Geheimnis um eine verschwundene Halskette
rief Flipp, als er gerade auf sein Rad steigen wollte. „Wo ist unser Freund Dietrich?”
„Wie soll ich das wissen?” brummte Herr Grimm scheinbar gleichgültig, während ihm in Wirklichkeit recht unbehaglich zumute war.
„Ach, ich dachte, Sie hätten ihn vielleicht gesehen.”
Herr Grimm antwortete nichts darauf. Mit rotem Kopf fuhr er davon. Hoffentlich verursachte das Verschwinden dieses Bengels nicht gerade jetzt eine Menge Unannehmlichkeiten, nachdem dem Polizisten alles so wunderbar gelungen war!
Als er an den beiden Mädchen vorbeifuhr, rief Gina ihn an. „Herr Grimm! Wissen Sie nicht, wo Dicki ist?”
„Nein!” antwortete Herr Grimm böse und fuhr weiter. Aber schon wurde er wieder angehalten.
„Herr Grimm!” rief Rolf. „Wissen Sie nicht, wo Dicki ist? Wir können ihn nirgends finden. Haben Sie ihn vielleicht eingesperrt?”
„Nein!” rief Herr Grimm wütend. „Er wird schon wieder auftauchen. Unkraut vergeht nicht.”
Beunruhigt fuhr er weiter. Wo konnte der Junge nur geblieben sein? War der entflohene Verbrecher etwa zu der Halle zurückgelaufen und hatte Dicki verschleppt? Nein, das konnte er sich eigentlich nicht denken. Aber wo war der Junge?
Inspektor Jenks erwartete Herrn Grimm schon. Auf seinem Schreibtisch lagen verschiedene Berichte über die Ereignisse der letzten Nacht. Außer Herrn Grimm hatten noch zwei andere Polizisten berichtet, die bei der Festnahme der Bande geholfen hatten. Auch die Aussagen der drei Verhafteten lagen bereits vor. Es war gute Arbeit geleistet worden, gewiß – dennoch war der Inspektor nicht zufrieden.
Herr Grimm bemerkte es sofort, als er ins Zimmer trat. Er hatte gehofft, mit Anerkennung und Lob empfangen zu werden. Aber nein – der Inspektor sah nachdenklich und sorgenvoll aus. Warum nur?
„Guten Morgen, Grimm!” grüßte er ernst. „Nun, heute nacht ist ja allerlei geschehen. Nur schade um die verschwundene Halskette, nicht wahr?”
Herr Grimm riß den Mund auf. „Was ist mit der Kette? Wir haben sie doch einem Mann der Bande abgenommen.”
„Das waren leider nicht die gestohlenen Perlen”, antwortete der Inspektor, „sondern eine billige Kette, die der Mann für seine Frau im Warenhaus gekauft hatte. Die echte Halskette ist verschwunden.”
Die verschwundene Halskette
Herr Grimm schnappte nach Luft wie ein Goldfisch. Er wollte seinen Ohren nicht trauen. „Aber wir haben die Diebe doch auf frischer Tat ertappt! Der Mann, der entkommen ist, stand ja nur im Garten Schmiere. Die drei Einbrecher, die sich im Haus befanden, habe ich festnehmen lassen.”
„Ja, das war recht tüchtig”, sagte der Inspektor. „Aber einer der Verhafteten muß die Kette durchs Fenster geworfen haben, als er sah, daß das Spiel verloren war. Der Mann im Garten hat sie wohl aufgehoben und eingesteckt. Leider ist es ihm dann gelungen, mit den Perlen zu entkommen. Es ist ein Jammer.”
Herr Grimm war entsetzt. Was nützte es nun, daß er drei Männer der Bande festgenommen hatte? Die Halskette war verschwunden. Es war seine Absicht gewesen, die Verbrecher auf frischer Tat zu ertappen. Er hatte sie absichtlich die Kette stehlen lassen, weil er sicher war, daß er sie wiederbekommen würde. Und nun war der Diebstahl doch noch gelungen. Wahrscheinlich hatte der Mann, der entkommen war, die Halskette schon an einen Helfershelfer weitergegeben.
„Das ist – ein unglückseliger Zufall”, stieß der arme Polizist schließlich hervor.
„Erzählen Sie mir jetzt ausführlich, wie sich alles abgespielt hat”, befahl der Inspektor. „Bisher hatten Sie ja nur Zeit zu einem kurzen Bericht. Sie schreiben hier, daß Sie den Platz einer Wachsfigur eingenommen hatten, um die Bande zu belauschen.”
Auf diesen Einfall war Herr Grimm sehr stolz und berichtete nun lang und breit, wie er ihn ausgeführt hatte. Der Inspektor hörte schweigend zu. Als er jedoch vernahm, wie die Verbrecher Dicki entdeckt hatten, fuhr er erstaunt auf.
„Dietrich Kronstein war auch in der Halle? Er täuschte ebenfalls eine Wachsfigur vor? Welche denn?”
„Napoleon! Er kann es ja nicht lassen, seine Nase überall reinzustecken. Als die Männer fortgegangen waren, folgte ich ihnen, lief zur Telefonzelle und …”
„Einen Augenblick!” rief Inspektor Jenks. „Was wurde inzwischen aus Dietrich?”
„Aus dem Jungen? Ach, dem geschah nichts zuleide.”
Herr Grimm versuchte, rasch über diesen Punkt hinwegzukommen. „Die Männer banden ihn und sperrten ihn in einen Schrank, taten
Weitere Kostenlose Bücher