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GEHEIMNISSE DER NACHT

GEHEIMNISSE DER NACHT

Titel: GEHEIMNISSE DER NACHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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Schwäche in ihren Beinen und das Schwindelgefühl, das sie oft überkam, wenn sie zu schnell aufstand. „Man kann nie zu reich sein oder zu dünn“, witzelte sie. „Und außerdem, wenn alles gut geht, muss ich in ein paar Wochen in einem Kleid gut aussehen, das sich einer von diesen Designern ausgedacht hat.“
    Klar. Als würde sie diesen Ort je wieder verlassen. Nicht einmal dafür.
    Sie gingen über die Fliesen zu der Doppeltür, die in ihr Arbeitszimmer führte. Der Kamin funktionierte jetzt mit Gas, und nachdem sie den Raum betreten hatten, feuerte Morgan ihn als Erstes an. Auf dem neu versiegelten Parkettfußboden lagen sündhaft weiche Orientteppiche. Der Schreibtisch war ein Nachbau, der Computer das neueste Modell. Und an den Wänden hingen dicht an dicht Bilder von Dante. Holzkohlezeichnungen, die sie selber angefertigt hatte, statt Aufnahmen aus ihren Filmen. Der Schauspieler, der ihn verkörperte, machte seinen Job ausgezeichnet, natürlich, aber er war nicht Dante. Sie kannte ihren Helden.
    Es gab eine Zeichnung von ihm als kleinen Jungen mit großen dunklen Augen, der zu einer wunderschönen Zigeunerin aufsah, die um ein Lagerfeuer tanzte. Auf einer anderen Zeichnung saß er an seinem Schreibtisch und grübelte über seinen Tagebüchern.
    „Das ist fast gruselig“, sagte David und schauderte kaum merklich, als er das große Zimmer durchquerte, sich hinsetzte und eine Fernbedienung in die Hand nahm. „Wird er dir nie über?“
    Morgan blieb neben einer weiteren Zeichnung stehen und sah in die ausdrucksvollen Augen des Objekts. „Ich kenne jede Falte und jede Kontur seines Gesichts“, flüsterte sie. Dann, als die Stille sich immer weiter ausbreitete, schüttelte sie sich und zwang sich zu einem Lächeln. „Natürlich ist das unmöglich. Das alles sind nur Hirngespinste, die meine Fantasie aus dem Material der Ta… der Drehbücher zusammengebastelt hat. Aber es scheint so echt. Ich sehe ihn in meinen Träumen, so wirklich, als wäre er real.“ Sie lächelte. „Ich kenne sogar den Klang seiner Stimme.“
    „Autoren“, murmelte David. Er drückte auf einen Knopf, und die Türen der nachgebildeten antiken Vitrine öffneten sich, bis dahinter ein Großbildfernseher zu sehen war. Er drückte auf einen weiteren Knopf, um ihn anzuschalten, und einen, um den Kanal zu wählen. „Mir würde er über werden“, meinte er, „egal, ob real oder nicht.“
    „Ich könnte in ihm ertrinken, und er würde mir doch nicht zu viel werden“, gab Morgan zu. „Manchmal glaube ich, ich tue genau das. Ich ertrinke in ihm.“
    Als David nicht antwortete, schaute sie zu ihm hinüber und bemerkte seinen merkwürdigen Blick. Morgan lachte kurz, um seinen sorgenvollen Blick zu verscheuchen. „Wir Kreativen müssen doch von Natur aus exzentrisch sein. Verzieh dein Gesicht nicht so, das gibt Falten.“
    Er wendete sich mit einem Seufzen ab und blickte wieder zum Fernseher. Dann schnappte er sich die Fernbedienung und stellte den Ton lauter. „Da ist es!“
    Das berühmte Paar auf dem Podium verlas abwechselnd eine Liste, und Morgan schien es, als würde dieser kurze Clip länger dauern als jeder zweistündige Film, den sie je ertragen hatte. Sie kippte ihren Drink hinunter und wartete, bis sie zu dem Teil kamen, der sie interessierte.
    „In der Kategorie ‚Bestes Originaldrehbuch‘ sind nominiert …“
    Ein Brummen schien ihren Kopf anzufüllen, das ganze Zimmer, ihre Ohren. Sie konnte nicht mehr hören, was sie sagten, aber plötzlich sah sie auf dem Bildschirm neben vier Namen auch ihren eigenen. „Morgan De Silva für Twilight Hunger .“
    David sprang auf und drückte sie fest an sich. Er lächelte und lachte und sprang von einem Fuß auf den anderen, während er sie immer noch festhielt. Morgan ergab sich der überwältigenden Dunkelheit, die in ihr aufstieg, und sackte in seinen Armen zusammen.
    Sie lag auf der Couch, als sie die Augen wieder öffnete. David saß dicht neben ihr und hielt ihre Hand. „Da bist du ja wieder. Alles in Ordnung. Das Ganze hat dir wahrscheinlich mehr bedeutet, als mir klar gewesen ist.“
    „Das ist es nicht …“, fing sie an. Dann erinnerte sie sich an das, was gerade geschehen war.
    Lieber Gott, es stimmte. Sie war für die höchste Auszeichnung der Filmindustrie nominiert. Für eine Arbeit, die nicht einmal ihre eigene war. Sie hatte nie erwartet, dass es so weit gehen würde. Und doch hatte sie es gewusst. Es musste einfach so sein. Die Geschichten waren zu gut, um

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