Geheimnis um eine verschwundene Halskette
alte Ballonfrau im Gartenschuppen, streifte einen Unterrock nach dem anderen ab und verwandelte sich schließlich in einen ganz verschwitzten und schmutzigen Jungen.
„Sonderbar, daß eine dicke alte Frau mit einer ganzen Traube von Luftballons plötzlich verschwinden kann”, dachte Frau Kronstein bei sich. Und das war auch wirklich sonderbar.
Ein Besuch bei Inspektor Jenks
Dicki hatte es großen Spaß gemacht, sich als Ballonverkäuferin zu verkleiden. Wie versprochen, schenkte er Betti seinen silbernen Drehbleistift, weil sie seine Maskierung durchschaut hatte.
„Wie schön er ist!” rief sie entzückt. „Vielen Dank, Dicki!”
Flipp seufzte. „Die Ferien vergehen, und wir haben immer noch kein Geheimnis.”
„Zu dumm, daß wir nicht wissen, was Wegda vorhat!” meinte Dicki. „Vielleicht handelt es sich um die Schmuckdiebstähle der letzten Wochen. Man vermutet, daß alle von derselben Verbrecherbande begangen wurden.”
„Wir müssen gut aufpassen”, sagte Betti eifrig. „Vielleicht begegnen wir der Bande eines Tages.”
Flipp zuckte verächtlich die Achseln. „Glaubst du, die rennen alle in einem Haufen umher und sehen wie Einbrecher aus? Nein, solche Burschen sind schlau. Die haben einen geheimen Treffpunkt, eine geheime Nachrichtenübermittlung und geheime Wege, die Sachen wieder loszuwerden, die sie stehlen.”
„Ach!” sagte Betti enttäuscht. „Könnten wir dann nicht Inspektor Jenks fragen, ob es ein Geheimnis gibt und ob wir bei der Aufklärung mithelfen dürfen?”
„Ja, warum eigentlich nicht?” meinte Gina. „Er wird uns sicherlich verraten, was eigentlich los ist. Wir haben ihm doch schon oft geholfen.”
Inspektor Jenks, „ein hohes Polizeitier”, wie Betti ihn gern nannte, war ein guter Freund der Kinder. Er lebte in der nächsten größeren Stadt. Stets hatte er sich bei den Spürnasen bedankt, wenn sie ein Geheimnis aufgeklärt hatten. Herrn Grimm war das gar nicht recht gewesen. Im Gegenteil, er hatte sich immer sehr darüber geärgert, daß „diese Gören sich in Angelegenheiten der Behörde einmischten”, wie er sagte – zumal sie ihm stets zuvorgekommen waren.
„Ich finde Bettis Idee, zu Inspektor Jenks zu gehen, sehr gut”, sagte Dicki. „Auch ich glaube, daß er uns verraten wird, womit Wegda so eifrig beschäftigt ist. Er weiß ja, daß er sich auf uns verlassen kann.”
Am nächsten Morgen fuhren die Spürnasen also mit Rädern zur Stadt. Sie stiegen vor dem Polizeipräsidium ab und fragten nach Inspektor Jenks.
„Was, ihr wollt den Inspektor sprechen?” rief der Polizist vom Dienst. „Das ist ganz unmöglich. Der Inspektor ist mit wichtigen Dingen beschäftigt und hat keine Zeit für Kinder.”
„Warten Sie mal!” fiel ein anderer Polizist mit freundlichen blauen Augen ein. „Seid ihr nicht die Kinder, die bei einigen Fällen in Peterswalde mitgeholfen haben?”
„Ja, die sind wir”, antwortete Dicki stolz. „Wir möchten den Inspektor natürlich nicht stören. Nur – die Sache, wegen der wir ihn sprechen möchten, ist ziemlich wichtig – wichtig für uns, meine ich.”
Der Polizist lächelte. „Ich werde den Inspektor fragen, ob er euch empfangen will.” Er stand auf und verließ den Raum. Die Kinder brauchten nicht lange zu warten. Bald kehrte er zurück und verkündete: „Ihr sollt zu ihm kommen.”
Sie folgten ihm erwartungsvoll durch lange winklige Gänge. Betti sah sich ein wenig ängstlich um. Ob in der Nähe etwa Gefängniszellen waren?
Nun öffnete der Polizist eine Tür und meldete: „Die Kinder aus Peterswalde, Herr Inspektor.”
Inspektor Jenks saß hinter einem großen Schreibtisch, der mit Papieren bedeckt war. Hier in seinem Dienstzimmer erschien er den Kindern viel größer und mächtiger als sonst, und sie traten ein wenig scheu ein.
„Sieh da, sieh da!” rief er lächelnd. „Die sechs Spürnasen kommen mich besuchen. Wie geht es euch? Wollt ihr mir etwa mitteilen, daß ihr das Geheimnis aufgeklärt habt, das uns hier seit Monaten beschäftigt?” Er schüttelte den Kindern die Hände und nahm Betti aufs Knie.
„Nein, Inspektor Jenks, wir haben leider kein Geheimnis aufgeklärt”, antwortete Dicki. „Aber wir wissen, daß Herr Grimm einen Fall bearbeitet, und wollten Sie fragen, ob wir nicht ein wenig dabei helfen können. Worum handelt es sich eigentlich?”
Der Inspektor sah Dicki nachdenklich an. „Nicht nur Grimm bearbeitet diesen Fall. Fast die ganze Polizei des Landes befaßt sich jetzt schon
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