Geheimnis um einen roten Schuh
ein. Er wachte erst wieder auf, als die Uhr halb vier schlug.
Erschrocken sprang er auf. Jetzt sollte er eigentlich schon bei Hillmanns sein. Eilig zog er seinen Mantel an, schlang eingedenk der Ermahnungen seiner Mutter einen Wollschal um den Hals und griff nach seiner Mütze. Um sich nicht zu sehr zu verspäten, holte er sein Rad aus dem Schuppen und setzte Purzel in einen Korb, der an der Lenkstange angebracht war.
Vor dem Hillmannschen Haus klingelte er laut und anhaltend, sehr zum Ärger von Frau Hillmann. Warum mußte der Junge sich mit solchem Lärm ankündigen? Er war allzu großspurig, fand sie, und brauchte eine feste Hand, die ihn ein wenig im Zaum hielt.
„Entschuldigt, daß ich mich verspätet habe”, sagte Dicki, als er mit Purzel ins Spielzimmer trat. „Ich bin nach dem Essen eingeschlafen und erst um halb vier aufgewacht.”
„Wir haben alle geschlafen”, erwiderte Rolf. „Es ist wohl eine Folge der Grippe. Betti und Flipp schliefen noch, als Gina und ich kamen.”
„Jetzt sind wir aber hellwach”, sagte Flipp. „Ihr könnt zum Tee bleiben. Unsere Köchin hat einen großen Schokoladenkuchen gebacken, den dürfen wir aufessen, wenn wir wollen.”
„Nach der Grippe werden wir rasend verwöhnt”, erzählte Betti. „Sonst sagt Mammi immer ,sei nicht so gierig!’. Jetzt sagt sie ,iß doch noch ein bißchen!’. Hoffentlich dauert der Zustand recht lange.”
Flipp holte den Rest der Pfefferminzbonbons hervor, die Betti ihm gekauft hatte, und jeder steckte sich einen in den Mund. Dann setzten sie sich vor das Kaminfeuer.
„Wir wollen nun weiter beraten”, sagte Rolf. „Hast du irgendwelche Pläne, Dicki? Glaubst du, daß wir einem Geheimnis auf der Spur sind? Der Fall kommt mir eigentlich recht unbedeutend vor nach all den Geheimnissen, die wir schon aufgeklärt haben.”
„Mir scheint, wir haben es mit einem richtigen Geheimnis zu tun”, antwortete Dicki langsam und gewichtig. „Jedes Geheimnis ist dazu da, daß man es aufklärt, sei es nun klein oder groß. Ich schlage daher vor, wir machen uns sofort an die Arbeit.”
Pläneschmieden und Teetrinken
Die anderen Kinder klatschten Beifall, und Purzel klopfte freudig mit dem Schwanz auf die Erde. Ein Geheimnis! Der kleine Scotchterrier gehörte ja ebenfalls zu den Spürnasen und würde dabei sein, wenn sie es aufklärten.
„Als Indizien haben wir bisher nur zwei verschiedene Fußabdrücke und einen roten Kinderhandschuh”, sagte Dicki. „Der Zigarettenstummel ist kein richtiges Indiz. Er beweist nur, daß der Einbrecher geraucht hat, und wir wissen nicht einmal welche Marke.”
Rolf nickte. „Ja, unsere Indizien sind recht mager.”
„Da fällt mir etwas ein”, fuhr Dicki fort. „Wir wissen, daß der Einbrecher über die Gartenmauer geklettert und durchs Küchenfenster ins Haus gestiegen ist. Aber habt ihr eine Ahnung, auf welchem Weg er fortgegangen ist?”
„Wahrscheinlich durch die Haustür”, antwortete Flipp.
„In dem Durcheinander von Spuren vor dem Haus haben wir auch seine entdeckt, aber zur Mauer zurück führten sie nicht.”
„Dann ist er wohl durch die Haustür gegangen, hat sie aber nicht zugeschlagen, um keinen Lärm zu machen. Wir müssen jemand finden, der die beiden Männer nachts gesehen hat. Herr Fellow in Morgenrock und Pantoffeln mußte ja jedem auffallen.”
„Wie sollen wir denn jemand finden, der so spät noch draußen war?” fragte Gina zweifelnd. „Und wenn wir einen finden, können wir ihn nicht gut fragen, ob er nicht einen Mann in Morgenrock und Pantoffeln gesehen hat. Er würde uns für verrückt halten.”
„Und dann müssen wir noch feststellen, um wieviel Uhr der Einbrecher ins Haus gestiegen ist”, sagte Dicki, ohne Ginas Einwand zu beachten. „Das wäre ein sehr wichtiger Hinweis.”
„Hinweis worauf?” fragte Gina.
„Das weiß ich auch nicht. Jedenfalls müssen wir auch die kleinste Spur verfolgen. Rolf, kennst du die Leute, die zwischen euch und Herrn Fellow wohnen?”
„Ja, da wohnt ein Junge, mit dem ich mich manchmal unterhalte. Er kennt fast alle Vögel und kann ihre Stimmen auseinanderhalten.”
„Nach welcher Seite liegt sein Zimmer?”
„Das weiß ich nicht. Soll ich ihn fragen, ob er den Einbrecher gehört hat?”
„Es könnte nichts schaden. Wenn wir rauskriegen, wann der Einbruch verübt wurde, und jemand finden, der Herrn Fellow um diese Zeit gesehen hat, so fragen wir ihn, wohin er gegangen ist.”
„Nachts gehen die Leute gewöhnlich nicht
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