trotzdem hatte er nicht einen einzigen Laut von ihr gehört. Wenn sie weinte, tat sie es wohl lautlos. Er wünschte nur, es wäre anders gewesen, denn er konnte es nicht ertragen, eine Frau weinen zu hören. Er hätte viel eher aufgehört... Er widerstand dem starken Drang, sie in die Arme zu schließen und zu trösten. Es war nicht seine Schuld. Schließlich hatte er sie gewarnt. Und so, wie sie sich benahm, durfte es einfach nicht weitergehen. Man musste ihr klarmachen, dass es ihre Pflicht war, nach Cardinia zurückzukehren, und dass sie nicht noch einmal versuchen durfte, sich dieser Pflicht zu entziehen.
Aber die Methode, die er sich ausgesucht hatte, um ihr diese Lektion einzubleuen, war eindeutig zu hart gewesen; das sah er jetzt ein. Ihre Kehrseite war kirschrot, aber wie gewöhnlich war er unbeherrscht in seinem Zorn gewesen, und sein Bedauern kam zu spät, es würde ihren Schmerz nicht lindern. Und er konnte die Reue,
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