Geheimnis um Schloss Krähenstein - ein Bodensee-Krimi für Kinder
ihre Mundwinkel zuckte es verdächtig.
„Nun, wir dachten uns, dass ihr zwei zu Markus und Sibylle an den Bodensee fahrt“, antwortete ihr Vater. „Dann könnt ihr den ganzen Sommer über mit Max und Tim im Bodensee baden und auf Tom und Jerry reiten.“
„Louis“, sagte Lara und starrte auf die Brötchen, die niemand mehr essen wollte.
„Wie bitte?“, fragte ihr Vater verwirrt.
„Die Ponys heißen Jerry und Louis.“
„Ach so, ja, na dann eben auf Jerry und Louis. Na, was haltet ihr von der Idee?“
Lara und Flo schwiegen. Markus war ein alter Schulfreund ihres Vaters und Sibylle dessen Frau. Sie hatten zwei Söhne, Max und Tim, und wohnten in einem Haus außerhalb von Konstanz auf dem Land. Man hatte einen wunderschönen Blick von ihrer Terrasse aus auf den Bodensee. Und nebenan war ein altes Bauernhaus, zu dem zwei Ponys gehörten, Jerry und Louis, auf denen Lara und Flo immer reiten durften, wenn sie bei Markus und Sibylle zu Besuch waren. Und das waren sie oft. Nur bisher nie alleine.
Dabei hatten sie sich doch schon so sehr auf den gemeinsamen Urlaub in Italien gefreut. Papa bekamen sie ohnehin nicht so oft zu Gesicht, da er immer so viel für seine Firma arbeiten musste. Und jetzt auch noch Kanada!
„Wo ist Kanada?“, unterbrach Flo schließlich die Stille.
„In Nordamerika, mein Schatz“, erklärte ihre Mutter. „Ich zeige es dir später auf dem Globus, ja?“
„Nordamerika? So weit weg? Ich weiß, wo Nordamerika ist. Da leben die Indianer!“, rief Flo und sprang von ihrem Stuhl auf. Jetzt zuckten ihre Mundwinkel noch stärker und schließlich kullerten ihr zwei riesige Tränen die Wangen hinunter. „Du sollst nicht nach Kanada“, sagte sie zu ihrem Vater mit verweinter Stimme.
Flos Vater biss sich auf die Unterlippe. „Es geht aber nicht anders, meine Süße“, sagte er schließlich schweren Herzens.
„Und ihr seid doch so gerne am Bodensee!“, versuchte es ihre Mutter.
„Ich will aber nicht an den Bodensee!“, maulte Flo und stampfte mit dem Fuß auf.
„Aber Flo, sieh mal, dann können wir jeden Tag reiten und baden und mit Max und Tim spielen“, sagte Lara schnell, die den hilflosen Blick ihrer Mutter gesehen hatte.
„Trotzdem“, jammerte Flo, „ich will aber bei Mama und Papa bleiben.“
„Es geht aber nicht anders, mein Engelchen“, sagte ihr Vater und streichelte ihr über den Kopf.
„Und ich komme euch jedes Wochenende besuchen“, fügte ihre Mutter betont fröhlich hinzu.
„Versprochen?“, fragte Lara.
„Versprochen“, sagte ihre Mutter. „Wir haben auch schon alles mit Markus und Sibylle geklärt. Sie freuen sich bereits auf euch. Und vor allem Max und Tim. Die können es kaum erwarten, euch wiederzusehen.“ Flo kroch zu ihrer Mutter auf den Schoß. Sie weinte immer noch und vergrub ihr Gesicht in deren Brust. „Wir sind mindestens genauso traurig wie ihr“, fügte ihre Mutter noch hinzu und wiegte Flo sanft hin und her. „Wir würden doch genauso gerne die Sommerferien mit euch verbringen. Bis letzte Nacht haben wir noch versucht, eine andere Lösung zu finden, doch es war nichts zu machen.“
„Mensch, Flo, sechs Wochen am Bodensee mit Jerry und Louis“, sagte Lara und sie hatte Mühe, begeistert zu klingen, da auch sie den Tränen nahe war. „Stell dir das doch mal vor! Wir werden so viel Spaß haben!“
„Und ich gehe heute Nachmittag mit euch in die Stadt. Da kaufen wir für jede von euch einen neuen Koffer und neue Badesachen und was ihr sonst noch so braucht, einverstanden?“, fragte Laras und Flos Mutter.
„Au ja!“, rief Lara.
„Und du, mein Lockenköpfchen?“, fragte Flos Vater. „Möchtest du auch einen eigenen Koffer und neue Badesachen?“ Flo nickte, ohne ihren Kopf von der Brust ihrer Mutter zu nehmen. Erleichtert sahen sich ihre Eltern an. Das wäre also geschafft.
Laras und Flos Mutter hatte ausnahmsweise von ihrem Chef für den Nachmittag frei bekommen, um mit den Kindern alles Nötige zu regeln. Nachdem sie Flo zum letzten Mal vom Kindergarten und Lara von der Schule abgeholt hatte, gingen sie zuerst einmal in die Freiburger Innenstadt, um dort eine riesige Portion Eis zum Mittag zu essen. Erstens hatte Lara fast nur Einsen im Zeugnis, was schließlich gefeiert werden musste, zweitens war es ohnehin zu heiß, um irgendetwas anderes zu essen, meinte ihre Mutter. Die Sonne stach so heiß vom Himmel herunter, dass man kaum noch atmen konnte.
„Man könnte heute direkt Pfannkuchen auf der Straße backen“,
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