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Geheimnis um eine verschwundene Halskette

Geheimnis um eine verschwundene Halskette

Titel: Geheimnis um eine verschwundene Halskette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enid Blyton
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schliefe er. Als der Polizist ihn sah, stieg er vom Rad und rief: „He, was machst du da, Alte? Zeig mal deinen Gewerbeschein her.”
    Die Kinder erschraken. Mußte man einen Gewerbeschein haben, wenn man Luftballons verkauft? Dicki besaß natürlich keinen. Er rührte sich nicht, sondern schnarchte leise. Als Herr Grimm ihn an der Schulter rüttelte, fuhr er mit einem Ruck hoch, als erwachte er plötzlich.
    „Wo ist dein Gewerbeschein?” schrie Herr Grimm grob.
    „Möchten Sie einen Ballon haben?” fragte Dicki mit heiserer Stimme. „Welche Farbe bitte?”
    „Ich will keinen Ballon”, erwiderte Herr Grimm ärgerlich. „Ich will deinen Gewerbeschein sehen.”
    „Ach, meinen Gewerbeschein!” Dicki begann zwischen seinen zahllosen umfangreichen Röcken umherzusuchen.
    „Warten Sie einen Moment, Herr Wachtmeister, er muß in einem meiner Unterröcke sein. Eine alte Frau wie ich braucht viel Unterröcke. Es ist kalt, wenn man nachts im Freien schlafen muß – selbst im Sommer.”
    „Bah!” machte Herr Grimm, stieg auf sein Rad und fuhr davon. Wütend klingelte er, als ein kleiner Hund es wagte, vor ihm die Straße zu überqueren. Sollte er, der große Grimm, der einen äußerst wichtigen Fall bearbeitete, etwa warten, bis diese alte Hausiererin zwischen ihren Unterröcken den Gewerbeschein herausfischte, den er gar nicht ernsthaft zu sehen wünschte? Bah!

    Sobald der Polizist außer Sicht war, liefen die vier Kinder zu Dicki zurück. „O Dicki, wie konntest du nur so mit Wegda reden! Wenn er dich nun erkannt hätte?”
    Dicki lachte. „Ein Glück, daß er nicht auf meinen Gewerbeschein wartete! Ich habe natürlich gar keinen. Kommt, wir wollen nach Hause gehen. Ich ersticke sonst in diesen Kleidern. Ich habe ein halbes Dutzend Unterröcke übereinandergezogen, um möglichst echt auszusehen.”
    Bald kamen sie zu der Bank, auf der der alte Mann saß, den die Kinder auf dem Hinweg angesprochen hatten.
    Betti stieß Dicki an. „Siehst du den Alten dort? Wir hielten ihn für dich und haben ihn Dicki genannt. Flipp hat ihm sogar einen Rippenstoß gegeben.”
    Dicki blieb stehen und musterte den Alten. „Den muß ich mal nachahmen”, sagte er unternehmungslustig.
    „Du kannst unmöglich deine Ohren sowie seine machen”, wandte Betti ein. „Er hat schrecklich große, haarige Ohren.”
    „Nein, das könnte ich allerdings nicht. Ich würde einfach den Hut so tief herunterziehen, daß man die Ohren nicht sieht. Es reizt mich mächtig, mal in die Haut dieses alten Mannes zu schlüpfen. Hat Flipp ihm wirklich einen Rippenstoß versetzt?”
    Flipp kicherte. „Ja. Aber er sagte nur immer ,wassis?’ Der arme Kerl scheint taub zu sein.”
    Plötzlich öffnete der alte Mann die Augen und erblickte die Kinder. Er dachte wohl, sie hätten etwas zu ihm gesagt, denn er legte die Hand ans Ohr und fragte: „Wassis?”
    Dicki gab den anderen Kindern einen Wink und setzte sich neben ihn. „Ein schöner Abend!” sagte er in der heiseren Stimme der alten Ballonfrau.
    „Wassis?” fragte der Alte wieder. Dann schnüffelte er laut und fuhr sich mit dem Handrücken unter der Nase entlang. Dicki machte es ihm nach und sagte lauter: „Ein schöner Abend! Und es war auch ein schöner Morgen.”
    „Über den Morgen kann ich nichts sagen”, antwortete der Alte. „Ich schlafe immer bis mittags. Dann stehe ich auf, esse etwas und setze mich hier in die Sonne.”
    Wieder schnüffelte er. Dann zog er seine Pfeife aus der Tasche und füllte sie mit Tabak. Dicki beobachtete ihn aufmerksam. Er prägte sich jede Einzelheit genau ein – wie er die Pfeife stopfte, wie er schnüffelte, wie er die Hand ans Ohr hielt und einen verständnislos anstarrte.
    „Komm jetzt, Dicki”, sagte Flipp leise. „Wir müssen heimgehen. Es wird sonst zu spät.”
    Dicki stand auf, und sie gingen zusammen weiter. An der nächsten Ecke trennten sie sich. Als Dicki durch die Seitenpforte in den Garten schlüpfte, sah ihn seine Mutter, die gerade Blumen für den Eßtisch pflückte. „Vielleicht geht die Alte zur Köchin”, dachte sie bei sich. „Oder will sie etwa hier Luftballons verkaufen?”
    Sie wunderte sich darüber, daß sie die Frau nicht wieder fortgehen sah. Schließlich guckte sie in die Küche. Aber dort war nur die Köchin und bereitete das Abendessen.
    „Wo ist die Frau mit den Luftballons geblieben?” fragte Frau Kronstein. Die Köchin aber hatte überhaupt niemand gesehen. Das war kein Wunder, denn in diesem Augenblick stand die

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