Geheimnis Um Mitternacht
herabzusehen, als würden sie den Rest der Welt verachten.
Sie ließ die Frauen allein, damit sie ihre Zimmer erkunden und ihre Zofe und das Zimmermädchen, das beim Auspacken helfen sollte, herumkommandieren konnten. Als sie in den Salon zurückkehrte, stellte sie fest, dass Mrs.
Ferrington und Norah ebenfalls ihre Zimmer aufgesucht hatten.
Aber sie hatte nur wenig Gelegenheit, sich auszuruhen, denn sie wurde sofort in eine Krise mit der Köchin verwickelt, und danach musste sie die aufgebrachte Haushälterin beruhigen, die von der hochmütigen Zofe der Salisbridges beleidigt worden war.
Wenig später trafen Lord Hurley und seine Tochter ein, windzerzaust und bester Laune. Sie hatten sich entschlossen zu reiten, statt in einer Kutsche eingesperrt zu sein. Das Paar war sich so ähnlich, wie es Vater und Tochter nur sein konnten, mit derselben herzlichen, zuvorkommenden Art, hellem Haar und kantigen sommersprossigen Gesichtern. Lange und detailliert erzählten sie von ihrem Ritt, inklusive jedes Zauns, Hecke, Bach und anderen Hindernissen, die ihre Pferde auf dem Weg übersprungen hatten. Als sie ihnen dabei zuhörte, kam Irene der verdacht, dass Lady Hurley genauso glücklich wie die beiden war, dass sie nicht mit ihr in der Kutsche gefahren waren.
Lady Hurley, die eine Stunde später und in schicklicherer Verfassung ankam, war eine kleine, träge Frau, die sich, nachdem sie Lady Odelia und die anderen begrüßt hatte, zu einem erholsamen Schläfchen in ihr Zimmer zurückzog.
Die letzten Gäste waren der Duke of Rochford und seine Schwester Calandra, ein hübsches junges Mädchen, deren schwarzes Haar und dunkle Augen denen ihres Bruders sehr ähnlich waren, aber deren lebhafte Persönlichkeit sich vollkommen von der eleganten Unerschütterlichkeit des Dukes unterschied.
Als sie ankamen, war Radbourne Park, obwohl ein geräumiges Haus, bis oben voll, auch wenn die Salisbury-Mädchen und einige Mütter und Töchter Zimmer teilten. Es war ein glücklicher Umstand, dass der Duke zwar seine Schwester in Radbourne Park ließ, selbst aber bei einem Freund unterkommen würde, der nicht allzu weit entfernt wohnte, sodass er jeden Tag herüberreiten könnte. Selbst Lady Odelia konnte den Duke nicht davon überzeugen, dass familiäre Pflicht es erforderte, bei seiner Familie in Radourne Park zu wohnen.
Lady Calandra, die neben Irene stand, warf ihr einen lachenden Blick zu und hob ihren Fächer, um dahinter zu murmeln: „Tante Odelia versteht einfach nicht, dass ihre Anwesenheit mit ausschlaggebend ist, warum Rochford lieber woanders sein möchte."
Irene unterdrückte ein Lächeln. „Trotzdem ist es schade, dass er jeden Tag herüberreiten muss."
„Unsinn", erwiderte Callie, wie sie von ihrem Bruder und Francesca genannt wurde. „Ihm werden die Dinge so viel besser passen. Er wird mit Mr. Strethwick über all die langweiligen Sachen reden können, die ihn interessieren, wie Pflanzen und Steine und Dinge mit langen lateinischen Namen. Außerdem ist Mr. Strethwick ein Gelehrter und hat kaum eine Vorstellung davon, wie die Dinge in der richtigen Welt laufen. Er respektiert Rochford ausschließlich wegen seines Verstands, was Rochford sehr gefällt. Er ist es so müde, dass alle ihn hofieren, nur weil er ein Duke ist. Nicht dass es ihm nicht gefällt, Duke zu sein", fügte sie hinzu. „Er kann sehr hochmütig sein, wenn ihn jemand beleidigt, und es muss immer alles vom Besten für ihn sein. Dabei glaube ich, dass er häufig recht allein ist."
Irene sah sie einigermaßen überrascht an, denn sie hatte noch keine Person getroffen, die zurückhaltender und distanzierter wirkte als der Duke.
„Ach herrje." Calandra sah ein wenig schuldbewusst aus. „Wie so häufig habe ich vermutlich schon wieder zu viel gesagt. Mein Bruder würde nicht wollen, dass irgendjemand denkt, dass er ... nun, irgendetwas fühlt." Das unwiderstehliche Lächeln war wieder auf ihrem Gesicht.
„Ich versichere Ihnen, ich werde Sie nicht verraten", versprach Irene. „Und auch von ihm werde ich nicht schlechter denken, nachdem ich weiß, dass er nicht ohne jede Gefühlsregung durchs Leben geht."
Irene mochte das kecke Mädchen, das trotz seiner Stellung keinerlei Hochmut zeigte. Würde auch sie sich in das Brautrennen stürzen? Der Gedanke erzeugte ein seltsam kaltes Gefühl in Irenes Magengrube.
Aber sie drängte den Gedanken beiseite und brachte Calandra in ihr Schlafzimmer, während sie ihr von dem Unterhaltungsprogramm erzählte, das
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