Geheimnis um eine Efeuvilla
noch was extra.”
„Aha!” rief Dicki. „Wegda hat endlich gemerkt, daß ich unschuldig bin. Hat er dir noch was von der Sache erzählt, Ern?”
„Nein. Er sagte, alles Weitere würde ich von dir erfahren, und ich soll dir sagen, er hätte sich geirrt. Du könntest die Briefe verbrennen, die er bei dir gelassen hat, und brauchtest dich nicht mehr um den Fall zu kümmern. Er würde schon alles machen.”
„Sollen wir das Geheimnis etwa aufgeben?” rief Flipp enttäuscht.
„Das kommt natürlich nicht in Frage”, antwortete Dicki.
„Wir werden die Briefe nicht verbrennen und die Sache weiter verfolgen. Ich schlage vor, wir treffen uns morgen vormittag hier zu einer Besprechung.”
„Kann ich die Briefe mal sehen?”, fragte Ern.
„Sie liegen im Haus.” Dicki stand auf. „Ich zeig’ sie dir ein andermal. Jetzt wollen wir zur Konditorei fahren. Bist du mit dem Rad gekommen?”
„Ja, natürlich. Bald werde ich viel Geld haben, dann kann ich euch auch mal was spendieren. Ihr habt mich schon so oft eingeladen.”
„Wie geht’s denn Wern und Bern?” fragte Flipp. „Lutscht Bern noch immer so viel Sahnebonbons?”
„Nein, er ist zu Kaugummi übergegangen. Die Bonbons konnte er in der Schule nicht schnell genug ausspucken, wenn der Lehrer ihn was fragte. Er sagt, bei Kaugummi ist das leichter. Wern geht’s auch gut. Ihr hättet sehen sollen, wie die beiden heute morgen die Treppe ’raufschossen, als Onkel Theophil zu uns kam. Als hätte eine Bombe eingeschlagen!”
„Wir wollen jetzt gehen”, drängte Dicki. „Wenn dein Onkel morgen früh zu Haus ist, kannst du an unserer Besprechung teilnehmen. Du bist ja mehr oder weniger auch in die Sache verwickelt.”
„Oh, ich komme gern!” rief Ern strahlend. „Ich könnte mein letztes Gedicht mitbringen und es euch vorlesen. Es ist noch nicht ganz fertig, aber vielleicht krieg’ ich es heute abend zu Ende.”
Die Kinder schmunzelten. Ern und seine „Pösie”, wie er zu sagen pflegte! Er gab sich die größte Mühe, Gedichte zu machen, blieb aber gewöhnlich nach kurzer Zeit stecken.
Nachdem die Kinder aus dem Schuppen gegangen waren, schloß Dicki ihn ab. Kein Erwachsener sollte sehen, was er dort alles aufbewahrte – die verschiedensten Kleidungsstücke, Schminkzeug, falsche Bärte und falsche Zähne. Herrn Grimm wären die Augen aus dem Kopf gefallen, wenn er die Sachen gesehen hätte.
Die Kinder radelten mit brennenden Lampen durch die Straßen. Purzel saß in einem Korb, der an der Lenkstange von Dickis Rad befestigt war. Als sie die Konditorei betraten, folgte er ihnen dicht auf den Fersen. Sie setzten sich an einen runden Tisch, und Dicki bestellte für jeden drei Stück Kuchen und eine Portion Eiskrem mit Schlagsahne.
„Wird das auch genügen?” fragte das bedienende Mädchen mit einem Lächeln.
„Für den Anfang schon”, antwortete Dicki schlagfertig.
„Nachher werden wir weitersehen.”
„Alle Wetter!” rief Ern. „Schade, daß ich so viel zu Mittag gegessen habe. Und was bekommt Purzel?”
„Purzel bekommt wie gewöhnlich von jedem einen Happen ab”, antwortete Dicki.
Die Kinder aßen mit großem Appetit und unterhielten sich lebhaft. Ern brachte die Spürnasen so sehr zum Lachen, daß ihnen die Tränen über die Backen liefen.
„Gestern hatte Wern seinen Knetgummi vorgeholt und ein Stück flach gedrückt, um etwas daraus zu kneten”, erzählte er. „Da rief Ma nach ihm, und er ging fort. Gleich danach kam Bern ins Zimmer, nahm das flache Stück Knetgummi und steckte es in den Mund, weil er dachte, es wäre Kaugummi. Es schmeckte ihm gar nicht, aber ausspucken wollte er es auch nicht; das hielt er für Verschwendung. Als Wern dann zurückkam, war er sehr böse, weil Bern seinen Gummi vertilgte.”
„Wie fürchterlich!” rief Dicki schaudernd. „Erzähl das bloß nicht einmal, wenn meine Mutter dabei ist.”
„Ich werde mich hüten! Vor deiner Mutter wage ich nicht einmal den Mund aufzumachen. Sogar Onkel Theophil hat Angst vor deiner Mutter. Aber wie spät ist es eigentlich?
Ich soll um halb sechs bei Onkel sein, weil er dann fortgehen muß.”
Dicki sah auf seine Armbanduhr. „Es ist schon zehn Minuten bis halb. Du mußt dich sputen. Wenn man für eine Arbeit bezahlt wird, muß man pünktlich sein.”
„Du hast recht.” Ern sprang von seinem Stuhl auf. „Auf Wiedersehn bis morgen! Hoffentlich läßt Onkel mich fort.”
Flipp sah ihm nach. „Der gute alte Ern! Ich hoffe, Wegda behandelt ihn gut.
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