GEHEIMNISSE DER NACHT
aus.
„Sie haben gesagt, der Mann hat Ihnen seinen Namen genannt“, brachte er sie wieder zurück zum Thema.
„Ja. Stiles. Frank Stiles. Es ist mir zu dem Zeitpunkt nicht wie ein ausgedachter Name vorgekommen.“
Er schrieb ihn auf.
„Er hatte einen Notizblock, genau wie Ihren. Einen Füller, keinen Bleistift. Hat gesagt, er hätte auf die Gelegenheit gewartet, mich wegen meiner Nominierung zu interviewen, und dass er sechs Stunden durchgefahren ist, damit er seinen Abgabeschluss noch schafft.“
Der Mann nickte. Er wusste von der Nominierung. Seit sie die Leuchtschrift am Kino gesehen hatte, war Morgan klar, dass jeder in der Stadt es mittlerweile wissen musste.
„Was ist dann geschehen?“
Sie atmete durch. „Ich habe ihn hier hereingebracht. Er hat dort gesessen.“ Sie zeigte auf den Stuhl. „Hat mir ein paar Fragen gestellt. Dann hatte ich das Gefühl, er ist gar kein richtiger Reporter.“
„Wirklich. Was hat er gesagt, das Sie zu der Annahme gebracht hat?“
Sie blinzelte. „Ich weiß nicht. Nichts, eigentlich, es war nur so ein Gefühl.“ Sie zuckte mit den Schultern und ging schnell zum nächsten Punkt über. „Ich habe ihn gebeten, zu gehen, und er hat sich geweigert. Er erschien mir irgendwie bedrohlich, also habe ich auf den Alarmknopf an der Sicherheitsanlage gedrückt. Sobald er gemerkt hat, was ich getan habe, ist er weggerannt.“
„Er hat Ihnen also auf keine Weise Schaden zugefügt?“
„Nein.“
„Und er hat nichts mitgenommen?“
„Nein.“
Sandy klappte seinen Notizblock zu. „Ich kann nicht erkennen, dass hier ein Verbrechen verübt wurde.“
Sie legte ihren Kopf zur Seite und starrte ihn an.
„Na ja, nicht sofort zu gehen, wenn man darum gebeten wurde, ist noch kein kriminelles Verhalten.“
Sie seufzte. „Wahrscheinlich nicht. Aber es kommt auch nicht jeden Tag vor, Officer. Ich meine, ich will hier nicht als Zicke rüberkommen, aber ich bin schließlich schon irgendwie berühmt. Ich glaube, er will etwas von mir, und ich glaube, er kommt noch einmal wieder.“
Er sah ihr ins Gesicht. „Besessener Fan? Etwas in die Richtung?“
„Klar. Kann doch sein, oder nicht?“
Das schien besser zu funktionieren als alles, was sie bisher gesagt hatte. Der Officer dachte darüber nach und nickte.
„Warum beschreiben Sie ihn mir nicht erst einmal, Ma’am? Dann können alle ein Auge offen halten.“
Bis ins letzte Detail versuchte sie Frank Stiles zu beschreiben, von seinem vernarbten Gesicht bis zu der Kleidung, die er getragen hatte. Aber sie erwähnte kein einziges Mal, dass er behauptet hatte, für die Regierung zu arbeiten, oder Vampire, oder die Vorwürfe des Plagiats, die der Mann gegen sie erhoben hatte.
Trotzdem sah der Cop immer skeptischer aus, je länger sie ihn beschrieb. „Ich äh … habe mir sein Nummernschild gemerkt, als er weggefahren ist.“
„Haben Sie?“
Sie nickte, zog den Fetzen Papier, auf den sie die Nummer geschrieben hatte, aus der Tasche, und gab sie dem Cop. Er sah sich den Zettel an, dann Morgan. „Kennzeichen aus Maine?“
„Nein. New York.“
„Hmm.“ Er steckte das Papier in seine eigene Tasche. „Kann ich Sie für den Rest der Nacht hier allein lassen, Ma’am?“
Komischerweise kam ihr in den Sinn, dass sie gar nicht allein war. Aber sie war sich nicht einmal sicher, woher der Gedanke gekommen sein mochte, so wenig Sinn ergab er. „Ich komme zurecht. Ich werde die Alarmanlage aktivieren und dieses Mal keinen Fremden mehr reinlassen.“
„Das ist gut. Wir schicken heute Nacht noch ein paar Streifenwagen bei Ihnen vorbei, okay? Wenn irgendwas Merkwürdiges auffällt, kommen die sofort zu Ihnen rein.“
„Merkwürdiges!“ Sie schüttelte kurz mit dem Kopf. „So etwas wie Leichenteile im Vorgarten, eingeschlagene Fenster und Türen und dergleichen?“
Jetzt hatte sie seine Berufsehre verletzt. „Dazu wird es nicht kommen, Ma’am. Mit Ihnen ist ganz sicher alles in Ordnung? Ich könnte Sie in die Stadt fahren, Ihnen irgendwo ein Zimmer besorgen, wenn …“
„Nein. Nein, es geht mir gut. Das ist nur meine verdrehte Art von Humor.“ Er verzog immer noch keine Miene. „Danke, Officer Gray.“ Sie brachte ihn zur Tür und schloss hinter ihm ab, ehe sie die Alarmanlage neu einstellte.
Dann ging sie nach oben, duschte schnell, zog sich ein kühles Nachthemd an und machte es sich mit einem weiteren von Dantes Tagebüchern im Bett bequem.
In dieser Nacht jedoch gelang es ihr nicht, sich darin zu verlieren, nicht
Weitere Kostenlose Bücher