Geheimnis um einen roten Schuh
spazieren”, gab Flipp zu bedenken.
„Nein, gewöhnlich nicht, nur vielleicht manchmal Herr Grimm. Aber es gibt doch Nachtwächter!”
„Richtig! An Nachtwächter hatte ich gar nicht gedacht. In Peterswalde sind jetzt viele Straßen aufgerissen, und die Arbeitsgeräte werden nachts bewacht. Ja, einem Nachtwächter könnte ein Mann in Morgenrock und Pantoffeln aufgefallen sein. Aber vielleicht hatte Herr Fellow einen Mantel übergezogen.”
„Ob er nun einen Morgenrock oder einen Mantel über seinem Pyjama angehabt hat, ist doch gleichgültig”, meinte Betti. „Mit Pyjamahosen und Pantoffeln sah er bestimmt auffallend genug aus.”
Rolf wiegte bedenklich den Kopf. „Sollen wir denn nun zu allen Nachtwächtern gehen und sie nach einem Mann in Pantoffeln ausfragen? Dazu habe ich wenig Lust. Nachtwächter sind am Tage meistens schläfrig und schlecht gelaunt.”
„Man muß sie eben nachts fragen, wenn sie wachen”, erwiderte Dicki. „Es wird am besten sein, wenn ich das übernehme. Eure Eltern würden es bestimmt nicht erlauben, daß ihr in der kalten Nachtluft rumwandert, nachdem ihr eben erst die Grippe gehabt habt.”
„Und du glaubst, deine Eltern werden es erlauben?” fragte Flipp.
„Ach, ich werde einfach Purzel ausführen. Als ich krank war, hat mein Vater das getan. Purzel hat ihn manchmal tüchtig angeführt, ist in die Büsche gelaufen und war spurlos verschwunden. Mein Vater mußte stundenlang nach ihm rufen. Wenn er es dann aufgab und wieder ins Haus ging, saß Purzel mit dem unschuldigsten Gesicht der Welt vor der Tür.”
Die Kinder lachten. „Also du machst heute abend einen Spaziergang mit Purzel”, sagte Flipp. „Und dabei knüpfst du ein Gespräch mit einem Nachtwächter an.
Ich sehe dich schon auf einem umgekippten Eimer sitzen, dir die Hände an einem Kohlenfeuer wärmen und das Blaue vom Himmel herunterschwatzen.”
„Und ich werde mich ein wenig mit Herbert, dem Jungen von nebenan, unterhalten”, sagte Rolf. „Falls ich etwas von ihm erfahre, rufe ich dich an, Dicki.”
„Ja, tu das bitte. Wenn ich weiß, um wieviel Uhr der Einbruch verübt wurde, ist alles viel einfacher.”
„Wieso?” fragte Betti.
„Ach, weißt du, mein Onkel Horatius nachtwandelt manchmal und ist gestern zu einer bestimmten Zeit vermißt worden. Ich werde die Nachtwächter fragen, wohin er gewandelt ist.”
„Ich wußte gar nicht, daß du einen Onkel namens Horatius hast.”
„Nein? Es ist der, der nachtwandelt. Ich habe auch einen Onkel Tobias, der hin und wieder nachts herumwandert und Glühwürmchen sucht.”
Betti lachte und gab Dicki einen Rippenstoß. „Ach, du spinnst ja! Unglaublich, was du dir alles ausdenkst!”
Plötzlich sprang Purzel auf, lief zur Tür und schnupperte.
„Ursel kommt mit dem Tee rauf”, sagte Flipp. „Ich wünschte, ich hätte so feine Ohren wie ein Hund. Wie geht’s eigentlich dem Kätzchen von Herrn Fellow, Gina?”
„Sehr gut! Es ist ein reizendes kleines Ding. Nur gut, daß wir es aus dem verlassenen Haus gerettet haben!”
„Wenn Herr Fellow wiederkommt, bringe ich es ihm zurück und stelle dabei ein paar harmlose Fragen an ihn”, sagte Dicki.
„Ja, wenn er wiederkommt!” erwiderte Flipp.
„Hurra, da ist der Tee! Purzel hat richtig gehört.”
Er lief zur Tür und nahm dem Mädchen das schwere Tablett ab. „Vielen Dank, Ursel. Donnerwetter, der Schokoladenkuchen sieht lecker aus!”
Außer dem Kuchen gab es noch Brötchen, Butter, Erdbeermarmelade und Kekse. Flipp setzte das Tablett ab, und die Mädchen deckten den Tisch.
„Ich schlage vor, wir gehen nachher alle zusammen in die Küche und lassen Ursel hochleben”, sagte Rolf. „Die Grippe hat auch ihre guten Seiten – wenn man sie überstanden hat. In der Schule wird man doch niemals so richtig satt.”
„Dafür hat man die Schule bald satt”, erwiderte Flipp und reichte die Brötchen herum.
Alle lachten. Es war sehr gemütlich. Sie aßen mit großem Appetit, unterhielten sich und machten allerlei Witze. Purzel bekam Leckerbissen zugesteckt. Wenn gerade keiner hinsah, stibitzte er auch hin und wieder einen Keks von der Schüssel.
Als alles aufgegessen war, fragte Flipp seine Gäste, ob er noch etwas aus der Küche holen solle, aber keiner konnte einen Bissen mehr essen. Purzel klopfte mit dem Schwanz auf den Teppich, um kundzutun, daß er noch ein paar Kekse vertragen könne, wurde jedoch nicht beachtet.
Die Kinder spielten noch etwas. Aber Gina und Rolf mußten bald
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