Geheimnis um eine verschwundene Halskette
die wunderschönen bunten Luftballons! Kauf mir bitte einen, Flipp. Hast du noch genug Geld?”
„Was willst du denn mit einem Luftballon?” entgegnete Flipp verächtlich. „Du bist doch nicht mehr drei.”
„Ich möchte aber gern einen haben”, sagte Betti eigensinnig.
Die Kinder gingen langsam weiter. Auf einer Bank saß eine dicke alte Frau mit einem Stock, an dem eine ganze Traube lustiger Luftballons hing. Trotz der Hitze trug sie einen roten Schal über Kopf und Schultern. Ein paar Haarsträhnen hingen ihr in das braune runzlige Gesicht. Ihre Augen waren überraschend hell und klar.
„Ballon gefällig, junger Herr?” fragte sie mit heiserer Stimme, als Flipp sich näherte.
„Nein, danke”, antwortete er kurz und wollte vorbeigehen.
Betti zog ihn am Ärmel. „Kauf mir bitte einen, Flipp. Ach, wenn doch Dicki hier wäre! Er würde es bestimmt tun.”
Flipp sah auf ein Preisschildchen, das an dem Ballonstock befestigt war. „Ein Ballon kostet sechs Pence! Nein, soviel Geld kann ich unmöglich dafür ausgeben. Das würde Mammi nicht recht sein.”
„Die Kleine kann einen Ballon für den halben Preis bekommen”, sagte die Alte freundlich.
Betti warf ihrem Bruder einen flehenden Blick zu. „Na gut”, brummte er und gab ihr drei Pence. „Aber vergiß nicht, mir das Geld zurückzugeben.”
„Nein, ich werde es bestimmt nicht vergessen. Vielen Dank, Flipp!” Unschlüssig betrachtete Betti die bunten Ballons, die in dem leisen Wind hin und her schaukelten. Sie konnte sich nicht entschließen, welchen sie kaufen sollte. Die roten leuchteten so wunderschön, aber die grünen waren auch hübsch. Die blauen glichen dem Himmel und die gelben dem Sonnenschein.
„Komm nach, wenn du dich entschlossen hast”, sagte Flipp ungeduldig. „Wir können hier nicht ewig stehen und auf dich warten.”
Er ging mit Gina und Rolf voraus. Betti starrte hingerissen auf die Ballons.
„Sie sind hübsch, nicht wahr?” sagte die Alte. „Laß dir nur Zeit und such dir den schönsten aus.”
Wie freundlich die Frau war! „Es ist lieb von Ihnen, mir einen Ballon zum halben Preis zu lassen”, sagte Betti.
„Verdienen Sie viel mit dem Verkauf?”
„Ach nein! Aber es genügt für eine alte Frau wie mich.”
Schließlich wählte Betti einen blauen Ballon. Sie legte Flipps Geld in die ausgestreckte schmutzige Hand, die es hastig umschloß. Dabei fiel ihr auf, daß die Fingernägel der Alten im Gegensatz zu ihren Händen sehr sauber und gepflegt waren.
„Merkwürdig!” dachte sie bei sich und sah neugierig in das braune runzlige Gesicht mit den überraschend klaren Augen. Diese Augen! Sie kamen ihr sonderbar bekannt vor. Blitzartig durchfuhr sie ein Gedanke. „Bist du es, Dicki?” flüsterte sie erregt.
Die Alte sah sich verstohlen um. „Ja, ich bin es”, sagte Dicki in seiner natürlichen Stimme, nachdem er festgestellt hatte, daß niemand in der Nähe war. Er richtete sich aus seiner gebückten Haltung auf, und sein Gesicht glättete sich plötzlich wie durch Zauberei. „Es ist eine gute Maske, nicht wahr? Woran hast du mich bloß erkannt, Betti? Dich kann man wirklich nicht täuschen.”
„Schsch! Es kommt jemand”, flüsterte Betti. „Ich werde jetzt gehen. Wo treffen wir uns?”
„Geht um sechs nach Hause; dann treffen wir uns irgendwo auf dem Weg.” Eilig legte Dicki sein Gesicht wieder in tausend Falten. Betti bemerkte, daß er sie sorgfältig auf sein Gesicht getuscht hatte, so daß sie völlig echt aussahen.
„Verrate den anderen nichts!” sagte er leise. Dann rief er mit heiserer Stimme: „Luftballons! Jeder Ballon nur sechs Pence. Schöne große Luftballons!”
Betti lief mit leuchtenden Augen davon. Sie hatte Dicki entdeckt! War er nicht klug? Niemand war klüger als er!
Die Alte mit den Luftballons
Sehr zufrieden mit sich lief Betti zu den anderen. Der blaue Luftballon wehte hinter ihr her.
„Da kommst du ja endlich!” sagte Flipp. „Ich dachte schon, du würdest ewig bei der Alten bleiben. Aber was ist denn mit dir los? Du siehst ja aus, als platztest du vor Neuigkeiten.”
„So? Ja – ich – habe euch etwas von Dicki zu bestellen. Wir sollen um sechs Uhr nach Hause gehen. Dann werden wir ihn unterwegs irgendwo treffen.”
„Wer hat dir das gesagt?” fragte Flipp.
„Das ist mein Geheimnis.”
„Hast du etwa mit Dicki selbst gesprochen?” wollte Rolf wissen. „Ist er der Ausrufer beim Ringspiel?”
„Das verrate ich nicht.”
Es war nichts zu machen; die
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