Geheimnis um eine verschwundene Halskette
heißes Eisen! Leg das Papier glatt auf den Tisch, Dicki. Ja, so ist’s gut. Nun werde ich es bügeln.”
Er fuhr ein paarmal mit dem Eisen über den Zettel. Dann hob er es in die Höhe.
„Seht doch nur, es kommen wirklich Buchstaben zwischen den Zeilen zum Vorschein!” rief Gina aufgeregt.
„Fahr noch einmal mit dem Eisen über das Papier, Flipp! Rasch!”
Noch einmal bügelte Flipp das Papier. Nun konnten die Spürnasen deutlich lesen, was zwischen den Zeilen geschrieben stand. Sie buchstabierten mit fliegendem Atem: „Für Nummer drei! Wachsfiguren, Dienstag abend neun. Nummer fünf.” Kaum hatten sie die graubraunen Buchstaben entziffert, so begannen sie auch schon wieder zu verschwinden.
„Donnerwetter!” rief Flipp. „Für Nummer drei! Das muß einer von der Bande sein. Und Nummer fünf ist ein anderer.”
Dickis Augen funkelten. „Wachsfiguren, Dienstag abend neun. Sie treffen sich also in der Wachsfigurenhalle. Diese Nachricht ist Gold wert, Spürnasen!”
„Warum sie sich wohl ausgerechnet bei den Wachsfiguren treffen?” fragte Betti.
„Das weiß ich nicht. Aber ich werde es bald wissen, denn ich werde am Dienstag abend auch dort sein.”
In Herrn Grimms Gewalt
„Was, du willst in die Wachsfigurenbude gehen, wenn die Bande sich dort trifft?” rief Rolf. „Das darfst du nicht tun. Es ist zu gefährlich.”
„Aber wie soll ich sonst rauskriegen, wer zu der Bande gehört?” erwiderte Dicki. „Ich kann die Kerle sehen und dabei belauschen, wie sie ihre Pläne schmieden. Ein Glück, daß wir von der Zusammenkunft erfahren haben!”
„Wegda würde gewiß viel darum geben, die geheime Botschaft sehen zu können”, sagte Gina. „Er war ja ganz wild auf die Zigarette.”
„Er wird sich wundern, wo sie geblieben ist”, meinte Dicki grinsend. „Sicherlich hat er den Alten von Kopf bis Fuß untersucht.”
Die Spürnasen sprachen noch eine Weile über das Geheimnis. Schließlich sagte Dicki, er wolle nach Hause gehen, um endlich aus den alten Kleidern herauszukommen. Die anderen begleiteten ihn zum Gartentor, während Purzel in der Laube zurückbleiben mußte und kläffend an der Leine zerrte, mit der sie ihn festgebunden hatten.
In der Zwischenzeit hatte Herr Grimm eine große Enttäuschung erlebt. Trotz einer gründlichen Durchsuchung des Alten hatte er die Zigarette nicht bei ihm gefunden. Er konnte es einfach nicht begreifen. Wütend schrie er den Alten an, und sein Gesicht färbte sich dunkelrot. „Wenn du mir nicht sagst, was du mit der Zigarette gemacht hast, werde ich dich einsperren.”
Der Alte wurde immer ärgerlicher. Er wußte von keiner Zigarette. Er hatte gar nicht auf der Bank gesessen und begriff überhaupt nicht, wovon der wütende Polizist sprach. Störrisch sah er vor sich hin und sagte keinen Ton, was Herrn Grimms Wut nur noch steigerte.
Schließlich gab der Polizist es auf. „Na gut, dann bleibst du eben hier. Morgen werde ich weiter mit dir reden.”
Nachdem er den Alten eingeschlossen hatte, zog er seine Uniform an. Er wollte zu Rolf gehen und sich von ihm bestätigen lassen, daß der Fremde dem alten Mann eine Zigarette gegeben hatte. Es machte ihn ein wenig stutzig, daß der Alte so hartnäckig leugnete und nichts von der Zigarette wissen wollte. Aber Rolf hatte ja alles mit angesehen.
Herr Grimm fand Rolf nicht zu Hause. „Vielleicht ist er bei den Hillmanns”, sagte seine Mutter. „Haben die Kinder etwas angestellt, Herr Grimm?”
„Nein, ausnahmsweise nicht”, knurrte der Polizist und schritt majestätisch davon.
Er traf gerade vor dem Hillmannschen Haus ein, als die Kinder durchs Gartentor gingen. Dicki, noch immer in seiner Verkleidung als alter Mann, blieb wie versteinert stehen und brachte keinen Ton hervor. Herr Grimm starrte ihn ganz entgeistert an. Nanu? Hatte er den Alten nicht soeben eingeschlossen? Und hier wanderte er frei umher. Wie war das nur möglich?
„Guten Abend, Herr Grimm”, sagte Rolf schließlich.
Herr Grimm beachtete ihn nicht, sondern griff nach Dickis Arm. „He, du! Wie kommst du hierher? Habe ich dich nicht vor ein paar Minuten eingeschlossen? Das ist ja unglaublich!”
Er sah so verdattert aus, daß Dicki beinah laut gelacht hätte. Er wußte nicht recht, was er antworten sollte. Schließlich legte er die Hand ans Ohr und krächzte: „Wassis?”
Das war zuviel für den Polizisten. Ohne ein weiteres Wort ergriff er Dicki am Kragen und stieß ihn vor sich her.
„Ich habe genug von deinem ewigen ,Wassis’.
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