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GEHEIMNISSE DER NACHT

GEHEIMNISSE DER NACHT

Titel: GEHEIMNISSE DER NACHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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auf. Sie hatte nicht vor, zu schlafen.
    Morgan war schwach und fühlte sich wie gerädert, als sie aufwachte. Und in ihr war ein leeres hohles Gefühl, das von etwas tief in ihrer Mitte ausstrahlte und widerhallte. Ein Sehnen … nach Dante. Es war mehr als einfaches Begehren. Es war mehr als menschliche Liebe. Es war ein Schmerz, ein verzweifeltes, endloses Brauchen. Das seelentiefe Verzehren einer Frau am Rande des Hungertods.
    Sie biss die Zähne zusammen, stand auf, bemerkte, dass immer noch Tageslicht durch die dünnen Vorhänge vor den Terrassentüren fiel, und verfluchte es stumm. Selbst wenn Dante überlebt hatte – Lieber Gott, bitte! –, würde er nicht zu ihr kommen können. Nicht jetzt. Nicht bei Tageslicht.
    Sie schleppte sich müde ins Badezimmer, wollte eine schnelle Dusche und wusste doch, dass ihr die Energie dazu fehlte. Auf keinen Fall würde sie es schaffen, in die Dusche zu steigen, sich abzuschrubben, abzuwaschen und fertig zu machen. Nein, aber es gelang ihr, die Hähne aufzudrehen und ihre Kleider auszuziehen. Sie stellte sich mit den Händen an die Duschwand gestützt hin und ließ ihren Kopf hängen. Sie konnte den Tag so nicht überstehen. Sie brauchte …
    Sie wusste, was sie brauchte. Sie brauchte Dante. Sie brauchte ihn in sich, sein Feuer, das Leben in ihre Adern brannte. Er hatte ihr zu viel genommen. Nicht um ihr wehzutun, das wusste sie. Er hatte nur tun wollen, um was sie ihn gebeten hatte. Sie zu dem machen, was er war. Sie aussaugen und mit seinem eigenen Leben füllen. Stiles Unterbrechung kam sie teuer zu stehen.
    Etwas, ein geschärfter Sinn womöglich, ließ sie den Kopf heben und lauschen. War noch jemand im Haus?
    Diese Fremden von letzter Nacht? Waren die noch da?
    Sie musste zugeben, dass sie für die Frau, die anscheinend tatsächlich ihre Schwester war, eine gewisse Wärme empfand. Aber jeder, der Dante Leid zufügen wollte, war ihr Feind. Sie würde ihn beschützen, egal mit welchen Mitteln. Egal, mit wem sie kämpfen musste.
    Sie griff nach einem Handtuch und verließ die Dusche, sauberer, aber nicht kräftiger, und nur ein wenig wacher. Vor ihrem Spiegel blieb sie stehen, ließ das Handtuch zu Boden fallen und betrachtete sich. Wie konnte Dante sie in diesem Zustand wollen? Sie war dünn. Schwach. Blass. Sie hob ihr Kinn und betrachtete die Stelle an ihrem Hals, wo er sie gebissen hatte. Ihr Körper kribbelte bei der Erinnerung an das Gefühl, das sein Biss in ihr ausgelöst hatte. Die vollkommene Hingabe. Sie war ganz sein gewesen – und es hatte ihr gefallen.
    Dann kniff sie die Augen zusammen und legte ihre Finger behutsam an die Haut ihres Halses. Da waren keine Wunden. Keine Einstiche, obwohl sie wusste, letzte Nacht waren sie noch da gewesen. Sie trat näher an den Spiegel und sah mit gerunzelter Stirn noch einmal hin. Ganz schwache Stellen, kaum rosa gegen das Weiß ihrer Haut, deuteten noch an, wo seine Zähne sich in ihr Fleisch gegraben hatten. Die Löcher und die Blutergüsse darum herum waren verschwunden. Die Male, die blieben – selbst sie schienen vor ihren Augen zu verschwinden.
    „Es war wirklich“, flüsterte sie, „ich weiß, das war es.“
    Sie zog sich einen Morgenmantel an, einen anderen, aus scharlachroter Seide, und hoffte, die Farbe würde ihr Kraft geben. Sie bürstete sich die Haare, auch wenn es sie furchtbar ermüdete, und schleppte sich schließlich die Treppen hinunter, um sich den Eindringlingen zu stellen. Sie musste diese Leute davon überzeugen, dass es ihr gut ging, und sie loswerden. Sonst konnte Dante nie wieder zu ihr kommen.
    Am Fuß der breiten, geschwungenen Treppe blieb Morgan stehen und starrte über den Flur die offenen Türen ihres Zufluchtortes an. Ihr Arbeitszimmer. Niemand durfte es betreten. Sie dachte an die Dielen unter dem Teppich und den verborgenen Raum darunter, in dem Dante vielleicht gestern Nacht Zuflucht gefunden hatte. Ihr Herz flatterte, und Wut stieg schneller als zuvor in ihr hoch. Trotz ihrer Schwäche raste sie durch den Flur und in ihr Arbeitszimmer.
    Maxine stand dort, sah wunderschön aus, lebendig und gesund. Sie starrte die Zeichnungen von Dante an, von denen die Wände bedeckt waren, fasste nichts an, durchsuchte nichts, starrte einfach.
    „Diese Türen sind aus einem bestimmten Grund abgeschlossen“, flüsterte Morgan, um Beherrschung bemüht.
    Erschrocken zuckte Maxine zusammen und sah Morgan mit großen Augen an. „Du hast recht, es tut mir leid, ich konnte einfach … ich konnte

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