Geheimnis Um Mitternacht
es für Selene. Selbst da liebte er sie noch. Er ... er war sich sicher, dass sie ihren Fehler erkennen und nach wenigen Tagen zu ihm zurückkehren würde. Er wollte nicht, dass sie unter dem Klatsch leiden musste, der unvermeidlich folgen würde, wenn jeder wüsste, was sie getan hatte."
„Wahrscheinlich war es eher sein Stolz, der ihm nicht erlaubte zuzugeben, dass seine Frau ihn verlassen hatte", schnappte Odelia.
„Odelia! Wie kannst du so etwas sagen?", protestierte ihre Schwester. „Cecils Herz war gebrochen. Du bist immer ungerecht ihm gegenüber gewesen."
„Und du schon immer eine dumme Gans", erwiderte Odelia. „Woher weißt du, dass sie davonlief."
„Cecil hat es mir natürlich gesagt." Pansy sah Odelia erstaunt an. „Er hätte so etwas nie vor mir verbergen können.
Er kam zu mir, den Brief, den Selene für ihn hinterlassen hatte, in der Hand. Es waren Tränenspuren darauf - als sei sie diejenige gewesen, deren Herz gebrochen wurde. Sie sagte ihm darin, dass es ihr leidtäte, aber dass sie jemand anderen liebte und mit ihm in dieser Nacht fliehen würde. Sie bat ihn, sie gehen zu lassen und nicht nach ihr zu suchen. Cecil hat den Brief am nächsten Morgen in seinem Arbeitszimmer gefunden."
„Und er ließ sie tatsächlich einfach gehen?", fragte Gideon. Seine Stimme klang leise und ruhig, sein Gesicht wie erstarrt. „Er hat zugelassen, dass sie ihm seinen eigenen Sohn wegnimmt?"
„Ich habe doch gesagt, er war sich sicher, dass sie zurückkommen würde. Er war überzeugt, sie würde ihr Handeln bereuen und reumütig zu ihm zurückkehren. Also dachte er sich die Geschichte mit der Entführimg aus und tat so, als sei der Brief eine Botschaft der Entführer. Er gab Owenby die Halskette und ließ ihn fortreiten, als ob er ihren Forderungen nachkäme, aber natürlich brachte der Mann die Kette zurück, und Cecil versteckte sie."
Pansy seufzte und fuhr dann mit leicht zitternder Stimme fort: „Als ihm nach einiger Zeit klar wurde, dass Selene sich nicht wieder bei ihm melden würde, fiel Cecil in tiefe Verzweiflung. Er blieb in seinem Zimmer. Er verlor das Interesse an allem. Der Verwalter musste zu mir kommen, wenn es Probleme gab, weil er ihn nicht sehen wollte."
Pansys Gesicht zeigte ihr Grauen bei der Erinnerung.
„Aber schließlich muss er doch wieder zu Verstand gekommen sein", sagte Lady Odelia. „Ich weiß, dass Cecil nicht den Rest seines Lebens trauernd in sein Zimmer gesperrt verbrachte."
„Nein. Natürlich tat er das nicht", erwiderte Pansy. „Schließlich fand er zu sich zurück. Nach und nach hatte er wieder Interesse an den Dingen. Er sandte Owenby aus, um sie und Gideon zu finden, aber zu dem Zeitpunkt war die Sache schon viel zu lange her. Er konnte keine Spur mehr von Selene oder seinem Sohn entdecken. Cecil war sich sicher, dass sie und ihr Liebhaber alles genau geplant gehabt hatten, bevor sie weggingen. Er vermutete, dass sie direkt zu einem Hafen gefahren waren und das Land umgehend verlassen hatten. Owenby reiste nach London, selbst nach Liverpool, aber er konnte keinen Eintrag finden, dass sie da gewesen oder an Bord eines' Schiffes gegangen wären. Sie waren sicher klug genug, falsche Namen zu benutzen. Und sie konnten von überall gesegelt sein. Cecil schickte einen Mann auf den Kontinent, um nach ihnen zu suchen, aber auch der hatte keinen Erfolg.
Am wahrscheinlichsten war, dass sie zu einer der Kolonien gesegelt waren. An irgendeinen Ort, wo man sie unmöglich finden konnte."
„Aber was war mit seinem Sohn?", brach es aus Lady Odelia heraus.
Irenes Blick huschte zu Gideons Gesicht. Die Frage der alten Frau hatte auch ihr auf der Zunge gebrannt, aber sie hatte sich zurückgehalten, sie auszusprechen, da sie wusste, welche Qualen Gideon durchleiden musste. Er hatte erfahren müssen, dass nicht Verbrecher ihn von seiner Familie getrennt und in ein Leben voll Härte und Armut gestoßen hatten, sondern seine eigene Mutter. Und sein Vater hatte nicht einmal versucht, ihn zurückzuholen, jedenfalls nicht am Anfang.
Offensichtlich hatte Lady Odelia keine Bedenken, den heiklen Punkt weiter zu verfolgen, da sie sagte: „Gideon war sein Erbe. Ich kann nicht glauben, dass Cecil nicht versucht hat, ihn zu finden und zurückzubringen."
„Ich habe ihn gedrängt, nach dem Jungen zu suchen", bestätigte Pansy. „Ich erinnerte ihn daran, dass er einen Erben brauchte. Schließlich stand die Erbfolge auf dem Spiel." Sie schüttelte den Kopf. „Es schien ihm egal zu sein.
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