GEHEIMNISSE DER NACHT
aber schon krank gewesen?“, hakte Lou nach.
David atmete tief durch. „Hören Sie, Morgans Karriere geht gerade erst los. Ich will nicht, dass etwas davon an die Öffentlichkeit gerät.“
„Wir wollen keine Geschichte für die Regenbogenpresse, David“, beruhigte Maxine den Mann. „Wenn wir das wollten, würde das mit dem verschollenen Zwilling schon ausreichen. Irgendetwas stimmt hier nicht, und ich – wir wollen ihr nur helfen.“
David senkte seinen Kopf. „Ich fürchte, man kann nicht viel für sie tun. Sie, ähm … sie hat eine seltene Krankheit. Ein Antigen in ihrer Blutbahn, das die Wissenschaft verblüfft. Niemand scheint zu wissen, warum, aber Individuen, die dieses Antigen in sich tragen, fangen normalerweise mit Mitte zwanzig an, schwächer zu werden, und leben kaum länger als bis Anfang dreißig.“
„Was … was soll das heißen?“, flüsterte Maxine und sah ihm in die Augen. „Wird sie …“
„Es tut mir leid. Ich weiß, das muss ein Schock für Sie sein.“ David seufzte, senkte den Kopf und kniff sich in die Nasenwurzel. „Sie weiß es, seit sie ein Teenager war“, fuhr er fort, ohne aufzusehen, „verdammt, genau deshalb war sie so ambitioniert, und deshalb wollte sie das Skript auch sofort produziert wissen, obwohl sie noch so jung war. Sie wusste, ihr bleibt dazu nicht viel Zeit.“
Maxine saß regungslos da und starrte ihn an. Ihre Augen brannten, ihre Gedanken wirbelten durcheinander. „Das … das stimmt nicht, das … das kann nicht wahr sein“,
„Max“, fing Lou an.
„Das ist es nicht, Lou!“ Sie warf einen Blick zu David Sumner. „Sie sagen also, sie muss sterben?“
„Wir hatten nicht erwartet, dass es sich so schnell verschlechtert, aber …“
„Oh, Gott“, murmelte Lou.
Ihre Wut stieg ins Unermessliche. Schließlich schlug sie mit der Faust auf den Tisch. „Das ergibt doch vorn und hinten keinen Sinn. Ich weiß nicht, was noch mit ihr nicht stimmt, aber der Zustand, in dem sie jetzt ist, kommt daher, dass sie gestern Nacht von einem Vampir angegriffen wurde.“
David Sumner schwieg, betrachtete sie, dann Lou, dann wieder sie. „Das ist nicht sehr lustig.“
„Ich habe die Wunden an ihrem Hals gesehen. Ich habe nachgesehen, während ich oben bei ihr war und sie geschlafen hat, und als sie aufgewacht ist, habe ich sie darauf angesprochen, und sie hat es zugegeben.“ Sie sprach zu schnell, und sie konnte sehen, dass sie Sumner einen verdammten Schrecken einjagte. „Dante ist echt. Sie hat es zugegeben! Auch wenn sie darauf besteht, dass er keine Bedrohung für sie darstellt.“
Sumner erhob sich. Er sah nervös aus. „Jetzt wo ich hier bin, sollten Sie zwei vielleicht wieder gehen. Ich bin wirklich dankbar für Ihre Hilfe, aber …“
„Jetzt hält er uns für geisteskrank, Max. Mensch, kannst du es nicht ein einziges Mal subtil versuchen?“
Sie warf Lou einen erbosten Blick zu. „Du hast die CD doch mitgebracht?“
„Habe ich.“
„Dann zeig sie ihm. Zeig sie ihm verdammt noch mal einfach.“
Als Lou aufstand, sah es aus, als täten ihm alle Knochen weh. Wahrscheinlich taten sie das tatsächlich, von der Verfolgungsjagd gestern Nacht. Er blickte zu David Sumner. „Geben Sie mir eine halbe Stunde Zeit, Sumner. Wenn Sie dann immer noch glauben, wir seien ein paar dahergelaufene Wahnsinnige, verschwinden wir. Ohne Aufstand. Okay?“
Sumners Blick wanderte von einem zum anderen. „Ich … glaube schon.“
„Gut. Gibt es hier einen Computer?“
„Im Arbeitszimmer, aber das schließt Morgan immer ab. Sie hasst es, wenn jemand es betritt.“ Die Worte brachten Maxines Fühler zum Zittern. „Ich habe einen Laptop im Auto“, fügte der große Mann hinzu.
„Dann holen wir den.“ Lou blickte zurück zu Maxine. „Du solltest wohl lieber etwas schlafen. Letzte Nacht hast du kein Auge zugemacht. Das Bett in deinem Zimmer war heute Morgen noch frisch bezogen.“
Die Augenlider fielen ihr fast zu, als sie Lou zunickte. „Vielleicht mache ich das. Wo ist eigentlich Lydia?“
„Ist heute Morgen als Erstes losgegangen. In die Stadt, um Vorräte zu kaufen, hat sie gesagt. Sie kommt wieder.“
Maxine runzelte die Stirn und überlegte sich, selber einen Spaziergang auf dem Grundstück zu unternehmen – vielleicht würde die frische Luft sie aufwecken. Aber ihre Augenlider und ihre Muskeln erhoben Einwände gegen diesen Plan; also stürzte sie ihren Kaffee hinunter, als wäre er ihr Lebenselixier, und füllte ihren Becher noch einmal
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