Geheimnis um ein Haus im Walde
Ein dumpfer Geruch erfüllte die Zimmer.
Dicki sah auf seine Uhr. „Es ist beinahe eins.” Seine flüsternde Stimme klang recht unheimlich zwischen den kahlen Wänden. „Wir müssen versuchen, irgendwie ins Freie zu kommen. Und dann müssen wir sofort Inspektor Jenks anrufen.”
Aber sie kamen nicht aus dem Haus heraus. Vor allen Fenstern waren von außen eiserne Laden angebracht. Alle Türen, die nach draußen führten, waren verschlossen, und Schlüssel waren nirgends zu finden. Eine Weile irrten die Jungen durch das dunkle leere Haus. Es war wie ein Alptraum.
Schließlich blieb Dicki entmutigt stehen. „Kein Ausgang! Was machen wir nun?”
„Wir müssen den Weg zurückgehen, den wir gekommen sind”, antwortete Rolf. „Natürlich können wir nicht durch den Arbeitssaal gehen, solange die Männer dort arbeiten, sondern müssen warten, bis sie wieder eine Pause machen. Kommt!”
Leise schlichen sie die Treppe wieder hinunter. Auf dem Treppenabsatz war niemand zu sehen. Aus Erns Zimmer kam kein Laut. Aber er schlief nicht. Erregt dachte er daran, was Dicki zu ihm gesagt hatte. Er war tapfer – ein Held! Hoffentlich kam Herr Holland nicht wieder zu ihm und quälte ihn mit Fragen, die er nicht beantworten konnte! Ern versank in düsteres Brüten und fühlte sich gar nicht als Held.
Die drei Jungen gingen weiter, bis sie den Arbeitssaal überschauen konnten, und drückten sich in einen dunklen Winkel. Eine Weile beobachteten sie die Männer bei der Arbeit, aber allmählich wurden sie schläfrig. Plötzlich sank Flipps Kopf auf Dickis Schulter; er war eingeschlafen.
„Wir wollen abwechselnd wachen”, sagte Dicki. „Du kannst jetzt auch schlafen, Rolf. Ich werde euch wecken, falls jemand kommt.”
Dicki wachte bis halb vier. Dann weckte er Rolf und schlief selber ein. Immer noch ging die Arbeit in dem Saal weiter. Um halb sechs übernahm Flipp die Wache. Nach vier Stunden Schlaf war er wieder munter und beobachtete die Arbeiter aufmerksam. Keiner kam in die Nähe der Jungen. Als Dicki um sieben Uhr aufwachte, machte er sich große Sorgen. Wie sollten sie nur aus dem Haus herauskommen? Sie konnten nicht länger hier unten bleiben.
Plötzlich fuhr ein großer Lastwagen rückwärts auf sie zu. Sie wichen ängstlich zurück.
„Hört mal!” sagte Dicki atemlos. „Der Lastwagen scheint fertig zu sein. Laßt uns hinauf springen! Vielleicht können wir unbemerkt mitfahren.”
Rolf und Flipp waren sofort einverstanden. Als der Fahrer des Lastwagens abstieg, um mit Herrn Holland zu sprechen, der am andern Ende des Saales stand, kletterten sie behende auf den Wagen. Zum Glück war der Führersitz von dem hinteren Teil durch eine Wand abgetrennt, so daß der Fahrer sie nicht sehen konnte. Nun kam er zurück, stieg ein und ließ den Motor an.
Langsam fuhr der Wagen hinter zwei anderen her den gewundenen Weg zum Lift hinauf. Dann wurden alle drei durch den Lift nach oben befördert. Mit einem Abstand von fünf Minuten verließen sie nacheinander die Garage.
Als der Wagen mit den Jungen am Pförtnerhaus hielt, sprangen sie ab und verbargen sich hinter einem Busch, bis Peters das Tor wieder geschlossen hatte. Dann liefen sie an der Mauer entlang zu ihrer Strickleiter.
„Das ging glatt!” sagte Dicki aufatmend. „Nun rasch über die Mauer und nach Haus!”
Inspektor Jenks übernimmt das Kommando
Herr Grimm hatte die ganze Nacht hindurch gewacht und auf Dickis Anruf gewartet. Aber das Telefon läutete erst am nächsten Morgen um acht, und an Stelle von Dicki war Frau Hillmann am Apparat. Sie teilte dem Polizisten angsterfüllt mit, daß Flipp verschwunden war. Er war die ganze Nacht nicht zu Hause gewesen. Betti befand sich in unbeschreiblicher Aufregung. Sie hatte ihrer Mutter die sonderbarsten Dinge erzählt; kein Mensch konnte daraus klug werden.
Kurz danach rief Herr Tagert an und teilte mit, daß Rolf verschwunden war. „Gina sagt, Rolf und Philipp wären gestern abend fortgegangen, um Ihren Neffen zu befreien. Wissen Sie etwas davon, Herr Grimm?”
Herr Grimm wußte nicht recht, was er antworten sollte. Er räusperte sich verlegen. Als die Haustürglocke schrillte, legte er den Hörer hastig hin, um zu öffnen. Vielleicht kam Dicki mit guten Nachrichten.
Aber vor der Tür stand nicht Dicki, sondern Herr Kronstein. Dietrich war verschwunden, war die ganze Nacht nicht zu Haus gewesen. Herr Kronstein hatte ein paarmal versucht, den Polizisten anzurufen, aber der Apparat war dauernd besetzt gewesen.
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