Geheimnis Um Mitternacht
Francesca schüttelte den Kopf. „Nein, ich werde ihn im Moment nicht verkaufen. Man muss schließlich noch etwas in Reserve haben."
Maisie sagte nur in unverbindlichem Ton: „Ja, Mylady", während sie die Münze in die Tasche steckte und sich umdrehte, um den Raum zu verlassen. An der Tür blieb sie stehen und warf ihrer Arbeitgeberin einen letzten abschätzenden Blick zu, bevor sie hinaus in den Gang trat.
Francesca war der Blick nicht entgangen. Sie wusste, dass die Zofe neugierig war, aber Maisie war keine, die ihre Nase in Angelegenheiten steckte, die sie nichts angingen; Francesca hätte ohnehin keine Antwort für sie gehabt.
Der Armreif und Rochford waren Themen, mit denen man sich besser nicht genauer befasste.
Aber sie musste wirklich darüber nachdenken, was sie tun sollte, um bis zur nächsten Saison durchzukommen. Die begann im April, und erst dann würde es wieder Debüts bei Hof und eine große Anzahl von Abendgesellschaften, Bällen und Soireen geben, bei denen Eltern ihre heiratsfähigen jungen Töchter vorzeigen und prüfen konnten, was es an möglichen Ehemännern gab. Es war unwahrscheinlich, dass sie vorher eine Mutter oder einen Vater treffen würde, der seine Tochter verheiraten wollte.
Es gab natürlich die sogenannte Kleine Saison zwischen September und November, zu der einige Mitglieder der feinen Gesellschaft, gelangweilt von ihrem Aufenthalt auf dem Land, zu den Vergnügungen in London zurückkehrten. Doch sie war nicht wie die richtige Saison der Hauptschauplatz bei der Jagd nach potenziellen Ehemännern. Es gab viel weniger junge Mädchen und deutlich weniger Menschen, die an einer Gesellschaft teilnahmen. Francesca wusste, dass es äußerst fraglich war, in dieser Zeit eine Anwärterin zu finden, der sie
„helfen" konnte.
Auch wenn die Bezahlung, die sie ihm gegeben hatte, den Metzger für einige Wochen zufriedenstellen würde, so gab es doch eine Anzahl anderer Gläubiger, die sie schon bald belästigen würden, und sie hatte nicht genug, sie alle zu bezahlen. Vielleicht würde sie ein Silbertablett oder etwas Ähnliches finden, das sie verkaufen könnte. Sie würde auf den Speicher gehen und die Truhen durchsuchen müssen. Aber selbst wenn sie etwas fand, glaubte sie nicht, dass ein oder zwei kleine Silberstücke sie bis in den April bringen würden.
Natürlich könnte sie das Haus verschließen und nach Redfields gehen, wo sie aufgewachsen war. Sie wusste, dass ihr Bruder Dominic und seine neue Frau sie herzlich willkommen heißen würden. Aber sie wollte sich dem frisch verheirateten Paar nicht aufdrängen, das eben erst aus den Flitterwochen zurückgekehrt war. Es war schlimm genug, dass seine Eltern in dem Herrenhaus die Straße herunter wohnten. Es wäre unfair, ihnen auch noch eine Schwester aufzudrängen.
Nein, sie würden einen Monat zu Weihnachten in Redfields verbringen, nicht mehr. Ansonsten könnte sie dem Beispiel ihres guten Freundes Sir Lucien folgen, der es bei einem finanziellen Engpass immer schaffte, sich eine Einlandung auf den einen oder anderen Landsitz zu erschmeicheln. Natürlich war ein attraktiver, unterhaltsamer Junggeselle ein begehrter Gast, da es immer zu viele Frauen zu geben schien. Außerdem hasste sie es, jemanden zu einer Einladung überreden zu müssen.
Vielleicht wäre es besser, eine ihrer Verwandten zu besuchen. Da war Tante Lucinda mit ihrer tödlich langweiligen Tochter Maribel. Sie wären nur zu glücklich, sie in ihrem Cottage in Sussex willkommen zu heißen. Nach ihrer Zeit dort könnte sie einige Wochen mit Cousine Adelaide verbringen, die in einem großen, verwinkelten Herrenhaus in Norfolk lebte und sich über jeden Besucher freute, der ihr half, ihre große Kinderschar zu beaufsichtigen.
Andererseits könnte es auch nicht schaden, einigen Freunden zu schreiben und zu erwähnen, wie tödlich langweilig es nun in der Stadt war, da alle weg waren ...
Als das Dienstmädchen eintrat, wurde sie von ihren Gedanken abgelenkt. „Mylady, Sie haben Besuch." Sie warf einen ängstlichen Blick über ihre Schulter, drehte sich wieder zu Francesca um und sagte schnell: „Ich habe gebeten, mich erst einmal nachsehen zu lassen, ob Sie zu Hause sind ..."
„Unsinn!", erklang eine laute Frauenstimme. „Für mich ist Lady Francesca immer zu Hause."
Francescas Augen weiteten sich. Die Stimme klang vertraut. Sie stand auf, getrieben von einem vagen, aber machtvollen Gefühl düsterster Vorahnung. Diese Stimme ...
Eine große, stämmige,
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