Geheimnis um eine verschwundene Halskette
mehr findet!”
„Er wird sich gar nicht denken können, wo du geblieben bist. Wir wollen so tun, als wüßten wir nicht, wo du steckst. Wenn wir ihn morgen treffen, werden wir ihn nach dir fragen. Dann wird er einen Mordsschreck kriegen.”
„Ja, er wird sich Gewissensbisse machen, weil er mich nicht befreit hat.” Dicki gähnte. „Ach, bin ich müde! Wir wollen jetzt schlafen gehen. Ein Jammer, daß Wegda die Lorbeeren nun ganz allein erntet!”
Rolf lief nach Hause. Seine Gedanken kreisten um das Geheimnis. Ob die Bande wirklich bei den Schloßbergs eingebrochen war? Hatte Wegda sie auf frischer Tat ertappt? Nun, vielleicht würde es schon morgen früh in der Zeitung stehen.
Herr Grimm vollbrachte in dieser Nacht ein tüchtiges Stück Arbeit. Er ließ das Schloßbergsche Haus umzingeln, während die Diebe sich darin befanden, und verhaftete sie dann. Er war sehr zufrieden mit sich. Ein Mann der Bande war allerdings entkommen, aber man würde ihn gewiß bald erwischen.
Erst nach Mitternacht erinnerte sich der Polizist wieder an Dicki. „Dieser Bengel!” dachte er ärgerlich. „Jetzt könnte ich endlich zu Bett gehen. Statt dessen muß ich ihn erst noch aus dem Schrank herausholen. Na, er hat inzwischen Zeit gehabt, über seine Missetaten nachzudenken. Ich werde ihm noch ein paar gute Lehren mitgeben. Diesmal hat er die Hauptsache versäumt. Ich habe das Geheimnis aufgeklärt, und nicht er!”
Herr Grimm radelte zu der Wachsfigurenhalle, stellte sein Rad draußen ab und trat ein. Er ging auf den Schrank zu und klopfte laut an die Tür. „He, du! Es ist alles vorüber.”
Es kam keine Antwort. Herr Grimm glaubte, Dicki wäre eingeschlafen, und klopfte noch einmal lauter. Als wieder keine Antwort kam, beschlich ihn ein unheimliches Gefühl. Ob dem Jungen etwas zugestoßen war?
Hastig öffnete er die Tür und leuchtete mit seiner Taschenlampe in den Schrank. Dicki war nicht darin. Napoleon in Unterwäsche stand in einer Ecke und starrte streng zur Türe. Herrn Grimms Hände begannen zu zittern. Wo war der Junge geblieben? Schließlich konnte er nicht aus einem verschlossenen Schrank entkommen. Oder konnte er das doch? Der Polizist erinnerte sich daran, wie Dicki früher einmal auf geheimnisvolle Weise aus einem verschlossenen Zimmer entkommen war. Mißtrauisch stieß er Napoleon in die Rippen, aber die Figur rührte sich nicht. Nein, sie war wirklich aus Wachs.
Aufgeregt und verwirrt machte Herr Grimm die Türe wieder zu. Wo war der Junge geblieben? Hatte ihn jemand fortgeschleppt? Er hatte doch mit eigenen Augen gesehen, wie die Verbrecher ihn gefesselt hatten. Unmöglich konnte er sich selbst befreit haben.
Herr Grimm radelte langsam nach Hause. Er hätte dem Jungen befreien sollen, bevor er der Bande folgte. Wenn er nun am nächsten Morgen nicht auftauchte? Wie sollte er das Inspektor Jenks erklären? Der Inspektor erwartete ihn um zehn Uhr zur Berichterstattung.
Der Polizist stieß einen schweren Seufzer aus. Er hatte sich auf die Unterredung gefreut. Jetzt war ihm bange davor. Der dicke Junge stand sich sehr gut mit dem Inspektor. Wenn sich herausstellte, daß ihm etwas passiert war, würde der Inspektor wahrscheinlich sehr unbequeme Fragen stellen.
Dicki schlief tief und fest nach seinem Abenteuer. Herr Grimm dagegen schlief nicht so gut. Er träumte immer wieder von seinem großen Erfolg, von der Festnahme der Verbrecherbande. Aber jedesmal, wenn er Worte des Lobes und der Anerkennung von dem Inspektor erwartete, erschien der gefesselte Dicki und bat um Hilfe. Es war sehr quälend. In diesem Augenblick wachte Herr Grimm jedesmal auf und konnte dann lange nicht wieder einschlafen.
Am nächsten Morgen trafen sich die Spürnasen in dem Hillmannschen Garten und besprachen die Ereignisse der vergangenen Nacht. Alle waren empört, daß Herr Grimm Dicki gefesselt in dem Schrank liegengelassen hatte.
„Wir wollen so tun, als wäre Dicki verschwunden”, sagte Rolf. „Jeder von uns, der Wegda trifft, muß ihn nach Dicki fragen.”
Gegen halb zehn lungerten die Spürnasen in der Nähe von Herrn Grimms Haus umher. Nur Dicki blieb natürlich zu Hause. Rolf ließ einen lauten Pfiff ertönen, als der Polizist auf die Straße trat, um zu dem Inspektor zu fahren. Er sah wie aus dem Ei gepellt aus. Seine Uniform war sauber gebürstet; Gürtelschnalle, Helm, Stiefel und Uniformknöpfe waren glänzend poliert. Er war das Bild eines tüchtigen Beamten, der seine Beförderung erwartet.
„Herr Grimm!”
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