Geheimnis um eine verschwundene Halskette
Grimm ihn an der Stimme. Nun wurde er wütend. Immer kam ihm dieser Bengel in die Quere! Er hatte die geheime Botschaft also auch gelesen, der Polizei jedoch nichts davon gemeldet. Dieser elende, unverschämte … Herrn Grimm fehlten einfach die Worte.
Dann ergriff ihn wieder die Angst. Würden die Männer ihn ebenfalls entdecken? Als sie jedoch nicht weitersuchten, beruhigte er sich ein wenig. Es geschah dem Jungen recht, daß die Bande ihn geschnappt hatte. Er hatte Strafe verdient. Der Polizei eine wichtige Mitteilung vorzuenthalten! Herrn Grimms Gesicht färbte sich dunkelrot. Wie stolz war er auf seinen Einfall gewesen, sich an die Stelle des Wachspolizisten zu stellen und die Bande zu belauschen! Nun, er hatte ja auch eine Menge erfahren. Sobald die Männer fort waren, wollte er ein paar Telefongespräche führen und dafür sorgen, daß man sie auf frischer Tat ertappte. Herr Grimm glühte vor freudiger Erwartung, als er sich das vorstellte.
Aber noch waren die Männer nicht fort, sondern fesselten Dicki. Dem Polizisten tat es leid, daß sie ihm nicht wenigstens eine Ohrfeige gegeben hatten. Er an ihrer Stelle hätte das bestimmt getan. Zufrieden sah er zu, wie sie ihn in den Vorhang wickelten und banden. Ja, so mußte man mit frechen Bengeln umgehen! Noch zufriedener war er, als sie Dicki in den Schrank sperrten. Jetzt war der Störenfried aus dem Weg geräumt. Wenn die Männer nur endlich gehen würden! Dann wollte er sofort handeln. Inspektor Jenks würde sehr überrascht und erfreut sein, wenn er ihm die Neuigkeiten mitteilte, und ihn für seinen Eifer loben.
Endlich war es soweit. Die Tür der Halle schloß sich hinter den Männern; dann fuhr das Auto ab. Herr Grimm stieg von seinem erhöhten Platz herunter und blickte sich zufrieden um.
Dicki kämpfte verzweifelt mit seinen Fesseln. Er hatte in einem Buch gelesen, wie ein Gefesselter sich befreien kann. Aber obwohl er sich genau an die Anweisungen hielt, blieben seine Anstrengungen ohne Erfolg. Schließlich gelang es ihm wenigstens, das Taschentuch von seinem Mund abzustreifen. Plötzlich stieß er gegen Napoleon, der das Gleichgewicht verlor und direkt auf ihn herauffiel. Er schrie entsetzt auf.
Herr Grimm wollte gerade aus der Halle gehen, als er den Schrei hörte. Unentschlossen blieb er stehen. Es lag nicht in seiner Absicht, Dicki zu befreien. Der Junge hatte endlich bekommen, was er verdiente. Sollte er doch ruhig eine Weile in dem Schrank bleiben und über seine Sünden nachdenken! Vielleicht sah er dann endlich ein, daß es gescheiter war, sich nicht in Angelegenheiten der Polizei einzumischen.
Aber als Herr Grimm Napoleons Sturz und Dickis Schrei vernahm, rührte sich sein Gewissen. Wenn der Junge nun in dem Schrank erstickte? Vielleicht hatte er sich auch verletzt, während er sich von den Fesseln zu befreien versuchte. Er war ein Freund des Inspektors, ja, das war er – obwohl es unverständlich war, warum der Inspektor sich mit solch einem Bengel abgab. Nun ja – – –
Herr Grimm beschloß, wenigstens festzustellen, ob Dicki in Lebensgefahr schwebte. Aber er würde den Schrank nicht aufschließen. Nein, das wollte er nicht! Der Lümmel sollte nicht so schnell wieder frei umherlaufen und ihm Streiche spielen. Leise ging Herr Grimm zu dem Schrank und klopfte an die Tür.
Dicki hörte auf, sich umherzuwälzen. „Wer ist da?”
„Hier ist Grimm.”
„Gott sei Dank!” rief Dicki froh. „Schließen Sie bitte die Tür auf und machen Sie meine Fesseln los, Herr Grimm. Wir haben allerlei zu tun.”
Herr Grimm schnaufte. Glaubte der Bengel wirklich, daß er ihm erlauben würde, etwas zu tun, nachdem er ihm die geheime Botschaft vorenthalten hatte?
„Du bleibt vorläufig, wo du bist”, erwiderte er. „Es ist nicht deine Sache, Dieben und Einbrechern nachzuspüren.”
Dicki konnte es einfach nicht glauben. Wollte Herr Grimm ihn wirklich in dem Schrank liegenlassen? Jetzt wurde die Geschichte doch erst richtig interessant. Sollte er denn nichts davon miterleben? Er wand sich wie ein Aal und flehte: „Seien Sie doch nett, Herr Grimm, und lassen Sie mich heraus!”
Aber Herr Grimm blieb unerbittlich. „Ich habe gar keinen Grund, nett zu dir zu sein. Hast du mir vielleicht von der geheimen Botschaft erzählt? Nein, das hast du nicht! Außerdem würden deine Eltern es nicht gern sehen, daß du in ein gefährliches Abenteuer verwickelt wirst. Sie werden mir dankbar sein, wenn ich dich hier in Sicherheit lasse. Später, wenn alles
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