Geheimnis um einen roten Schuh
Sie allerdings.”
Herr Grimm warf Dicki einen beschwörenden Blick zu und ließ sich dann schwer auf einen Stuhl fallen. Purzel sprang bellend auf ihn zu, aber Dicki rief ihn zurück. Dann erzählte er weiter.
„Herr Grimm kam also zum Fluß, wie wir erwartet hatten. Er nahm sich ein Boot und ruderte zu dem Steg, von wo ich den Sack mit den Steinen ins Wasser geworfen hatte.”
Herr Grimm brummte etwas, aber keiner beachtete ihn.
„Er fand auch wirklich einen Sack, aber nicht meinen, sondern einen anderen. Es waren Puppenkleider darin – eine Jacke, Hosen, eine Kappe, ein Gürtel und so weiter. Wir nahmen die Sachen mit nach Hause und fanden auch einen Handschuh, der zu dem andern gehörte, den ich in Herrn Fellows Haus gefunden hatte. Daraus schlossen wir …”
„Einen Augenblick! Wie kamt ihr denn zu den Kleidern? Ich denke, Herr Grimm zog sie aus dem Wasser.”
„Ja, das stimmt schon. Aber dann – hat er sie mir gegeben. Das überrascht Sie? Ja, ich war auch ziemlich überrascht.”
Die Spürnasen erfahren merkwürdige Dinge
„Hören Sie mal, Grimm, die Kleider waren doch ein wichtiges Indiz”, sagte Chefinspektor Jenks. „Ich verstehe nicht, warum Sie sie Dietrich gegeben haben.”
Herr Grimm schluckte nervös, und sein Gesicht rötete sich. Wieder hatte dieser niederträchtige Bengel ihn reingelegt. Was sollte er dem Chef bloß antworten?
„Er hat sie Dicki gar nicht gegeben!” rief Betti plötzlich entrüstet. „Er hat sich auf ihn gestürzt und ihm die Sachen, so naß wie sie waren, unters Hemd gesteckt.”
„Sei still, Betti!” sagte Dicki. „Herr Grimm hat sich nur ein wenig für meine Streiche gerächt.”
„Was ist das für ein sonderbares Benehmen, Grimm!” rief der Chefinspektor erstaunt.
Herr Grimm sah verlegen zu Boden. „Ich wußte ja nicht, daß die Puppenkleider ein Indiz waren”, murmelte er, „sonst hätte ich das natürlich nicht getan. Ich war an dem Vormittag furchtbar wütend auf Dietrich.”
„Die kleine Rauferei war nicht weiter schlimm und hat mir Spaß gemacht”, sagte Dicki, dem der Polizist im Augenblick aufrichtig leid tat. „Es war auch ganz gut, daß mir Herr Grimm die Kleider und die Schuhe zusteckte.”
„Schuhe auch?” Der Chefinspektor horchte sichtlich auf. „Nun, wir wollen uns nicht länger bei dieser Sache aufhalten. Berichte weiter, Dietrich.”
Dicki erzählte nun, daß in der folgenden Nacht bei ihm eingebrochen, aber nichts gestohlen wurde, und daß die Spürnasen die Puppenkleider am nächsten Tag gründlich untersuchten.
Herr Grimm hörte jetzt gespannt zu. Von diesen Dingen wußte er ja noch nichts.
„Zuerst fanden wir nichts Besonderes”, sagte Dicki.
„Aber dann entdeckte Betti in dem Ärmelaufschlag der Jacke ein winziges Täschchen. Darin steckte ein kleines Taschentuch mit eingestickten Margeriten und mit dem Namen Eurykles. Betti, gib mal das Taschentuch her.”
Stolz gab Betti ihm das Tüchlein. Dicki reichte es dem Chefinspektor, der es aufmerksam betrachtete und dann seinem Begleiter gab. Herr Grimm machte große Augen. Er konnte sich nicht erklären, was an einem Puppentaschentuch so merkwürdig sein könnte.
„Der Name auf dem Taschentuch brachte mich auf die richtige Spur”, sagte Dicki.
„Würdest du das bitte näher erklären?” bat der Herr in Zivil. „Der Name ist doch recht ungewöhnlich.”
„Ja, das stimmt. Ich kenne keinen Menschen, der Eurykles heißt. Aber vor langer Zeit lebte ein berühmter griechischer Bauchredner namens Eurykles. Ich habe in einem Buch von ihm gelesen. Und deshalb dachte ich mir, die Kleider müßten der Puppe eines Bauchredners mit dem Bühnennamen Eurykles gehören.”
„Sehr gut kombiniert”, murmelte der Fremde.
„Da wir allein mit dem Geheimnis nicht weiterkamen, wollte ich nun nach diesem Bauchredner suchen”, fuhr Dicki fort. „Ich dachte, er könnte uns vielleicht weiterhelfen. Deshalb fragte ich den Chefinspektor am Telefon, wie man Herrn Eurykles wohl finden könnte.”
Der Fremde nickte. „Nun, ich kann dir sagen, daß es tatsächlich einen Bauchredner mit dem Künstlernamen Eurykles gibt und daß die Kleider seiner Puppe gehören. Wir haben schon verzweifelt nach diesen Kleidern gesucht.”
„Warum denn?” fragte Dicki.
„Es wird wohl am besten sein, wenn auch ich dir jetzt eine kleine Geschichte erzähle”, meinte der Fremde. „Du darfst aber keine Fragen stellen. Und ich möchte alle Anwesenden bitten, die Geschichte für sich zu
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