Geheimnis um eine giftige Feder
immer ausdrückt. Vielleicht erwartet er, daß bald jemand einen anonymen Brief von mir bekommt. Ich hätte fast Lust, ihm einen zu schreiben.”
„Nein, Dicki, das darfst du nicht tun!” rief Gina.
Dicki lachte. „Ich mache ja nur Spaß. Wollen wir nicht lieber hinausgehen? Hier drin ist es furchtbar heiß.”
Die Kinder gingen in den Garten. Dicki setzte sich in die Laube, die dicht neben dem Nachbargarten lag, und machte ein paar Notizen. Die anderen zogen Radieschen aus der Erde, wuschen sie ab und knabberten daran. Sie rätselten an ihrem Geheimnis herum und sprachen ausführlich über alle verdächtigen Personen. Dann las Betti laut vor, was Dicki geschrieben hatte. Es hörte sich sehr fachmännisch an. Auch das Gespräch zwischen dem Polizisten und der Köchin hatte er wiedergegeben. Der Anfang lautete:
„Der kluge Polizist Herr Grimm
Ging zu der guten Köchin Schlimm.”
In diesem lustigen Ton ging es weiter, so daß die Kinder sich vor Lachen bogen.
Plötzlich hörten sie Stimmen in der Nähe. Sie schwiegen erschrocken. Wer konnte das sein? Neugierig spähten sie aus der Laube. An der Gartenmauer stand Frau Schlimm mit ein paar Salatköpfen in der Hand. „Kleider dürfen nicht zu eng sein, Fräulein Schnack”, hörten die Kinder sie sagen.
„Sie haben ganz recht”, antwortete eine hohe Stimme aus dem Nachbargarten. „Aber die Leute wollen ihre Sachen nun einmal so eng gemacht haben. Kommen Sie doch mal mit Ihrem Kleid zu mir, Frau Schlimm. Dann machen wir einen kleinen Schwatz miteinander.”
„Das kann ja nett werden”, flüsterte Gina. „Die beiden werden bestimmt ganz Peterswalde durchhecheln.”
„Fräulein Schnacks Stimme gefällt mir nicht”, sagte Betti, während sie Frau Schlimm nachsah, die offenbar im Gemüsegarten gewesen war, um den Salat zu holen, und nun wieder ins Haus ging.
Dicki seufzte. „Ihr seid euch doch wohl darüber klar, daß wir sehr laut gesprochen haben und daß sowohl Frau Schlimm als auch Fräulein Schnickschnack jedes unserer Worte verstanden haben müssen. Wie dumm von uns, alles, was wir wissen, selber zu verraten!”
„Warum hat Purzel nicht gebellt?” fragte Betti.
„Na, Frau Schlimm kennt er doch. Und Menschen im Nachbargarten gehen ihn nichts an, nicht wahr, Purzel?”
„Wau!” antwortete Purzel träge, denn er lag in der Sonne und ließ sich das Fell wärmen. Sehnsüchtig spitzte er die Ohren, ob nicht das Wort „spazierengehen” fiele.
Bald hörte er es. „Ich schlage vor, wir gehen ein Stück spazieren”, sagte Rolf. „Wollen wir die Schwäne auf dem Fluß füttern?”
Flipp bat Frau Schlimm um etwas altes Brot. Sie war mürrisch und wortkarg. Offenbar lag ihr noch das Verhör durch Herrn Grimm in den Knochen.
Es war schön am Fluß. Zum Tee gingen die Kinder wieder heim. Sie trennten sich vor dem Hillmannschen Haus.
„Bis morgen!” sagte Dicki. „Wir sind mal wieder festgefahren. Unser Geheimnis müßte ein wenig geölt werden. Na, vielleicht ereignet sich morgen etwas.”
Wirklich ereignete sich am nächsten Tag allerlei; es wurde sogar recht aufregend.
Herr Grimm steht vor einem Rätsel
Am nächsten Morgen maskierte sich Dicki wieder als Fleischerlehrling. Die Verkleidung war sehr einfach. Er setzte die rote Perücke auf, klebte die schwarzen Augenbrauen an und schminkte sein Gesicht rot. Dann band er die gestreifte Schürze um, stieg auf sein Rad und fuhr zu Flipp.
Frau Hillmann sah ihn am Wohnzimmerfenster vorbeihuschen. „Aha, der Schlächterjunge!” dachte sie. „Nun braucht Frau Schlimm nicht fortzugehen, um das Fleisch zu holen.”
Die anderen Kinder begrüßten Dicki mit großem Hallo, als er ins Zimmer trat. Er entfernte die Augenbrauen, nahm die Perücke vom Kopf und band die Schürze ab. Plötzlich erhob sich unten im Haus großer Lärm. Jemand weinte und schluchzte ganz erbärmlich; dazwischen war Frau Hillmanns Stimme zu hören.
Die Kinder öffneten die Tür und horchten. „Es ist Frau Schlimm”, flüsterte Flipp. „Sie heult wie ein Schloßhund, und Mutter spricht mit ihr. Was hat das zu bedeuten?”
„Vielleicht hat Mammi entdeckt, daß Frau Schlimm die bösen Briefe geschrieben hat”, meinte Betti, die ganz bleich geworden war.
Dicki schlich die Treppe hinunter. „Ich werde mal sehen, was los ist.”
„Hören Sie jetzt endlich auf zu weinen!” sagte Frau Hillmann streng.
„Ach, Frau Hillmann, daß ich nun auch einen dieser häßlichen Briefe bekommen habe!” klagte Frau Schlimm.
„Wie
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