Geheimnis um einen roten Schuh
eine Räubergeschichte.”
„Ja.”
Es entstand eine kurze Pause. Dann fragte der Chefinspektor: „Bist du noch da, Dietrich? Als ich heute morgen von Herrn Grimm hörte, daß du mit ihm zusammen in dem Haus gewesen bist, dämmerte mir etwas. Verstehst du, was ich meine?”
„Ja – –”
Wieder entstand eine Pause. Dann sagte der Chefinspektor streng: „Ich vermute, daß du etwas mit den sonderbaren Geräuschen zu tun hattest. Stimmt das?”
„Ja.” Dicki war sehr unbehaglich zumute, und er sehnte das Ende des einseitigen Gespräches herbei.
„Was hattest du damit zu tun? Sei bitte nicht so einsilbig und antworte etwas ausführlicher. Du bist doch sonst nicht auf den Mund gefallen.”
„Ja. Es – es handelt sich um folgendes: Ich – ich übe nämlich Bauchreden.”
„Was übst du?”
„Bauchreden!” wiederholte Dicki laut.
„Ach so! Ach du lieber Himmel, Bauchreden! Darauf wäre ich nie im Leben gekommen. Was wirst du dir bloß noch ausdenken? Du bist ja geradezu gefährlich, Dietrich!”
„Ja.” Dicki spürte, daß der Chefinspektor nicht mehr so böse wie anfangs war. „Übrigens – wir rätseln hier an einem kleinen Geheimnis herum, und ich suche einen Bauchredner mit Namen Eurykles. Könnten Sie mir vielleicht sagen, wie ich ihn finden kann?”
„Eurykles?” fragte der Chefinspektor nach einer kurzen Pause erstaunt. „Warum suchst du nach ihm? Halt – warte – kein Wort mehr am Telefon! Ich komme sofort herüber. Verrate aber keinem Menschen etwas davon, hörst du?”
Ein aufregendes Treffen
Verwirrt legte Dicki den Telefonhörer auf. Warum hatte der Chefinspektor das Gespräch so plötzlich abgebrochen? Warum war er so erstaunt gewesen, als Dicki den Namen Eurykles genannt hatte? Wußte er etwas von dem Geheimnis?
Nachdenklich rieb sich Dicki die Nase. Er war nicht besonders erfreut darüber, daß der Chefinspektor nach Peterswalde kommen wollte. Gewiß würde wieder die Geschichte mit dem Hund, dem Schwein und dem stöhnenden Mann zur Sprache kommen, und das paßte ihm gar nicht.
Seine Mutter hatte das Wort „Bauchreden” gehört, weil Dicki es so laut ins Telefon gerufen hatte. Als er nun ins Zimmer zurückkam, fragte sie: „Hör mal, Dietrich, lernst du etwa bauchreden? Wozu denn das nun wieder? Deshalb hört man also so oft allerlei sonderbare Geräusche aus deinem Zimmer, wenn du allein bist.”
„Ach, Mutter, laß mir doch das Vergnügen”, erwiderte Dicki. „Bald bin ich wieder im Internat, dann ist es still und friedlich im Haus. Übrigens – der Chefinspektor kommt heute nachmittag herüber. Hast du etwas dagegen, daß ich die anderen Kinder auch herbitte? Sie werden ihn gewiß gern sehen wollen.”
„Gut, sie können kommen. Ich hoffe nur, du hast dich nicht wieder in Dinge eingelassen, die dich nichts angehen, und die anderen Kinder in eine unangenehme Lage gebracht.”
„Aber Mutter, wie kannst du so etwas denken! Das habe ich noch niemals getan. Sogar Chefinspektor Jenks sagt immer …”
„Schon gut, ich will nicht mit dir streiten. Rufe die Kinder an und lade sie zum Tee ein. Ich habe Makronen aus der Konditorei mitgebracht. Die ißt du doch so gern. Du hast lange keine mehr bekommen.”
So lange ist das eigentlich nicht her, dachte Dicki. Er rief die anderen Spürnasen an und lud sie zum Tee ein, sagte aber nichts davon, daß der Chefinspektor kommen wollte. Nicht einmal Betti verriet er etwas, obwohl er es gern getan hätte. Sie liebte „das hohe Polizeitier” sehr, wie sie Chefinspektor Jenks zu nennen pflegte.
„Ich werde dem Chef gestehen müssen, daß ich die Puppenkleider nicht sicher genug verwahrt habe, so daß sie gestohlen werden konnten”, dachte Dicki bedrückt.
„Das war eine Riesendummheit von mir. Aber geschehen ist geschehen.”
Chefinspektor Jenks kam in seinem großen schwarzen Wagen, der von einem Polizisten gesteuert wurde. Er brachte noch einen Herrn in Zivil mit.
Dicki lief hinaus und begrüßte seinen alten Freund.
„Na, du gefährlicher Bengel?” sagte der Chef zu ihm.
Dann wandte er sich an den großen Mann an seiner Seite.
„Dies ist Dietrich Kronstein. Ich habe Ihnen schon von ihm erzählt. Er ist eine Plage für den hiesigen Polizisten, hat mir jedoch schon manchmal geholfen. Sie können ihm vertrauen.”
Der große Mann schüttelte Dicki die Hand. Seinen Namen hatte der Chefinspektor nicht genannt. Wahrscheinlich gehört er zum Geheimdienst, dachte Dicki und betrachtete ihn ehrfürchtig.
Dann
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