Geheimnis um einen roten Schuh
aufbrechen, weil ihre Tante zu Besuch kommen wollte.
„Wirst du denn zu Herbert gehen können, wenn ihr Besuch habt?” fragte Dicki.
„O ja! Ich werde es Gina überlassen, mit Tante Paula zu plaudern. Das versteht sie ausgezeichnet. Komm, Gina, wir müssen jetzt gehen.”
Die Kinder gingen alle zusammen in die Küche und ließen Ursel für die guten Sachen zum Tee hochleben.
„Ach, geht!” sagte sie abwehrend, aber doch erfreut.
„Das tut ihr ja nur, damit ihr nächstesmal wieder etwas Gutes bekommt. Haben die Kinder dir denn auch was abgegeben, Purzel?”
Purzel ließ traurig den Schwanz hängen, als beklage er sich bitter über Vernachlässigung.
„Du Schwindler!” rief Flipp. „Hast du nicht sogar Kekse von der Schüssel genommen? Ich habe es wohl gesehen. Dein Glück, daß ich der Gastgeber war! Sonst hätte ich das nicht erlaubt.”
Gina, Rolf und Dicki verabschiedeten sich von Frau Hillmann und bedankten sich für die Bewirtung. Dann gingen sie zusammen zum Gartentor.
„Ich warte also auf deinen Anruf, Rolf”, sagte Dicki während er sich auf sein Rad schwang.
„Ja, gut! Viel Glück bei den Nachtwächtern! Paß in Zukunft besser auf deinen Onkel auf!”
Ein paar Gespräche
Als Gina und Rolf nach Hause kamen, war ihre Tante schon da. Rolf unterhielt sich zehn Minuten lang mit ihr. Dann überließ er Gina die weitere Unterhaltung und holte ein Buch über Gartenvögel aus seinem Zimmer, das er Herbert zeigen wollte. Er lief damit zum Nachbarhaus und klopfte viermal an die Hintertür. Das war ein Signal, das er mit Herbert ausgemacht hatte.
Herbert öffnete denn auch gleich. „Tag, Rolf!” sagte er. „Ist was Besonderes?”
„Nein. Ich wollte dir nur mein neues Vogelbuch zeigen. Darin findet man alle einheimischen Gartenvögel. Wenn du willst, leihe ich es dir.”
„Zeig mal her. Donnerwetter, das ist ja ein herrliches Buch!” Herbert setzte sich an den Tisch und begann in dem Buch zu blättern. Seinetwegen hätte Rolf nun gleich wieder nach Hause gehen können. Er war ein rechter Vogelnarr.
Rolf überlegte gerade, wie er seine Fragen über den Einbruch bei Herrn Fellow anbringen sollte, da kam ihm Herbert unerwartet zu Hilfe.
„Hier sind herrliche Fotos von Eulen”, sagte er begeistert. „Ich liebe Eulen und höre sie gern rufen. Horch nur, da schreit gerade eine!”
„Hast du in der vorigen Nacht auch Eulen schreien hören?”
Herbert sah auf und nickte. „Ja, Eulen lieben mondhelle Nächte. Eine kam ganz nah an mein Fenster und rief laut, als wollte sie mich auffordern, mit ihr zusammen Mäuse zu fangen.”
„Um wieviel Uhr war das?”
„Um halb eins. Ich wachte von dem Geschrei der Eule auf, ging ans Fenster und sah sie noch fortfliegen.”
„Liegt dein Zimmer nach unserm Haus zu?”
„Nein, nach der andern Seite, zu dem Haus von Herrn Fellow hin. Um halb eins brannte noch Licht in seinem Wohnzimmer. Er arbeitet oft bis spät in die Nacht hinein. Manchmal vergißt er den Vorhang zuzuziehen, und dann sehe ich ihn an seinem Schreibtisch sitzen. Aber gestern war der Vorhang zugezogen.”
„Hast du später auch noch Eulen schreien hören? Bei dem hellen Mondschein flogen sie gewiß eifrig umher.”
„Ich wachte noch einmal auf, weiß aber nicht wovon. Es war Viertel nach drei. Ich ging ans Fenster, sah aber keine Eulen mehr.”
„War das Wohnzimmer von Herrn Fellow da noch immer hell?”
„Nein. Aber in der Küche huschte ein Licht herum, so als ginge dort jemand mit einer Taschenlampe oder mit einer Kerze.”
Rolf spitzte die Ohren. Das mußte der Einbrecher gewesen sein. „Wovon magst du nur aufgewacht sein?
Könnte es vom Splittern einer Fensterscheibe gewesen sein?”
„Das ist schon möglich.” Herbert runzelte nachdenklich die Stirn. „Du denkst wohl an den Einbruch gestern nacht. Ja, es könnte das Splittern von Glas gewesen sein, das mich aufweckte. Aber beschwören kann ich es nicht.”
Da Herbert sich wieder in das Vogelbuch vertiefte, stand Rolf auf und verabschiedete sich. Mehr würde er wohl nicht erfahren. Herbert interessierte sich offenbar viel mehr für Vögel als für Einbrüche. Nun, sollte er sich an dem Vogelbuch erfreuen! Er verdiente eine Belohnung dafür, daß er Rolf so gut Auskunft gegeben hatte.
Rolf lief nach Hause, rief Dicki an und berichtete ihm ausführlich von seinem Gespräch mit Herbert.
Dicki war sehr zufrieden. „Vielen Dank, Rolf! Bestimmt hat der Einbrecher das Fenster um Viertel nach drei eingeschlagen. Bald
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