Geheimnis Um Mitternacht
sonst sollten Sie denn wohl all diese Anstrengung unternommen haben?"
Irene errötete. „Wenn Sie von Lord Radbourne reden, kann ich Ihnen versichern, dass es mir vollkommen egal ist, was er denkt."
„Oh, da bin ich mir ganz sicher." Francesca lächelte auf ihre katzenhafte Art.
Irenes Wangen röteten sich noch mehr. „Francesca! Nein!"
„Doch."
Erneut wollte Irene protestieren, aber sie wusste, dass es dumm wäre. Sie hatte genau auf diesen Ausdruck in Gideons Augen abgezielt. Die Frage, die sich nun stellte, war natürlich: warum? Und weshalb fühlte sie so einen Rausch von Erregung und Befriedigung, dass es ihr gelungen war?
War sie so sehr darauf bedacht, die anderen Frauen hier in den Schatten zu stellen? Es schien ihr ziemlich kleinlich, weil ihr keine von ihnen grundsätzlich missfiel. Sie waren schließlich alle daran interessiert, die nächste Countess Radbourne zu werden, und sie wollte den Preis nicht einmal.
Aber sie wusste, dass sie nicht vollkommen ehrlich war. Es stimmte, dass sie nicht den Preis, die Countess Radbourne zu sein, wollte, aber sie wollte den anderen Preis: genau diesen Ausdruck in Gideons Augen.
Sie wollte nicht heiraten. Aber sie wollte Gideon.
„Ich bin eine schreckliche Person", gab sie mit leiser Stimme gegenüber Francesca zu.
Francesca zuckte die Schultern. „Nicht schrecklich. Nur menschlich. Welche Frau will nicht die Bewunderung eines Mannes ...? Vor allem die Bewunderung des Mannes, den sie liebt."
„Francesca! Sie irren sich. Ich liebe Gideon nicht. Ich gebe zu, es hat mir eine gewisse niedere Befriedigung verschafft, dafür zu sorgen, dass er... mich bemerkt. Und ich habe mich dummerweise von der Tatsache, dass er sich um all die anderen Frauen hier bemüht hat, ärgern lassen. Aber das ist vollkommener Unsinn, ich weiß das.
Ich wollte ja, dass er ihnen seine Aufmerksamkeit schenkt. Das ist der Grund, warum wir so viel mit ihm geübt haben."
„Nein. Ich habe mit ihm geübt, um Sie zu zwingen, genug Zeit mit ihm zu verbringen, damit Ihnen bewusst wird, was Sie fühlen. Die anderen Frauen sind nur hier, falls Sie niemals zur Vernunft kommen oder er sich so sehr über Sie ärgert, dass er eine andere wählt."
Entgeistert starrte Irene sie an. „Was sagen Sie da?"
„Irene. Wirklich." Francesca hakte sich bei ihr ein. „Mein liebes Mädchen, ich habe schon am ersten Tag, als ich Sie beide zusammen im Park sah, gewusst, wie es zwischen Ihnen steht. Es war für jeden eindeutig ersichtlich -
oder zumindest für mein geübtes Auge in Bezug auf Liebespaare - dass Sie zwei, nun, füreinander bestimmt sind."
„Füreinander bestimmt?", erwiderte Irene ausdruckslos. „Sie meinen, wir sind füreinander bestimmt? Das kann nicht Ihr Ernst sein! Als wir im Park geredet haben, haben wir uns die ganze Zeit gestritten."
„Ja, das haben Sie. Aber es war die Art, wie Sie gestritten haben. Sie waren beide offensichtlich verärgert, weil Sie die Vorurteile des anderen infrage stellten. Sie hatten sich eine Vorstellung voneinander gemacht, die in beiden Fällen nicht stimmte. Natürlich waren sie aufgebracht. Aber die ... Anziehungskraft war unübersehbar. Ich wusste, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bevor es Ihnen klar werden würde. Sie sind schließlich ein kluges Mädchen."
Irene starrte sie mit offenem Mund an. „All dies ..." Sie machte eine ausschweifende Handbewegung „All dies war nur ein ... Vorwand?"
„Oh, nein. Es war überhaupt kein Vorwand. Ich brauchte Ihre Hilfe wirklich. Ihre Mitarbeit war unbedingt erforderlich." Francesca lächelte sie amüsiert an.
Irene war hin und her gerissen zwischen Ärger und Lachen, aber Francescas Lächeln war zu ansteckend, und nach einem Moment verlor sie den Kampf und lachte auf. „Sie sind schrecklich", sagte sie ihrer Freundin und schüttelte den Kopf. „Nun, ich hoffe, Sie werden nicht zu enttäuscht sein, wenn Ihre Pläne nicht so aufgehen, wie Sie es sich erhofft haben. Ich habe nicht vor, Lord Radbourne zu heiraten."
„Ja, das ist tatsächlich zu schade", entgegnete Francesca ohne irgendein sichtbares Zeichen von Enttäuschung. „Ich fürchte, er wird sehr unglücklich werden. Aber wenn Sie nicht mit dem Herzen bei der Sache sind, dann ist es sinnlos. Der arme Mann. Sie finden ihn immer noch nicht anziehend? .Schrecklich' haben Sie ihn, glaube ich, genannt. Starrköpfig, lästig, selbstgefällig ..."
„Nein! Ich meine, ja, all das trifft auf ihn zu", stimmte Irene zu. „Aber ich mag ihn deshalb
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