Geheimnis um einen entführten Prinzen
fragte Rolf.
„Die Zigeunerin.”
„Das ist ganz unmöglich!” rief Gina. „Wenn du die Alte gesehen hättest, würdest du das nicht sagen.”
Statt einer Antwort zog Dicki ein Paar große goldene Ohrringe aus der Tasche und machte sie an seinen Ohrläppchen fest. Dann zog er aus der anderen Tasche eine Perücke mit schwarzen Locken und setzte sie auf den Kopf.
Schließlich holte er noch ein paar Heidekrautstengel hervor und fuchtelte Gina damit vor dem Gesicht herum.
„Kauf mir etwas weißes Heidekraut ab; das bringt Glück”, greinte er heiser.
Die anderen Kinder starrten ihn fast erschrocken an. Sogar ohne den großen Federhut und die Frauenkleider sah Dicki plötzlich genauso wie die Zigeunerin aus.
Gina schob das Heidekraut zur Seite. „Du bist mir unheimlich, Dicki. Man kann ja Angst vor dir kriegen. Eben noch bist du du selber und im nächsten Augenblick eine echte Zigeunerin. Nimm die Perücke ab!”
Dicki nahm sie lachend ab. „Na, glaubt ihr mir jetzt? Ich hätte mir fast den Fuß verstaucht, als ich fortrannte, weil Betti ihren Vater holen wollte. Meine Absätze waren so schrecklich hoch.”
„Ach, deshalb warst du so groß!” sagte Flipp. „Deine Füße waren unter dem langen Rock nicht zu sehen. Du hast uns glänzend reingelegt, Dicki. Kommt, Spürnasen, wir trinken auf das Wohl unseres Anführers!”
Gerade tranken die Kinder den Rest der Limonade aus, da kam Frau Hillmann in den Garten. Sie hatte Dicki kommen hören und wollte ihm guten Tag sagen. Dicki stand höflich auf. Er hatte sehr gute Manieren.
Als Frau Hillmann ihn ansah, stutzte sie. „Aber Dietrich! Seit wann trägst du Ohrringe?”
Betti kicherte. „Du hast vergessen, sie abzunehmen.”
Verlegen riß Dicki die Ohrringe ab und versuchte gleichzeitig Frau Hillmann die Hand zu schütteln und ein paar höfliche Worte zu sagen. Betti beobachtete ihn begeistert. Wie freute sie sich, daß er wieder da war! Sobald er auftauchte, war doch immer etwas los.
Eine Maskerade
Betti erwartete bestimmt, daß es bald ein Abenteuer oder ein Geheimnis geben würde, nun, da Dicki wieder da war; und als sie am nächsten Morgen erwachte, hatte sie das prickelnde Gefühl, als werde sich bald etwas Aufregendes ereignen.
Die Spürnasen wollten sich vormittags bei Dicki treffen. Er hatte im Garten seiner Eltern einen kleinen Schuppen ganz für sich allein. Hier bewahrte er alle Sachen auf, die er zum Maskieren brauchte, und probierte neue Verkleidungen aus. So manches Mal, wenn die Kinder ihn besuchten, hatte ihnen ein alter zerlumpter Landstreicher die Tür geöffnet – oder ein grinsender Botenjunge mit aufgeblasenen Backen und vorstehenden Zähnen – oder eine alte dicke Frau mit runzligem Gesicht, der ein paar Vorderzähne fehlten.
Ja, Dicki verstand es sogar, sich Zähne fortzuschminken. Er machte sie schwarz, und wenn er dann sprach oder lachte, sah es so aus, als hätte er Zahnlücken. Als Betti das zum erstenmal gesehen hatte, war sie ganz erschrocken und glaubte, er habe sich die Zähne ausgeschlagen.
Aber an diesem Morgen war Dicki er selber, als er öffnete. Auf dem Fußboden des Schuppens lagen ein paar aufgeschlagene Bücher. Die Kinder traten vorsichtig über den freudig bellenden Purzel und betrachteten sie neugierig. Betti las die Titel der Bücher. „Fingerabdrücke! Befragung von Zeugen! Maskierungen! O Dicki, gibt es wieder ein Geheimnis?”
„Nein”, antwortete Dicki, klappte die Bücher zu und stellte sie in ein Regal. „Aber ich bin aus der Übung gekommen und wollte meine Kenntnisse ein wenig auffrischen.” Dann fragte er nach Herrn Grimm.
Die Kinder, die mit Rädern gekommen waren, hatten den Polizisten unterwegs getroffen. An einer Straßenecke hatte er so laut geklingelt, daß er ihr Klingeln überhaupt nicht gehört hatte und deshalb mit ihnen zusammengestoßen war. „Er fiel vom Rad und war sehr böse, so daß wir nicht anzuhalten wagten, um ihm aufzuhelfen”, erzählte Gina.
Dicki lachte. „Vielleicht sitzt er noch immer dort und schimpft. Na, dann wird er uns wenigstens nicht stören.”
„Wau!” bellte Purzel zustimmend.
„Was wollen wir denn in den letzten Ferienwochen unternehmen, wenn es kein Geheimnis gibt?” fragte Flipp.
„Ausflüge haben Betti und ich schon zur Genüge gemacht. Peterswalde ist im Sommer immer so verschlafen. Es passiert überhaupt nichts.”
„Ich könnte Inspektor Jenks anrufen und ihn fragen, ob er Hilfe braucht”, meinte Dicki.
„Aber das kannst du doch
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