Geheimnis Um Mitternacht
wenn der Duke hartnäckiger ist, würde man denken, dass Radbournes Vater genauso gewissenhaft nach seinem Sohn gesucht hat wie ein ... was ist er? Ein Cousin zweiten Grades?"
Nachdenklich runzelte Francesca die Stirn. „Ja, ich denke auch. Aber es könnte sein, dass jemand Radbourne versteckt hat, als er noch ein Kind war, um zu verhindern, dass man ihn findet. Aber als Erwachsener musste er sich nicht mehr verstecken. Er ist ein erfolgreicher Geschäftsmann und deshalb leicht zu finden." Sie hielt inne und fuhr dann fort: „Was denkt Radbourne? Dass sein Vater ihn gar nicht wirklich gesucht hat?"
Irene zuckte die Schultern. „Ich bin mir nicht sicher. Es scheint unwahrscheinlich. Aber ich habe viel darüber nachgedacht, seit Radbourne es erwähnt hat, und es scheint doch einiges eigenartig an dieser Sache."
„Eigenartig?" Francesca hob die Brauen und beugte sich ein wenig vor. „Wieso eigenartig?"
„Nun ... warum haben die Entführer beispielsweise nicht nur den Jungen, sondern auch die Mutter mitgenommen?
Mit einem Kind wird man leicht fertig. Aber eine Frau und ein Kind - da muss man sich um zwei Personen kümmern. Eine Erwachsene ist viel schwieriger zu verstecken oder wegzubringen. Und eine Mutter, die ihr Kind retten will, wird sich bestimmt heftig wehren, denken Sie nicht?"
„Ja. Aber vielleicht konnten sie das Kind nur zusammen mit der Mutter bekommen. Er war ein kleiner Junge, also war er vermutlich immer mit seiner Kinderfrau oder seiner Mutter zusammen. Vielleicht haben sie auch angenommen, dass sie für beide zusammen ein höheres Lösegeld erhalten würden."
„Haben sie für beide Lösegeld verlangt?", fragte Irene.
„Ich weiß es nicht. Ich habe nie danach gefragt."
„Und was ist mit seiner Mutter passiert? Wenn der Junge allein laufen gelassen wurde, kann ich verstehen, dass er nicht wusste, wohin er gehen oder was er tun soll. Er konnte sich vielleicht nicht an sein Zuhause erinnern oder war nicht in der Lage, irgend jemandem zu erzählen, wo er herkam oder wer sein Vater war. Und wenn er es tat, hielten die Leute es vielleicht für einen Scherz. Aber seine Mutter wäre hierher zurückgekommen."
„Vielleicht wurde er nicht laufen gelassen. Vielleicht haben sie ihn behalten und aufgezogen."
Irene dachte einen Augenblick darüber nach. Es wäre denkbar, dass Jack Sparks, bei dem Gideon liebte, ihn entführt hatte. Trotzdem ließ das viele Fragen offen. „Aber wo war dann seine Mutter?"
„Vielleicht haben sie sie getötet", antwortete Francesca.
„Und warum haben sie ihn nicht laufen lassen, nachdem sein Vater das Lösegeld gezahlt hatte? Jeder nahm an, dass der Junge deshalb nicht zurückkam, weil man ihn getötet hatte. Aber offensichtlich haben sie das nicht getan."
„Wen laufen lassen? Über was redet ihr Mädchen?", dröhnte Lady Odelias Stimme durch den Raum.
Francesca warf ihr einen besorgten Blick zu. „Ach ... über nichts."
„Nichts?" Lady Odelia hob eine Augenbraue. „Wie können Sie über nichts sprechen."
„Wir sprechen über Lord Radbournes Entführung", erklärte
Irene ruhig. „Lady Haughston wünschte nicht, Sie zu verstören.
Gideons Großmutter zog erschrocken die Luft ein, aber Lady Odelia meinte bissig: „Offensichtlich haben Sie keine solchen Bedenken."
„Wenn man fragt, worüber geredet wurde, sollte man auch bereit sein, sich die Wahrheit anzuhören", erwiderte Irene unerschütterlich.
Für einen Moment blitzten die Augen der älteren Frau amüsiert auf. „Ich verstehe. Sie sind ein sehr keckes junges Ding."
„Ja, das ist sie", warf Teresa ein. Irene hatte nicht bemerkt, dass Gideons Stiefmutter eingetreten war, während sie und Francesca geredet hatten. Teresa durchquerte den Raum, um sich in einiger Entfernung zu Francesca und Irene zu den älteren Flauen zu setzen.
Teresa sah Irene abschätzig an, während sie weitersprach. „Ich finde, dass Lady Irene sich merkwürdig stark für die Angelegenheiten anderer Leute interessiert."
Lady Claire, die gerade das Zimmer betrat, errötete ein wenig und beeilte sich, einzugreifen. „Es tut mir sehr leid, Lady Odelia. Ich fürchte, Irene kann manchmal ein wenig zu direkt sein."
„Es ist nichts Falsches an Ehrlichkeit, Claire", wiegelte die ältere Frau ab. „Regen Sie sich nicht unnötig auf. Ich bin der Meinung, es ist immer besser, direkt zu sein, als keinen ganzen Satz herauszubringen, wie diese grässlichen Mädchen sonst. Eine gesunde Neugier kann nicht schaden." Sie warf Teresa
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