Geheimnis um einen entführten Prinzen
ehe er zuschlagen konnte, hörte man im Hause jemand schreien: „Polizei, Polizei! Sie kommen übers Moor. Man hat uns verraten.”
Dann erhob sich ein so erregtes Stimmengewirr, daß nichts mehr zu verstehen war. Dicki benutzte die allgemeine Verwirrung, um Prinz Bongawah ins Zimmer zurückzuziehen. Dann zog er den Schlüssel aus dem Schloß, steckte ihn von innen hinein und schloß die Tür zu. Mit lachendem Gesicht wandte er sich zu den anderen Kindern um. „Kopf hoch! Jetzt kann uns nichts mehr passieren. Wir sind wieder eingeschlossen, aber diesmal steckt der Schlüssel auf unserer Seite.”
Betti weinte. „O Dicki, was für ein schrecklicher Mann! Sind wir jetzt wirklich sicher? Können sie auch nicht die Tür einbrechen?”
„Sie werden es nicht einmal versuchen”, antwortete Dicki beruhigend. „Jetzt haben sie genug mit sich selber zu tun. Wir können ruhig hierbleiben und warten, bis alles vorüber ist.”
„Der Hubschrauber fliegt wieder ab!” rief Flipp.
Alle drängten sich ans Fenster. Wirklich, der Hubschrauber schwebte schon über der Scheune. Offenbar hatte man dem Piloten ein Zeichen gegeben, daß er sich aus dem Staub machen solle.
„Aber mich nimmt er nicht mit!” rief Prinz Bongawah jubelnd.
Von den nun folgenden Ereignissen sahen die Kinder nicht viel. Zwei Polizisten kamen auf das Haus zugelaufen. Dann rannte ein Mann in wilder Hast über den Hof, und ein stämmiger Polizist verfolgte ihn. Man hörte Rufe und Schreie.
„Schade, daß ich nicht dabei bin!” sagte Dicki.
Ern sah ihn scheu von der Seite an. „Ich bin froh, daß wir hier in Sicherheit sind. Sisfurchtbar!”
Nach einer halben Stunde wurde es still. Die Kinder horchten gespannt. Ob wirklich alles zu Ende war? Da hörten sie eine laute Stimme rufen: „Dietrich! Wo bist du, Dietrich?”
„Der Chefinspektor!” sagte Dicki aufatmend. Er lief zur Tür, schloß sie auf und rief: „Ich bin hier! Wir sind alle gesund und munter.”
Darauf drehte er sich zu den anderen Kindern um.
„Kommt, wir können herausgehen. Na, Ern, wackeln dir die Knie?”
„Ein bißchen.” Ern stolperte hinter den anderen her.
Sie trafen Chefinspektor Jenks oben an der Treppe. Rasch ließ er seine Augen über die kleine Schar gleiten. Dann zeigte er auf den Prinzen. „Ist das Prinz Bongawah?”
„Ja!” antwortete Dicki. „Ich konnte ihn befreien. Haben Sie alle Männer erwischt?”
„Ich glaube ja.” Der Chefinspektor zog den Prinzen zu sich heran. „Wie geht es dir? Haben sie dir auch nichts angetan?”
„Nein”, sagte der Prinz. „Mein Onkel hat mich entführt. Ich war …”
„Deine Geschichte erzählst du uns später. Dietrich, das hast du wieder einmal gut gemacht. Es war ein besonderes Kunststück, dieses Haus im Moor auszuspionieren, den Prinzen zu finden und mich inmitten der Räuberbande anzurufen. Und alle Spürnasen waren dabei. Nur Purzel sehe ich nicht. Wo ist er?”
„Ich mußte ihn leider zu Hause lassen. Er hätte zu leicht ins Moor geraten und ertrinken können. Schade! Er hätte sich gefreut, Sie wiederzusehen.”
„Ich bringe euch nach Hause, sobald die Polizeiwagen zurückkehren, mit denen die festgenommenen Banditen fortgeschafft werden.”
„Wollen wir uns nicht bis dahin ein wenig draußen umsehen?” schlug Dicki vor. „Ein Gutshof mitten im Moor ist doch eine Seltenheit.”
Sie gingen alle zusammen ins Freie. Die Kinder waren froh, daß sie endlich wieder frische Luft atmeten. Eine Frau guckte ängstlich aus einer Tür und sah ihnen nach.
„Wer ist denn das?” fragte Dicki.
„Die Haushälterin”, antwortete der Chefinspektor.
„Sie soll vorläufig hierbleiben und sich um die Tiere kümmern.”
Sie überquerten den Hof und gingen um die große Scheune herum, hinter der der Hubschrauber gelandet war. Man hatte dort zu diesem Zweck einen Platz geebnet. Dahinter standen ein paar Schuppen. Die Kinder unterhielten sich lebhaft mit ihrem großen Freund. Sie waren froh und glücklich, daß alles vorüber war.
Plötzlich hörten sie aus einem der Schuppen lautes Krachen und blieben erstaunt stehen. Die Tür des Schuppens zitterte. Die Kinder wollten nachsehen, was der Lärm zu bedeuten hatte.
„Seht euch vor!” sagte der Chefinspektor. „Vielleicht ist ein wütender Bulle in dem Schuppen. Er scheint gegen die Tür zu stoßen.”
Nun hörte man Schimpfen und Schreien. „Das ist kein Bulle”, sagte Dicki. „Ich werde mal durchs Fenster gucken.”
Das Fenster war sehr hoch
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