Geheimnis um eine giftige Feder
Zitter.” Der Kneifer fiel herunter. „Warum könnt ihr euch das bloß nicht merken? Ich bin doch kein Espenblatt, das immerfort zittert.”
Die Kinder lachten höflich über den kleinen Scherz, verabschiedeten sich und gingen schweigend aus dem Garten. Als sie wieder in dem Hillmannschen Spielzimmer waren, machten sie die Tür sorgfältig hinter sich zu.
„Drei neue verdächtige Personen!” rief Dicki erregt und holte sein Notizbuch hervor. „Einer von den dreien muß die Briefe geschrieben haben.”
„Frau Schlimm kann es nicht gewesen sein”, widersprach Betti. „Sie war doch so nett zu Ursel. Man kann nicht zur gleichen Zeit nett und niederträchtig sein.”
„Nein, wahrscheinlich nicht”, gab Dicki zu. „Trotzdem kommt sie auf unsere Liste. Und dann Fräulein Schnickschnack.”
Die anderen lachten. „Sie heißt Schnack”, verbesserte Flipp.
„Ich weiß. Aber Schnickschnack paßt besser zu ihr. Wir haben also Frau Schlimm, Fräulein Schnack und den alten Schnüffel. Spürnasen, wir kommen voran! Jetzt gibt es eine Menge für uns zu tun.”
„Was denn?” fragte Flipp.
„Na, wir müssen feststellen, wann die drei heute morgen aus dem Haus gegangen sind. Der Brief an Frau Lamm ist gegen halb sieben bei ihr durchgesteckt worden. Wer von den dreien heute sehr früh unterwegs war, muß ihn geschrieben haben.”
„Wie willst du das denn feststellen?” fragte Rolf. „Nicht einmal du bist klug genug dazu.”
„Da irrst du dich aber gewaltig! Ich werde sofort meine Ermittlungen anstellen. Spätestens in einer Stunde bin ich mit dem Ergebnis wieder hier.”
Dicki stellt einiges fest
Dicki schlendert pfeifend davon. Die Kinder gingen ans Fenster und sahen ihm nach. „Wahrscheinlich verhört er jetzt die drei Verdächtigen”, sagte Flipp bewundernd. „Ein toller Bursche! Er ist durch nichts aus der Fassung zu bringen.”
„Mit Frau Schlimm wird er es nicht leicht haben”, meinte Rolf. „Sie ist heute sehr schlecht gelaunt – wahrscheinlich weil Frau Kräusel nicht erschienen ist.”
Nach einer Stunde – es war inzwischen Viertel vor eins geworden – gingen die Kinder wieder ans Fenster, um nach Dicki auszuspähen. Aha, da kam er angeradelt! Fast hätten sie ihn nicht erkannt. Er hatte wieder die rote Perücke auf, diesmal jedoch schwarze Augenbrauen dazu. Sein Gesicht war feuerrot. Über einem alten abgetragenen Anzug trug er eine gestreifte Fleischerschürze. Vor dem Haus bremste er scharf. „Ist die Luft rein?”
„Ja, du kannst raufkommen. Frau Schlimm ist hinten im Garten.”
Dicki lief hinauf. Er sah wie ein richtiger Fleischerlehrling aus. Es war erstaunlich, wie gut er sogar seinen Gesichtsausdruck verändern konnte. Als er im Zimmer war, zog er die Perücke vom Kopf, entfernte die Augenbrauen, band die Schürze ab und wischte sich die Schminke vom Gesicht.
„Was hast du erreicht?” fragte Rolf neugierig. „Und warum hast du dich maskiert?”
„Ich habe allerlei erfahren, bin aber trotzdem nicht schlauer geworden”, antwortete Dicki. „Maskiert habe ich mich, weil Schlächterlehrlinge gewöhnlich irgendwo herumstehen und tratschen. Hier ist das Ergebnis meiner Ermittlungen.”
Er schlug sein Notizbuch auf und las vor. „Nummer eins der verdächtigen Personen: der alte Schnüffel. Er war heute morgen schon vor halb sieben draußen und ging mit seinem Hund ins Dorf. Um acht Uhr kam er wieder zurück.”
Er blätterte eine Seite um. „Nummer zwei: Fräulein Schnack. Sie war wie jeden Morgen gegen halb sieben mit ihrem Hund draußen und trug einen roten Schal.”
Wieder blätterte Dicki eine Seite um. „Nummer drei: Frau Schlimm. Sie ist ebenfalls schon vor halb sieben auf der Straße gesehen worden, und zwar mit dem alten Schnüffel zusammen.” Er ließ das Buch sinken. „Was soll man nun damit anfangen? Jeder der drei könnte den Brief unter Frau Lamms Tür durchgeschoben haben.”
„Wie hast du das bloß alles so schnell herausbekommen?” fragte Gina erstaunt.
„Ach, das war ganz einfach.” Dicki legte das Notizbuch auf den Tisch. „Wie ihr wißt, ist der Weidenweg nur einseitig bebaut. Auf der anderen Seite ist freies Feld, und dort wohnt der Schafhirt Tom in seiner kleinen Hütte. Ich sah ihn heute morgen vor seiner Türe sitzen. Kurz entschlossen fing ich ein Gespräch mit ihm an, stellte ein paar harmlose Fragen – und erfuhr alles. Tom ist schon immer um fünf Uhr wach und beobachtet gern die Leute, die an seinem Feld vorbeigehen, denn sonst
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