Geheimnis um eine verschwundene Halskette
das war ja die Figur des Polizisten! Herr Grimm stellte sie hinter den Vorhang und kehrte zu dem Platz zurück, an dem sie gestanden hatte.
Nun ging Dicki ein Licht auf. Er hätte fast laut aufgeseufzt vor Enttäuschung. Herr Grimm hatte die geheime Botschaft auf der Einkaufsliste also doch entdeckt. Er hatte ebenfalls gelesen, daß die Bande heute hier zusammenkommen wollte, und hatte ebenfalls den Einfall gehabt, die Verbrecher als Wachsfigur zu belauschen. Donnerwetter! Er hatte doch mehr Grips und Schneid, als die Spürnasen glaubten.
Dicki war bitter enttäuscht. Wenn Herr Grimm mit anhörte, was hier beraten wurde, würde er das Geheimnis aufklären. Er würde die Mitglieder der Bande kennenlernen und alle zusammen verhaften.
Ganz allein konnte er das allerdings nicht tun. Wozu war er denn aber hierher gekommen? Dicki zerbrach sich vergeblich den Kopf über die Absichten des Polizisten. Wie ärgerlich, daß er ebenso schlau gewesen war wie die Spürnasen!
„Ich hatte es viel schwerer als er”, dachte der Junge bei sich. „Ich mußte zuerst Napoleon entkleiden und mir dann seine Sachen anziehen, während er sich nur auf den Platz des Polizisten zu stellen braucht. Wir fanden schon immer, daß die Figur ihm ähnelt. Verflixt! Er verdirbt mir meinen ganzen schönen Plan.”
Dicki hätte sich gar zu gern einmal umgedreht, um Herrn Grimm still und steif auf seinem Platz zu sehen. Der Polizist schnaufte heftig wie immer, wenn er erregt war. Hoffentlich dachte er daran, leiser zu atmen, wenn die Bande kam! Nun hustete er und räusperte sich.
Dicki grinste. „Er glaubt natürlich, er wäre allein hier. Ich möchte auch gern mal husten, aber das darf ich nicht. Was für einen Schreck Wegda bekommen würde, wenn Napoleon plötzlich hustete! Ob er vor Entsetzen flüchten würde? Ach nein, das glaube ich nicht.”
Herr Grimm scharrte ein wenig mit den Füßen. Dann schnaubte er sich laut die Nase. Sogleich verspürte auch Dicki den Wunsch, sich die Nase zu schnauben. Es fiel ihm schwer stillzustehen. Eine Wut gegen den Polizisten stieg in ihm auf. Warum mußte er hierher kommen und alles verderben? Da schnaufte er, hustete und schnaubte sich die Nase, erwartete seinen großen Augenblick und hoffte auf Beförderung!
Plötzlich ertönten draußen leise Stimmen. Die Tür wurde aufgeschlossen. „Herr Grimm besitzt also einen Nachschlüssel”, dachte Dicki bei sich. „Er hat seinen Plan gründlich vorbereitet. Und um die Bande nicht mißtrauisch zu machen, hat er die Tür wieder verschlossen.”
Nacheinander traten vier Männer in die Halle. Sie hatten ihre Filzhüte tief in die Stirn gezogen, so daß Dicki ihre Gesichter nicht erkennen konnte. Ohne Licht zu machen, holten sie sich Stühle herbei und setzten sich. Eine Weile herrschte Schweigen.
„Wo bleibt denn Nummer drei?” fragte schließlich einer der Männer. „Hast du ihn nicht benachrichtigt, Nummer fünf?”
„Doch, ich habe ihm durch Jonny eine geheime Botschaft in einer Zigarette geschickt. Er wird sicherlich bald kommen.”
Wieder schwiegen die Männer eine Weile. Endlich sagte der erste: „Wir können nicht länger warten. Das Ding wird noch heute nacht gedreht.”
„Sollen wir alle dabei sein?” fragte ein anderer.
„Ja. Aber Nummer drei fällt ja leider aus. Heute sind die Schloßbergperlen dran.”
„Donnerwetter! Das ist ’ne Wucht!”
„Kann man wohl sagen. Also paßt auf! Nummer zwei fährt den Wagen und …”
Dicki und Herr Grimm hörten gespannt zu. Der Polizist gab sich Mühe, leise zu atmen, während Dicki vor Aufregung fast gar nicht atmete. Die beiden erfuhren nun alle Einzelheiten des geplanten Einbruchs, der noch in der gleichen Nacht verübt werden sollte. Aber die Gesichter der Männer konnten sie beim besten Willen nicht erkennen.
Dickis Gedanken jagten sich. Die Bande würde bald wieder verschwinden. Dann wollte er sofort Inspektor Jenks anrufen und ihm alles erzählen, was er wußte. Erst nach einer Weile fiel ihm ein, daß ja Herr Grimm den Fall bearbeitete und nicht er. Das stimmte ihn sogleich wieder herab.
Herrn Grimm war recht unbehaglich zumute. Er spürte ein heftiges Bedürfnis zu niesen. Es prickelte entsetzlich in seiner Nase. Unaufhaltsam fühlte er die Katastrophe nahen. Er schluckte energisch und verzog krampfhaft das Gesicht. Aber alle seine Bemühungen, das Niesen zu unterdrücken, waren vergeblich. Da kam es! Hatschi!
Herr Grimm ist niederträchtig
Es war durchaus kein gewaltiges Niesen.
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