Geheimnis um eine Tasse Tee
sondern ihn in einem Geheimfach meiner Brieftasche aufbewahre. Und nur die Schauspieler wußten, daß sich die Einnahmen vom Donnerstag im Safe befanden. Sie waren ja dabei, als ich wütend von der Bank zurückkam, weil sie schon geschlossen hatte.”
Rolf und Flipp hatten sich kein Wort entgehen lassen. Das meiste war ihnen ja schon bekannt, aber nun hatten sie doch gehört, wie der Direktor selber über die Geschichte dachte. Er sah ziemlich unangenehm aus und gefiel ihnen gar nicht. Gewiß hatte er viele Feinde, die ihm gern mal eins auswischen wollten.
„Die Polizei sucht wohl nach dem Täter?” meinte Flipp, hob einen Staubwedel auf und fuhr damit zwischen die Speichen des Motorrades.
„Ja, natürlich. Dieser dicke Polizist hat fast das ganze Wochenende hier im Theater zugebracht und jeden einzeln verhört. Boysie ist schon ganz verängstigt und weiß überhaupt nicht mehr, was er sagt. Der Polizist schreit ihn immer so lange an, bis er in Tranen ausbricht.”
„Dieser Schuft!” murmelte Flipp.
Der Direktor sah ihn etwas erstaunt an. „Ach, es schadet Boysie nichts, wenn man ihn ein wenig anschreit. Anders ist es manchmal nicht möglich, etwas in seinen dicken Schädel zu kriegen. Und wenn er an dem Diebstahl beteiligt war, muß man ihn doch irgendwie zum Sprechen bringen.”
Das Motorrad war fertig geputzt und glänzte wie neu. Der Direktor schob es in den Schuppen. „So, das ist gemacht! Tut mir leid, daß ich euch jetzt keine Eintrittskarten verkaufen kann. Aber ihr bekommt sie bestimmt heute nachmittag. Am Montag kommen niemals viele Leute ins Theater.”
Flipp und Rolf fuhren hochbefriedigt zurück. Was für ein Glück, daß sie den Direktor getroffen hatten! Jetzt wußten sie ebenso viel wie Herr Grimm. Die Geschichte war wirklich sehr geheimnisvoll. Boysie hatte dem Direktor die Tasse Tee gebracht. Und wenn er das Schlafpulver auch nicht selber hineingeschüttet hatte, so mußte er doch wissen, wer es getan hatte. Er mußte den Täter ins Haus gelassen haben. Ja, vielleicht hatte er sogar zugesehen, wie er den Spiegel abnahm und das Safe leerte. Kein Wunder, daß Herr Grimm alles versuchte, um den Namen des Täters aus ihm herauszubekommen.
„Die andern werden staunen, wenn wir ihnen alles erzählen”, sagte Rolf. „Was mögen die Mädels erreicht haben? Ihre Aufgabe war eigentlich sehr leicht – und Dickis ebenfalls; er brauchte Pippin ja nur auszuhorchen.”
„Wir haben es viel schwerer als Wegda oder Pippin”, meinte Flipp. „Die beiden können jeden beliebigen Menschen verhören und dürfen jedes Haus durchsuchen. Das können wir nicht.”
„Ja, das stimmt. Dafür erzählen uns die Leute aber sicherlich manchmal Dinge, die sie der Polizei lieber verschweigen. Ach, sieh mal, da kommt Wegda!”
Mit gerötetem Gesicht kam der Polizist auf sie zugeradelt. Schon von weitem rief er: „Wo ist Dietrich? Wenn ich ihn heute noch einmal treffe, werde ich mich bei seinen Eltern beschweren. Bestellt ihm das! Wo steckt er denn jetzt?”
„Ich weiß nicht”, antworteten Flipp und Rolf wie aus einem Mund.
„Ihr wißt es nicht? Bah! Sicherlich hält er sich irgendwo versteckt und lauert Pippin auf, um ihn auszufragen. Was bildet er sich denn eigentlich ein? Dieser Fall ist nichts für ihn. Sagt ihm das!”
Damit segelte Herr Grimm davon. Rolf und Flipp konnten sich seine Aufregung gar nicht erklären. Was mochte Dicki nur wieder angestellt haben?
Ein sehr dickes Gesicht
Dicki hatte inzwischen einen recht aufregenden Vormittag erlebt. Auf seinem Rad war er schnell am Hause des Polizisten angelangt. Nachdem er mit einem Blick durchs Fenster festgestellt hatte, daß Pippin allein im Dienstzimmer war, lehnte er das Rad an den Zaun und befahl Purzel, daneben sitzenzubleiben. Dann ging er zum Fenster und klopfte an die Scheibe.
Pippin sah von seiner Schreibarbeit auf. Als er Dicki erblickte, öffnete er ihm die Tür und ging mit ihm ins Zimmer.
„Was gibt’s Neues?” fragte Dicki.
„Der Sachverständige für Fingerabdrücke hat weder am Spiegel noch am Safe irgendwelche Spuren gefunden.”
„Dann ist der Täter sehr schlau”, meinte Dicki. „Boysie kann es also nicht gewesen sein.”
Pippin wollte etwas entgegnen, stockte jedoch, als er Purzel bellen hörte, und sah aus dem Fenster. Gerade war Herr Grimm zurückgekommen und stieg mit finsterem Gesicht von seinem Rad. Purzel aber hatte sich vor das Gartentor gepflanzt und bellte wie wahnsinnig. „Hier kommst du nicht
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