Geheimnis Um Mitternacht
dieser Bursche die Kette selbst behalten und nur vorgegeben hat, sie den Entführern ausgehändigt zu haben?", fragte Lady Odelia.
„Nein! Nein, natürlich nicht." Pansy sah schockiert aus. „Owenby hätte nie etwas getan, um Cecil zu schaden. Nie.
Er ... er nahm die Kette und brachte sie den Entführern, aber sie haben Gideon nicht zurückgegeben."
„Oder Lady Radbourne", fügte Irene hinzu.
„Ja, natürlich."
„Wollen Sie damit sagen, dass dieser Diener die Entführer von Angesicht zu Angesicht traf?", fragte Irene mit leicht überraschter Stimme. „Konnte er sie erkennen?"
„Was? Oh, nein, natürlich nicht. Ich glaube, er musste die Kette ... irgendwo hinterlegen, und dann wollten sie Gideon laufen lassen, aber das taten sie nicht. Gideon sollte eigentlich ... bei dieser alten Eiche sein, die an der Straße zur Stadt steht. Also deponierte Owenby die Kette für sie und ging dann zu dem Baum, aber der Junge war nicht da. Der Diener wartete natürlich, aber Gideon tauchte nicht auf. Als Owenby dorthin zurückging, wo er die Kette gelassen hatte, war sie schon abgeholt worden."
„Was hat Lord Radbourne dann getan?", fragte Francesca, deren Interesse offensichtlich geweckt war.
„Nun, er sandte Owenby aus, um nach ihnen zu forschen. Er hat überall gesucht. Ist nach Liverpool und Southampton gefahren, zu allen Häfen."
„Den Häfen?", fragte Irene überrascht. „Dachte er, dass die Entführer sie außer Landes gebracht hatten?"
Die ältere Lady Radbourne hielt inne, blinzelte, und Farbe schoss in ihre Wangen. „Oh, nun, ich ... ich bin mir nicht sicher. Ich denke nicht, das sie das vorhatten, oder?" Sie blickte umher, als ob sie die Antwort im Raum suchte.
Ihre Schwester fixierte sie mit einem festen Blick. „Pansy, jetzt tu nicht so schwachköpfig. Wo haben Cecil und Owenby nach ihnen gesucht?"
„Nun, ich weiß, dass Owenby nach London ging, um Nachforschungen anzustellen", erwiderte Pansy mit schwacher Stimme.
„Und das ist alles, an was du dich erinnern kannst?", fragte Lady Odelia.
„Es ist schon lange her!", begehrte Pansy auf. „Und wir waren damals sehr erschüttert. Ich ... mit meiner Erinnerung ist es wohl nicht zum Besten bestellt."
„Es hört sich so an, als wäre dieser Owenby die Person, mit der man reden muss", sagte Irene. „Lebt er noch, Lady Radbourne?"
Pansy wandte sich Irene mit einem Ausdruck zu, der an Entsetzen grenzte. „Nein! Ich meine, nun, ja, er lebt, aber er arbeitet nicht mehr hier. Er ... er verließ uns, nachdem Cecil gestorben ist."
„Lebt er hier im Dorf? Gideon - ich meine, Lord Radbourne -könnte zu ihm gehen und mit ihm reden."
Pansy blinzelte und sagte kraftlos: „Oh, ich bin mir sicher, das ist ganz unnötig. Mein Enkel muss nicht mit diesem Mann sprechen. Es wäre ... es wäre doch bestimmt zu schmerzhaft."
„Unsinn", wiegelte ihre Schwester resolut ab. „Warum sollte es schmerzhaft sein? Ich denke, der Junge will so viel wie möglich darüber erfahren, was mit ihm passiert ist. Es ist besser, Bescheid zu wissen, als sich immer Fragen stellen zu müssen, nicht wahr?"
„Über was Bescheid wissen?"
Alle wandten sich der Tür zu, wo Gideon stand und sie ansah. „Bin ich der Junge, über den ihr redet, Tante Odelia?"
„Ja, natürlich. Irene hat das Thema aufgebracht. Sie wollte wissen, was vor all den Jahren mit dir passiert ist."
„Hat sie das?" Gideons Blick flog zu ihr.
„Ja", erwiderte Irene, die ihn ruhig ansah. „Es tut mir leid, falls Sie das Thema lieber nicht diskutieren wollen. Ich hatte einige Fragen ..."
„Genau wie ich, wie Sie sehr wohl wissen", warf er ein. „Ich will das Thema durchaus diskutieren. Aber wie typisch für Sie, dass Sie gleich die Zinnen erstürmen." Ein Lächeln huschte über seine Lippen. Er wandte sich seiner Großmutter zu. „Ich hätte das Thema schon früher mit dir anschneiden sollen."
„Pansy hat uns gesagt, dass der Mann, den dein Vater auf die Suche nach dir schickte, noch lebt", sagte Lady Odelia. „Ich bin mir sicher, er könnte dir sehr viel mehr darüber erzählen."
„Ihre Großmutter war gerade dabei, uns zu sagen, wo Owenby jetzt lebt", fügte Irene hinzu und brachte damit das Gespräch zu der Frage zurück, die sie Pansy gestellt hatte, bevor Gideon eingetreten war. Eine Frage, die die ältere Frau nicht beantwortet hatte. Ihr schien, dass Gideons Großmutter insgesamt merkwürdig abgeneigt war, über den Vorfall zu reden.
Pansy warf ihr einen Blick zu, der, wäre er von
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