Geheimnis Um Mitternacht
Gleichmut in die Zukunft sehen, die sie erwartete, weil sie nicht heiraten würde.
Maura beugte sich vor und legte mit einem süßlichen Lächeln eine Hand auf Irenes Arm. „Komm, Liebes, keine Seufzer mehr. So schlimm ist es nicht. Wir werden schon noch einen Ehemann für dich finden. Vielleicht sollten wir Lady Haughston tatsächlich einen Besuch abstatten."
Missmutig verzog Irene das Gesicht, weil ihr Seufzen Maura einen kleinen Blick auf ihre Unzufriedenheit gestattet hatte. „Sei nicht albern", erwiderte sie knapp. „Ich habe dir gesagt, ich suche keinen Ehemann. Und wenn ich es täte, würde ich nicht so ein hohlköpfiges und flatterhaftes Wesen wie Francesca Haughston um Hilfe bitten."
Sie stand auf, zu verärgert, um sich Gedanken über ihre schlechten Manieren zu machen. „Entschuldigen Sie mich, meine Damen. Ich fürchte, ich habe Kopfschmerzen."
Damit drehte sie sich um und verließ das Zimmer, ohne auf eine Antwort zu warten.
Ohne zu ahnen, dass sie das Thema der Unterhaltung zwischen Lady Wyngate und deren Freundinnen war, saß einige Häuserblocks entfernt Francesca Haughston in dem Zimmer ihres Hauses, das ihr am liebsten war. Der Raum war kleiner und gemütlicher als das formelle Empfangszimmer und in einem freundlichen Gelb eingerichtet, das jeden Sonnenstrahl, der durch die nach Westen gerichteten Fenster drang, einzufangen schien. Es war ein angenehmer Ort mit Möbeln, die vielleicht nicht mehr neu, aber bequem und ihr teuer waren. Es war der Raum, den sie am häufigsten benutzte, vor allem im Herbst und Winter, denn er war wärmer als die anderen Zimmer, und es war billiger, hier ein Feuer brennen zu lassen, als im größeren Empfangszimmer. Natürlich war das Feuer jetzt, mitten im August, noch nicht wichtig, aber trotzdem wählte sie diesen Raum, wenn sie allein war.
Da die Saison beendet war und viele Mitglieder des Ton auf ihre Landsitze zurückgekehrt waren, hatte sie im Moment nur wenige Besucher; nur ihre engen Freunde. Die Konsequenz war, dass das formelle Empfangszimmer geschlossen war und Francesca ihre Zeit hier verbrachte.
Nun saß sie an einem kleinen Sekretär am Fenster, ihr Haushaltsbuch vor sich. Sie hatte sich mit den Zahlen beschäftigt, aber der Bleistift lag jetzt zwischen den Seiten, und sie blickte auf den kleinen Garten an der Seite des Hauses hinaus, wo die Rosen ein letztes Mal vor dem Herbst ihre ganze Farbenpracht und Schönheit entfalteten.
Ihr Problem war wie immer Geld - oder vielmehr der Mangel an ebensolchem. Ihr verstorbener Ehemann war ein unglaublicher Verschwender und ungeschickter Investor gewesen, und als er vor einigen Jahren gestorben war, hatte er ihr wenig mehr als ihre modischen Kleider und ihre Juwelen hinterlassen. Der Besitz war natürlich ein Familienerbe gewesen und somit an seinen Cousin gegangen, sodass sie nur noch in London ein Zuhause hatte, ein Haus, das Andrew selbst gekauft und ihr vermacht hatte. In dem Versuch zu sparen, hatte sie einen ganzen Flügel geschlossen, wenn auch mit Bedauern viele der Diener entlassen und nur das allernötigste Personal behalten. Auch ihre persönlichen Ausgaben hatte sie sehr eingeschränkt.
Trotzdem reichte es gerade einmal zum Überleben. Die einfachste und offensichtlichste Möglichkeit, wieder zu Wohlstand zu kommen - eine neue Heirat -, hatte sie nicht einmal in Erwägung gezogen. Es müsste ihr schon noch deutlich schlechter als jetzt gehen, bevor sie bereit wäre, diesen Pfad noch einmal zu beschreiten.
Sie hörte ein Geräusch an der Tür und wandte den Kopf um. Ihre Zofe Maisie stand zögernd da und blickte sie unsicher an. Francesca lächelte und bedeutete ihr, einzutreten.
„Mylady, ich wollte Sie nicht stören, aber der Schlachter hat wieder einen Mann geschickt, und der ist diesmal noch hartnäckiger. Die Köchin sagt, dass er ihr kein Fleisch mehr verkaufen wird, bis der ausstehende Betrag bezahlt ist."
„Natürlich." Francesca öffnete die schmale Schublade ihres Sekretärs und griff nach ihrer Geldbörse. Sie nahm eine Goldmünze heraus und hielt sie dem Mädchen hin. „Das sollte reichen, um ihn erst einmal zufriedenzustellen."
Maisie nahm die Münze, blieb aber stehen und sagte mit einem besorgten Gesichtsausdruck: „Ich könnte etwas für Sie verkaufen, wenn Sie wollen. Vielleicht den Armreif."
In den Jahren nach dem Tod ihres Ehemannes hatte Francesca viel von ihrem Schmuck und eine Anzahl anderer wertvoller Gegenstände verkauft, um zu überleben. Es war Maisie
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