Geheimnis um einen Wohnwagen
zurückgeblieben war, doch der Wagen war leer. Und verstecken konnte sich dort keiner.”
„Du hast dich wahrscheinlich geirrt”, sagte Rolf nach kurzem Schweigen. „Wenn zwei Menschen im Wagen waren und einer herausging, müßte doch einer drin geblieben sein.”
„Vielleicht waren beide herausgegangen”, meinte Flipp.
„Nein, ich habe genau gesehen, daß nur drei Personen den Wagen verlassen haben. Und trotzdem war die vierte ebenfalls verschwunden. Als ich nun in der offenen Tür des Wohnwagens stand und darüber nachdachte, wie das möglich wäre, sahen mich zwei Männer von einem anderen Wagen. Sie hielten mich für einen Einbrecher und wollten mich festnehmen. Ich rannte fort, fiel aber hin und schlug mir eklig das Knie auf. Seht mal hier den blauen Fleck!”
„Haben die Männer dich etwa erwischt?” fragte Betti ängstlich.
„Nein, aber um ein Haar! Zum Glück tauchte gerade Purzel auf. Er stürzte sich wie ein Wilder auf die beiden, und so konnte ich entkommen.”
„Der gute Purzel!” Betti streichelte den Hund. „Er muß deine Spur verfolgt haben.”
„Ja, ich hatte ihn in mein Zimmer gesperrt. Wahrscheinlich hat Eulalie ihn herausgelassen. Das war mein Glück, sonst würde ich jetzt wohl in einer Polizeizelle schmachten.”
„Der Fremde, dessen Stimme du gehört hast, war wahrscheinlich der Mann mit der Narbe”, sagte Flipp. „Und er ist sicherlich mit Frau Fangio zusammen fortgegangen.”
„Das glaube ich auch”, stimmte Rolf ihm zu, und die Mädchen waren der gleichen Ansicht.
„Was machen wir denn jetzt?” fragte Dicki. Bevor jemand etwas antworten konnte, begann Purzel zu bellen und lief zur Tür.
„Ich wette, Eulalie ist draußen”, sagte Flipp.
Es war wirklich Eulalie, und sie war sehr böse. „Warum hast du mir nicht gesagt, daß ihr euch hier trefft?” fuhr sie Dicki an. „Und warum bist du gestern abend ohne mich gelaufen? Der Landstreicher von neulich war wieder hier, und ich rief Herrn Grimm zu Hilfe. Aber er war gar nicht nett zu mir.”
„Das tut mir leid”, sagte Dicki. „Setz dich hin und trink ein Glas Limonade.”
Die anderen Kinder warfen einander verstohlene Blicke zu. Hatte Eulalie etwas von ihrer Unterhaltung gehört? Schlimm wäre es ja nicht; sie würde nicht viel damit anfangen können. Aber was würde Dicki jetzt tun, um das Geheimnis um den Wohnwagen aufzuklären? Es schien den Kindern sehr verwirrend zu sein.
Herr Grimm nimmt die Zügel in die Hand
Eulalie erzählte ausführlich von dem Landstreicher und beschrieb sein fürchterliches Gesicht mit der Narbe. Die Spürnasen hörten mit ernsten Gesichtern zu, obwohl sie am liebsten laut gelacht hätten. Während Eulalie noch mitten im Erzählen war, klopfte Johanna an die Tür.
„Komm bitte einmal ins Haus, Dietrich”, sagte sie. „Herr Grimm möchte dich sprechen.”
Dicki stand seufzend auf. „Wahrscheinlich wegen des Landstreichers. Komm mit, Eulalie. Schließlich hast du ihn gesehen, und nicht ich.”
„Laß aber bitte nicht zu, daß er wieder frech zu mir wird”, bat ihn Eulalie.
„Ich werde dafür sorgen, daß er dich mit der nötigen Achtung behandelt”, versprach Dicki. „Aber du mußt auch fest bleiben. Laß dir nicht von ihm einreden, daß du dir nur eingebildet hast, den Landstreicher gesehen zu haben.”
„Schade, daß Johanna ihn nicht auch gesehen hat! Dann müßte er es glauben.”
Herr Grimm wartete hinter dem Haus. Er hätte gern mit Dicki allein gesprochen und war recht ärgerlich, daß nun alle Kinder auf ihn zukamen.
„Könnte ich wohl allein mit dir sprechen, Dietrich?” fragte er.
„Worüber? Über den Landstreicher von gestern abend müssen Sie Eulalie befragen. Sie hat ihn gesehen.”
„Ja, ich habe ihn gesehen”, fiel Eulalie ein. „Dietrich machte gerade einen Dauerlauf, das habe ich Ihnen doch schon gestern erzählt. Er kann Ihnen nichts über den Landstreicher sagen.”
„Du warst also nicht zu Hause, Dietrich?” fragte Herr Grimm.
„Nein, ich war weit von hier entfernt.”
„Das wollte ich nur wissen. Ich dachte schon, du wärest vielleicht der Landstreicher gewesen, den Eulalie gesehen hat.”
„Glauben Sie, ich könnte Dietrich nicht von einem Landstreicher unterscheiden?” rief Eulalie entrüstet. „Der Kerl sah genau so aus wie der, den ich am Sonntag in Dietrichs Schuppen entdeckte, nur daß er eine Narbe im Gesicht hatte.”
„Ja, also wegen der Narbe – –” Herr Grimm zog sein Notizbuch vor und schlug es auf.
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